„machbar“ bedeutet nicht sinnvoll oder alternativlos.

„machbar“ bedeutet nicht sinnvoll oder alternativlos.

Die Machbarkeitsstudie hat gezeigt, was wir alle schon lange wissen – sie ist machbar.
Ob sie eine sinnvolle, kosteneffektive, zumutbare Maßnahme ist, die die großen Verkehrsprobleme dieser Stadt lösen kann, darf bezweifelt werden.
Und ob sie besser als andere Alternativen ist, damit beschäftigt sich sie Stadt offenbar schon lange nicht mehr.
Daher bin ich gegen die Seilbahn.

Eine 40 Millionen-Maßnahme, die 3 Millionen/Jahr Verlust machen wird, die im wesentlichen 1 Straße in Bonn um 5-8% entlasten wird – das klingt nicht wirklich nach einem Durchbruch. Ob diese Zahlen überhaupt stimmen, weiß niemand, da sie nur auf Annahmen beruhen.

Natürlich ist es verlockend, daß das Land NRW diese Seilbahn möglicherweise fördern wird, durch „billig“ wird die Seilbahn leider keinen Deut besser.
Natürlich ist es verlockend eine Vorreiterrolle in Deutschland zu übernehmen, aber es hat sicher Gründe, warum keine Stadt in Deutschland so ein Abenteuer bislang gewagt hat. Außerdem frage ich mich warum die Stadt Bonn bislang in anderen Verkehrsfragen nicht mutig, innovativ und nachhaltig die Probleme angepackt hat!
Wäre Bonn eine herausragend Fahrrad- und Fußgängerfreundliche Stadt mit einem attraktivem, preiswerten ÖNV mit vielen Elektrobussen auf Busspuren, Fahrradstationen mit Möglichkeiten Fahrräder unkompliziert zu leihen, wäre vor dem Marienhospital ein Kreisel statt einer Ampel (und nicht nur dort), wären die Fußgänger-Zuwege zum Venusberg beleuchtet, asphaltiert und auch im Winter geräumt....usw., dann wäre es bei weiterhin bestehenden Problemen nachvollziehbar eine Vorreiterrolle mit einer Seilbahn zu übernehmen.
Aber gehe ich davon aus, daß die Stadt die letzten (70!) Jahre verschlafen hat und nun den großen Befreiungsschlag versucht, vermeintlich zum Nulltarif.

Der Hauptknackpunkt der Seilbahn wird sein, ob wirklich diese Fahrgastzahlen erreicht werden und ob es die Seilbahn wirklich schafft die Spitzenzeiten morgens und nachmittags abzupuffern. Das werden wir erst wissen, wenn die Bahn steht, dann ist es leider schon zu spät.
Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß der bequeme Autofahrer ohne Not in eine Seilbahn umsteigt, dafür muss noch viel mehr passieren. Immerhin reden wir von einem Verkehrs-Szenario, das bis 2030 eingetreten sein soll.

Beim Thema Seilbahn ist so viel Spekulation im Spiel, daß ich es viel sinnvoller fände, wenn die Stadt sich um ein umfassendes Verkehrskonzept bemüht. Davon hätte ja alle Bonner Bürger etwas und nicht nur Mitarbeiter der Uniklinik, Telekom, Post u.a. Großunternehmen.
Es ist ein Trauerspiel, daß derzeit die Bewohner der betroffenen Stadteile sich gegenseitig beschimpfen, statt gemeinsam von der Stadt eine nachhaltige Lösung einzufordern.

Kommentare

Da ist nichts mehr hinzuzufügen.

Vielen Dank für Ihren guten Beitrag! Ich bin ganz bei Ihnen! Schicken Sie Ihren Beitrag doch bitte als Leserbrief an die lokalen Zeitungen!

Oha, ihr Beitrag ist glaube ich der beste und Sachlichste, den ich bisher gesehen habe.
Wirklich sehr informiert!

Vielen Dank - Sie haben hier einen, für jeden sehr gut verständlichen Beitrag eingestellt. Fast alle von Ihnen aufgezeigten verschiedenen Themen sind in irgendeiner Form auch in einem Bürgerantrag der Kessenicher Bürgerinitiative "Lebensqualität für Kessenich" enthalten, der auch im Netz einsehbar ist. Internet-Seite: www.lebensqualitaet-fuer-kessenich.de

Der Bürgerantrag befaßt sich mit folgenden Schwerpunkten:

1. Erarbeitung eines Verkehrs- und Parkraum-Konzeptes
2. Echte Bürgerbeteiligung
3. Umsetzung des Bonner Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes
4. Die Erstellung eines städtebaulichen Konzeptes
5. Grüne Lunge für Kessenich & Umgebung erhalten und erweitern
6. Spielflächen für die nächste Generation

Den Bürgerantrag haben namentlich 540 Kessenicher Bürgerinnen & Bürger durch ihre Unterschrift unterstützt. Dieser liegt der Stadtverwaltung und den politischen Instanzen als "Arbeitspapier" vor.

Da haben Sie vollkommen recht - zu viel Spekulation bei der Seilbahn.

Stimmt. Ich teile Ihre gut begründete Skepsis gegen die Seilbahn.

Wenn die Stadt Bonn bislang in anderen Verkehrsfragen nicht mutig, innovativ und nachhaltig die Probleme angepackt hat, muss sie dann dabei bleiben? Oder kann sie auch noch umdenken? Bonn braucht endlich die Verkehrswende, andere Städte machen es doch vor. Und der bequeme Autofahrer wird umsteigen, weil das Autofahren demnächst so unbequem ist, dass er gar nicht anders kann. Soll Bonn den totalen Verkehrsinfarkt abwarten? Dann würde ich Sie gerne mal hören!
Bonn braucht die Seilbahn!