Testweise Einrichtung einer Fußgängerzone in der Friedrich-Breuer-Straße

Verkehr-Bauen-Umwelt
Beuel

Die Friedrich-Breuer-Straße hat Potential eine richtig schöne Einkaufs- und Aufenthaltsstraße im Beueler Nebenzentrum zu werden. Leider ist die Aufenthaltsqualität im Moment durch den Verkehr und die parkenden Fahrzeuge stark eingeschränkt. Ich schlage daher vor, testweise zwischen Konrad-Adenauer-Platz und Doktor-Weiss-Platz eine "Fußgängerzone" einzurichten. Dabei würde ich die Durchfahrt für den ÖPNV und Fahrräder erhalten und nur den motorisierten Indualverkehr aussperren. Eine solche Lösung besteht z.B. in der gesamten Karlsruher Innenstadt. Weiterhin müssen natrürlich Liefermöglichkeiten für die Händler zu bestimmten Zeiten bestehen bleiben, was aber in der Fußgängerzone sowieso Standard ist. Den Querverkehr auf der Hans-Böckler- und der Rathausstr. könnte man entweder kappen oder weiterhin queren lassen und nur ein Abbiegen in die Breuer-Straße unterbinden.
Der Aufwand für einen solchen Test wäre sehr überschaubar und ließe sich vermutlich in Form einiger Straßenschilder und temporärer Markierungen verbunden mit Kontrollen am Anfang des Testzeitraumes darstellen. Parkmöglichkeiten gibt es im Parkhaus unter dem Rathaus, unter dem REWE und am Brückenforum genug; evt. würde es sich anbieten die Testphase mit einem vergünstigten "Einkaufsticket" zu subventionieren. Der Durchgangsverkehr kann weiterhin über die B56 fließen und ist nicht signifikant durch die Maßnahme behindert.
Die Erfahrung der Friedrichstr. in der Bonner Innenstadt hat gezeigt welch massive Aufwertung mit der Umwandlung einer Verkehrsstr. in eine Fußgängerzone einhergehen kann. Sollte sich der von mir vorgeschlagene Versuch bewähren wäre im nächsten Schritt natürlich auch eine Bauliche Veränderung der Straßenoberfläche wünschenswert, was aber völlig separat von der Verkehrsregelung betrachtete werden kann.

Stellungnahme der Verwaltung: 

Eine mögliche Umgestaltung der Friedrich-Breuer-Straße als Kern des Beueler Geschäftszentrums wird in den politischen Gremien seit Jahren diskutiert. Dabei werden verschiedenste Alternativen und Handlungsoptionen zumeist sehr kontrovers besprochen. Jedwede Variante zur Veränderung hätte Auswirkungen auf die lokale Verkehrsführung und wäre damit verkehrsplanerisch gesondert zu untersuchen und mit dem Bestreben nach einer gestalterischen Aufwertung zu koordinieren. Es handelt sich also um eine Thematik, die nicht, auch nicht für einen Test, im Rahmen des Prozesses Bürgerhaushalt bearbeitet werden kann.

Kommentare

Finde den Vorschlag bemerkenswert, er sollte praktiziert werden.

Ich finde diesen Vorschlag nicht gut.
Die Friedrich - Breuer - Straße ist die Haupteinkaufsstraße in Beuel und Beuel hat keinen Flaniercharakter. Man kommt, parkt, geht einkaufen und fährt wieder. Da wäre eine Fußgängerzone überflüssig. Das hat man an der Oberen Wilhelmstraße gesehen. Die war auch einmal für Autos gesperrt. Fazit: die Geschäfte gingen kaputt und die Straße wurde zum Einkaufen kaum mehr genutzt, weil unattraktiv.
Das Parken in Beuel ist eh eine Katastrophe und jetzt hat man auch noch viele Parkplätze weggenommen. Das Parkhaus am Rathaus reicht bei weitem nicht aus und das am Brückenforum ist zu weit abseits. Keiner läuft von da unten bis zum Beispiel zur Post.
Man muss es den Käufern einfach machen, sonst kommen sie nicht.
Viele Einzelhändler der Friedrich - Breuer - Straße sind der gleichen Meinung.

