Das Untersuchungsgebiet
Das untersuchte Gebiet umfasst den Bereich zwischen Werdstraße und Clemensstraße im Norden, der Niederkasseler und Köningswinterer Straße im Nordosten, der Bahntrasse im Osten, der Ringstraße im Süden sowie dem Rhein im Westen. Die Sankt Augustiner Straße (B56) unterteilt das Untersuchungsgebiet als Hauptverkehrsachse zwischen der Bonner Innenstadt und dem östlichen Rhein-Sieg-Kreis städtebaulich in zwei Hälften. Direkt südlich der B56 grenzt entlang der Friedrich-Breuer-Straße sowie der Nebenstraßen das Stadtteilzentrum von Beuel an.
Dieser Bereich wird geprägt durch eine große Nutzungsmischung mit vielen Geschäften, Restaurants und kulturellen Angeboten, zugleich aber auch einer untergeordneten Wohnnutzung.
Der nördliche und südliche Bereich des Gebietes wird dagegen vorwiegend durch Wohnnutzungen geprägt, die in den zentralen Bereich teilweise durch gründerzeitlich geprägte Straßenzüge auszeichnet sind (z.B. Combahnviertel) und sich in Richtung der Randbereiche etwas auflockert.
Aktuelle Parksituation
Im Untersuchungsgebiet standen zum Erhebungszeitraum ca. 3.300 öffentlich zugängliche Parkplätze zur Verfügung. Davon etwa 500 auf größeren Sammelparkplätzen und in Tiefgaragen.
Die Parkplätze im öffentlichen Straßenraum sind im Umfeld der Geschäftsbereiche mittels Parkgebühren bewirtschaftet (siehe Abbildung 1). Die Parkplätze in den angrenzenden Wohngebieten sind nicht bewirtschaftet. Insgesamt unterliegen damit ca. 90 % der Parkplätze im öffentlichen Straßenraum keiner Bewirtschaftung.
Die Parkplätze auf größeren Sammelparkplätzen und in Tiefgaragen sind hingegen mit über 65 % mittels Parkgebühren bewirtschaftet. Nur 15 % dieser Parkplätze sind unbewirtschaftet.
Die Parkplätze im öffentlichen Straßenraum sind in mehreren Abschnitten halbseitig oder ganz auf dem Gehweg angelegt. Teilweise sind die verbleibenden Restgehwegbreiten schmaler als 1,50 m. Die Gehwege sind an mehreren Abschnitten aufgrund der parkenden Fahrzeuge nicht mehr barrierefrei.
Für das Abstellen von Fahrrädern sind verschiedene Angebote im Untersuchungsgebiet vorhanden. Diese befinden sich insbesondere in den Geschäftsbereichen und am Bahnhof.
Erhebung des Parkbedarfs nach Nutzergruppen
Um die tatsächliche Auslastung und die im Gebiet parkenden Nutzergruppen zu erheben, wurde gemäß den Bestimmungen des Datenschutzes und nach aktuellem Stand von Wissenschaft und Technik eine Parkraumerhebung durchgeführt. Dazu wurde das Untersuchungsgebiet entsprechend der Struktur und der örtlichen Zusammenhänge in zwei Verkehrszellen geteilt. Die Grenze verlief nördlich und südlich der Augustiner Straße.
Zu festgelegten Intervallen (9 Uhr bis 21 Uhr zweistündig und um 2 Uhr nachts) wurden die parkenden Fahrzeuge erfasst. Mit den Ergebnissen lässt sich die Auslastung und die Parkdauern der Fahrzeuge hinreichend nachvollziehen, um entsprechende Auswertungen abzulesen und die Nutzergruppen zu bestimmen. Beispielsweise können Fahrzeuge die nachts erhoben wurden, Bewohner*innen zugeordnet werden. Fahrzeuge die nur einmal erhoben wurden, können der Nutzergruppe Kund*innen/ Besucher*innen zugeordnet werden. Fahrzeuge mit längeren Standdauern deuten auf Beschäftigte hin.
Innerhalb der Erhebungen wurden so in den jeweiligen Teilbereichen die Gesamtauslastung zu den verschiedenen Uhrzeiten und der Anteil der einzelnen Nutzergruppen (Bewohner*innen, Beschäftigte und Kund*innen/ Besucher*innen) ermittelt.
Ziel einer Parkraumbewirtschaftung ist nicht nur die Ordnung des Verkehrs und die Reduzierung von Behinderungen und illegaler Inanspruchnahme öffentlicher Flächen, sondern in einem integrierten Parkraumkonzept erfolgt auch eine Beschränkung sowie räumliche und zeitliche Zuordnung des Parkraumangebots nach Verkehrszwecken und Nutzergruppen.
Analyse und vorläufige Handlungsempfehlungen
Die Bestandsanalyse des bestehenden Parkraumangebotes zeigt, dass die Gesamtauslastung im Untersuchungsgebiet durchgängig über 80 % liegt. Damit besteht im Gesamtgebiet über den gesamten Tag mindestens ein hoher Parkdruck.
Das hat Auswirkungen auf Kund*innen, die teils erhebliche Probleme haben, im direkten Umfeld der Geschäfte einen freien Parkplatz zu finden. Aber auch für Bewohner*innen, die Ihr Fahrzeug in der Nähe Ihrer Wohnung abstellen möchten.