Vielen Dank für Ihren Kommentar,
ich würde gerne zu den von Ihnen genannten Punkten Stellung beziehen und darlegen warum ich Ihre Ansichten nicht teile.
In der Tat hat die Friedrich-Breuer-Straße (FBS) im Moment keinen Flaniercharakter. Das liegt aber in meinen Augen eben genau am durch den vom fleißenden und ruhenden Autoverkehr beanspruchten Raum und grade das möchte ich verbessern.
In meinen Augen hat das von Ihnen unterstellte Handelsmodell "kommen, parken, kaufen, fahren" eine sehr geringe Wertschöpfung und sehr schlechte Zukunftsperspektiven. Die Beueler Innenstadt ist für mich kein Oberzentrum, in das Kunden über längere Strecken für gezielte Einkäufe fahren, sondern ein Nebenzentrum das seine Kunden im nahen und mittleren Bereich suchen und finden muss. Alle mir bekannten Studien und Umfragen der letzten Jahre zeigen, dass
* der Anteil der Autonutzung in der Jüngeren, urbanen Bevölkerung stark abnimmt,
* die Wertschöpfung im Einzelhandel für Kunden die mit dem Auto kommen deutlich niedriger ist,
* grade im städtischen Raum Strecken unter 3km bevorzugt nicht mit dem Auto zurück gelegt werden.
(Einige Beispiele, auch wenn ich mir natürlich im Klaren darüber bin, dass diese Studien sich nur sehr bedingt auf Beuel übertragen lassen, würde mich über weiteres Material sehr freuen:
http://www.mobilitaet-in-deutschland.de/pdf/MiD2017_Ergebnisbericht.pdf
https://www.clevere-staedte.de/projekt/f%C3%BCr-den-verband-deutscher-ve...
https://www.rhein-neckar.ihk24.de/blueprint/servlet/resource/blob/397456...).
Das Beispiel der Oberem Wilhelmstraß (OWS) finde ich nicht wirklich passend hier. Die OWS ist ein wesentlich kleinerer Abschnitt der isoliert als Fußgängerzone wesentlich weniger Potential hat in meinen Augen. Die FBS mit ihrer breiteren Anlage, den schon vorhandenen und integrierbaren Freiflächen und ihrem wesentlich breiteren Angebot an verschiedenem Handel und Gastronomie bietet hier in meinen Augen deutlich mehr. Allerdings fände ich es sehr attraktiv die OWS in einem zweiten Schritt, sollte sich der Modellversuch bewähren, mit in die "Beueler Fußgängerzone" einzubeziehen. Außerdem zeigt das Beispiel der Friedrichstr., wie in meinem Vorschlag schon zitiert, dass es durchaus auch Beispiele gibt wo eine Umwandlung sehr gut funktioniert hat.
Bezüglich der Parkproblematik kann ich Ihre Bedenken nicht teilen. Das Parkhaus unter dem Rathaus hat zumindest wenn ich da vorbei komme eigentlich immer noch freie Plätze ausgewiesen. Hier können aber sicher Daten des Betreibers die Diskussion sachlich unterstützen und das ist auch genau ein Punkt, in dem ein Modellversuch Klarheit bringen könnte. Von der Einfahrt des Parkhaus Brückenforum zum Rathausplatz sind es exakt 350m, und hier wäre bereits die nächste Parkmöglichkeit. Die Post wäre in meinem Vorschlag überhaupt nicht Teil des Modellversuchs und wäre weiterhin direkt mit dem Auto erreichbar.
In meinen Augen muss man es Käufern nicht einfach machen, man muss ihnen eine Erlebnis- und Aufenthaltsqualität bieten. Wenn ich es einfach haben will und ein Auto habe fahre ich sowieso nicht in Beueler Innenstadt sondern zum REWE nach Pützchen oder bestelle gleich online.
Alles in allem kann ich Ihre Bedenken aber natürlich verstehen, Veränderung bringt immer Sorgen mit sich. Grade deswegen schlage ich ja auch einen zeitlich begrenzten Versuch vor, um das ganze einfach mal auszuprobieren und die Veränderungen die sich ergeben (im idealfall extern und neutral) begutachten zu lassen. Sollten Ihre Befürchtungen alle eintreten könnte man ja problemlos wieder zum Status Quo zurückkehren.

Auch von meiner Seite vielen Dank für Ihren Beitrag und die Erläuterungen von schaepe. Ich habe selbst für den Vorschlag gestimmt, da auch ich der Meinung bin, dass eine Sperrung für private Kfz Beuel gerade einen Flaniercharakter geben kann. Man stelle sich einfach mal vor, man sitzt vor dem Olivotti bei einem Becher Eis in Ruhe und nicht im rauschenden Verkehr auf dem schmalen Gehweg zwischen sich vorbeiquetschenden Passanten.
Zu den genannten Links kann ich übrigens noch diesen Artikel beisteuern: https://www.spiegel.de/auto/aktuell/autofrei-wie-staedte-versuchen-stras.... Fazit auch dort: Überall, wo in den genannten Städten Straßen für den MIV gesperrt wurden, stieg der Umsatz für die Gewerbetreibenden, da die Aufenthaltsqualität stieg. Wieso also nicht einmal ausprobieren?
Ihr Beispiel mit der Post ist zudem etwas widersprüchlich, denn die Post liegt erstens nicht auf der Friedrich-Breuer-Straße und hat zweitens Parkplätze vor der Tür. Mit dem Auto ist die Post über B56 und Kreuzstraße einfach erreichbar.
Wie stellten Sie bisher bei Ihrem Einkauf auf der Breuer-Straße sicher, dass Sie immer direkt vor dem Laden parken könnten? War dort immer alles frei? Oder mussten Sie dort vielleicht auch mal 200 Meter laufen?
Ich bin jedenfalls froh, dass seit einiger Zeit Poller gegen Falschparker aufgestellt wurden. Denn seit der Corona-Pandemie war kein Platz auf den Gehwegen neben den Warteschlagen. Meine Konsequenz war übrigens: Nicht mehr auf der Friedrich-Breuer-Straße einkaufen gehen, solange es so eng ist. Für mich persönlich wirkt es dadurch paradox und wie ein Hohn, dass die Gewerbetreibenden sich nur für Parkplätze vor der Tür aussprechen anstatt sicherzustellen, dass man in Beuel sicher einkaufen gehen kann bzw. dort gerne einkaufen geht.

Ein kurzer Kommentar auf diesen Einwand auch von mir: Wenn wir die Innenstädte, dazu zähle ich auch diese Straße in Beuel, nicht attraktiver gestalten - und das heißt: Autos raus aus der Stadt! - werden sie bald so oder so nicht mehr genutzt. Keiner braucht mehr mit Autos etwas zu besorgen, dafür gibt's den Online-Versand. Aber Flanieren und Spontankäufe von schönen Dingen, schön ausgestellt, und weitere Erlebnisse (Veranstaltungen, Mitmach-Angebote, Begegnungsmöglichkeiten) dürften die Nutzungsmöglichkeiten von Morgen sein.

Diese Idee ist beschreibt genau das, was ich jedes Mal denke, wenn ich auf dieser Straße zu Fuß unterwegs bin! Bitte umsetzen!

In Bad Godesberg klappt es auch - wir haben hier viel Aufenthaltsqualität in der (relativ) großen Fussgängerzone, Parkplätze vorhanden, aber man muss ein bisschen dorthin gehen, viele größere und kleinere "Events".
Ich war letztes Jahr ein paar Mal in Beuel und mir gefiel das "Flanieren" nicht - zu eng, Autoverkehr, nicht so richtig Aufenthaltsqualität. Aber gute Geschäfte und nette Cafes.
Daher denke ich, man sollte es mal zumindest ausprobieren!