In der Analyse wird auch ein Verteilungsproblem deutlich, was unter anderem auf die bestehenden Bewirtschaftungsstrukturen zurückzuführen ist. Während sowohl zur Spitzenstunde um 11 Uhr als auch um 2 Uhr nachts viele zentrale Abschnitte im öffentlichen Straßenraum sogar überausgelastet sind (illegales Parken), stehen in direkt angrenzenden Tiefgaragen Parkplätze leer. Auch in den Außenbereichen des Untersuchungsgebietes besteht eine geringere Auslastung.
Diese Analyse spricht für eine flächendeckende Bewirtschaftung des Untersuchungsgebietes. Die konkrete Ausgestaltung soll die verschiedenen Anforderungen möglichst zielgerichtet und verständlich abbilden:
- Bevorzugung Kundenverkehre in Geschäftsstraßen
- Mischnutzung Kundenverkehre / Bewohner*innen im Umfeld der Geschäftsbereiche
- Bevorzugung Bewohner*innen in den Wohnbereichen
Durch die Bewirtschaftung soll insbesondere ein Teil der Nutzergruppe der Beschäftigten aus dem Quartier verdrängt werden. Aufgrund der sehr guten ÖPNV-Anbindung innerhalb des Quartiers ist eine solche Lösung naheliegend. Zusätzlich kann die Situation für Beschäftigte, durch Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements, verbessert werden.
Zudem bestehen Mängel bei der straßenräumlichen Anordnung der Parkplätze. Zugeparkte Gehwege und nicht ausreichende Geh- und Aufenthaltsflächen führen zu Beeinträchtigungen. Im Rahmen des finalen Parkraumkonzeptes soll in diesem Zusammenhang eine Neuordnung des Parkraumangebotes in einzelnen Straßen(-abschnitten) vorgenommen werden. Um in Anbetracht der teilweise schmalen Straßenräume sowohl den Bedürfnissen der parkenden Anwohner*innen als auch der Fußgänger*innen gerecht zu werden, müssen Lösungen und Kompromisse gefunden werden. Dazu ist es von hoher Bedeutung, frühzeitig Prioritäten abzustimmen.
Auch im Themenfeld Fahrradparken konnten Problembereich identifiziert werden. Im Bereich des Bahnhofs und der westlichen Geschäftsbereiche bestand eine sehr hohe Auslastung des bestehenden Angebotes. Zudem fehlt es an dezentralen Angeboten in den angrenzenden Wohnbereichen (Wildparken).
Da Radverkehrsplanung Angebotsplanung ist (wo keine geeignete Abstellanlage, da in der Regel auch kein abgestelltes Fahrrad), kann der zusätzliche Bedarf an Abstellanlagen nur abgeschätzt werden.
Das zusätzliche Angebot geeigneter Fahrradabstellanlagen wird als ein Baustein betrachtet, die Mobilität im Quartier zu verbessern, da Fahrräder deutlich weniger Platz beanspruchen als ein Pkw. Dabei sollen neue Fahrradabstellanlagen die Barrierefreiheit der Fußgänger*innen nicht zusätzlich einschränken, sondern können sogar dazu beitragen, Sichtbeziehungen zu verbessern.
Bestandteile eines Parkraumkonzeptes
Zentrale Bestandteile eines integrierten Parkraumkonzeptes sind grundsätzlich:
- Vereinheitlichung der Parkregelungen,
- Sicherung des Bewohnerparkens durch die Einführung von Bewohnerparkregelungen mit der Anwendung des Mischprinzips
- Gewährleistung einer effektiven Auslastung des Parkraums in Geschäftsbereichen
- Verdrängung eines Großteils der Nutzergruppe der Beschäftigten auf private (in der Regel vorhandenen) Stellplatzanlagen
- Wiedergewinnung von Verkehrsflächen für Fußgänger*innen sowie von Aufenthaltsflächen durch eine Reduktion des Parkraumangebotes
- Integration alternativer Mobilitätsangebote (Fahrradabstellanlagen, E-Ladestationen, Carsharing, etc.)
- Erhöhung der Verkehrssicherheit
Beteiligungsworkshop am 16. August 2023
Am Mittwoch, den 16. August 2023 hat das von der Stadt Bonn beauftragte Ingenieurbüro IKS Mobilitätsplanung die Bestandsanalyse sowie erste mögliche Handlungsoptionen im Rahmen eines Beteiligungsworkshops der Öffentlichkeit präsentiert. Anschließend bot die Veranstaltung Raum zum Diskutieren und Einbringen eigener Erwartungen und Zielvorstellungen sowie zur Beantwortung allgemeiner Fragestellungen bzgl. des Parkraumkonzeptes.
Hier finden Sie die Präsentation aus dem Beteiligungsworkshop.
Online-Beteiligung und weiteres Vorgehen.
Ergänzend zu diesem Beteiligungsworkshop konnten alle Bürger*innen hier auf Bonn-macht-mit.de vom 17. August bis einschließlich 31. August 2023 ihre Anregungen zu den Untersuchungsergebnissen sowie Ihre Anregungen und Erwartungen an ein integriertes Parkraumkonzept abgeben.
Auf Grundlage der Untersuchungsergebnisse sowie unter Berücksichtigung der Anregungen der Bürger*innen erarbeitet die Verwaltung in der Folge ein detailliertes Parkraumkonzept, welches in einem zweiten Beteiligungsformat nochmals vorgestellt wird. Erst im Anschluss daran wird eine Vorlage für die Bezirksvertretung Beuel erarbeitet und abschließend über die Umsetzung des Parkraumkonzeptes entschieden.