Voraussichtliche Betriebskosten der Seilbahn Bonn
Bereits in der Bürgerveranstaltung in Bad Godesberg am 22.6.2016 wurde die Frage nach den Betriebskosten der Seilbahn gestellt. Prof. Monheim antwortete: die sind ganz gering. Wir brauchen pro Bahnhof maximal zwei Personen, die den Betrieb sichern und Aufsicht führen. Mehr ist nicht nötig. Über die Stromkosten kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nichts gesagt werden.
Also kämen wir laut Monheim auf 4 Personen, das wären im Jahr grob geschätzt 200.000 €. Plus die Stromkosten, über die kann man nur spekulieren.
Sehen wir uns einmal die Seilbahn in Koblenz an. Betreiber ist die Skyglide Event Deutschland GmbH, eine 100% Tochter des österreichischen Herstellers Doppelmayr. Dieser betreibt diese Seilbahn auch als Showroom für urbane Seilbahnen und hat kein Interesse daran, durch erhöhte Preise Investoren oder mögliche Käufer abzuschrecken. Die Investitionskosten für Koblenz sind durch die Bundesgartenschau vom 15. April bis 16. Oktober 2011 bereits eingespielt.
Ein Ticket vom Deutschen Eck zum Ehrenbreitstein kostet 2016 (einfache Fahrt) 6,50 €, Hin- und Rückfahrt 9,00 €. Für 2017 wurden die Preise um 10% erhöht.
Die Strecke ist 890 m lang, also grob vergleichbar mit Bonn vom Hindenburgplatz bis zum Venusberg- Mutter-Kind-Zentrum, wenn auch der Höhenunterschied geringer ist, was sich auf den Energieverbrauch kaum auswirkt. Betrachtet man in Bonn die Strecke 2a, 2b, die den Bahnhof UN-Campus einschließt, wird die Seilbahn wesentlich länger, hat 3 Bahnhöfe und voraussichtlich wesentlich mehr Stützen (mindestens 1 beim UN-Campus, 1 in Höhe der Erich-Kästner Schule, 1 vor und 1 hinter dem Hindenburgbahnhof und 1 oben vor dem Venusbergbahnhof, also insgesamt schätze ich mindestens 5 Stützen. Jede Stütze bedeutet Energieverlust.
Auf der Homepage der Koblenzer Seilbahn findet man auch einige techn. Daten, unter Anderem die Leistung der Seilbahn, 1300 PS. Umgerechnet sind das 956 kW, das ist schon ganz ordentlich.
Daraus kann man schließen, dass der für die Bonner Seilbahn prognostizierte Wert von 425 kW für den kleinen Fall Hindenburgplatz-Venusberg wahrscheinlich realistisch, für die Strecke 2a und 2b womöglich schon zu niedrig angesetzt ist.
Weiterhin findet man auf der Website der Seilbahn Koblenz unter Team folgendes Bild: http://www.seilbahn-koblenz.de/team.html
Abgebildet sind dort 28 Personen.
Genannt werden in der dort folgenden Liste:
1 Geschäftsführer, 1 Assistentin der Geschäftsführung und Personal, 1 Ticketing, 1 Marketing und Vertrieb, 1 Finanzen und Ticketing, 1 Betriebsleiter, 2 Stellvertretender Betriebsleiter, 1 Maschinist, 1 Kassendienstleitung, 13 weitere Personen ohne Angabe der Funktion. Ergibt in der Liste Summa Summarum 23 Personen.
Die auf dem Foto abgebildeten 28 Personen umfassen wahrscheinlich noch Urlaubs- und Krankheitsvertretungen.
Die Koblenzer Seilbahn läuft in den Sommermonaten von 9:30 bis 19:00 Uhr, zusammen mit Anfahren und Herunterfahren sind das etwa 10 Stunden täglich. In den Wintermonaten läuft sie von 9:30 bis 17:30, also insgesamt ca.8,5 Stunden täglich.
Geht man einmal von den durchschnittlichen Betriebszeiten aus, so kann der Betrieb an 7 Tagen die Woche mit 2 Schichten abgedeckt werden.
Bezogen auf die Bonner ÖPNV-Seilbahn fallen folgende Mitarbeiter wahrscheinlich nicht an:
1 Geschäftsführer, 1 Assistentin der Geschäftsführung und Personal, 1 Ticketing, 1 für Finanzen und Ticketing, vielleicht 1 Stellvertr. Betriebsleiter. Bleiben 23 bzw. 18 für 2 Bahnhöfe mit 2 Schichten.
In Bonn mit 18 Stunden Betrieb und 7 Tagen die Woche und auch vollem Betrieb im Winter muss man von 3 Schichten täglich je 6 Stunden ausgehen, das ergäbe etwa 42 Wochenstunden. Außerdem sind in Bonn 3 Bahnhöfe zu bedienen. Also ergäben sich mit den Personen aus dem Foto reduziert um die wahrscheinlich nicht notwendigen:
23 Personen* (3 Bahnhöfe)/(2 Bahnhöfe)* (3 Schichten)/(2 Schichten)=51,75 Personen
Damit ergäben sich 52 Angestellte.
Rechnet man nur mit den in der Liste aufgeführten Personen, ebenfalls um die wahrscheinlich nicht notwendigen redzuiert, so ergäben sich
18 Personen* (3 Bahnhöfe)/(2 Bahnhöfe)* (3 Schichten)/(2 Schichten)=40,5 Personen
Damit ergäben sich 41 Angestellte. Also irgendwo zwischen 41 und 52 Angestellte.
Rechnet man das einmal hoch auf ein Jahr und setzt 50.000 € als Richtschnur für ein Jahresgehalt mit Nebenkosten an, kommen wir auf 2,6 Mio € pro Jahr an Lohn- und Gehaltskosten, bei den nur in der Liste aufgeführten Personen ergäben sich 2,05 Mio. € pro Jahr.
Dazu kommen noch Stromkosten: 7660 kWh/Tag ergeben im Jahr 2,8 Mio kWh. Rechnet man mit Industriestrompreisen für grünen Strom von nur 18 ct pro kWh, kommt man auf 502.000 € reine Stromkosten. Diese erhöhen sich noch durch Beleuchtung, Aufzüge etc. , so dass mit ca. 600.000 € pro Jahr insgesamt gerechnet werden muss.
Dazu kommen Kosten für Sicherheit, Reinigung,Wartung, Betriebsmittel wie Schmierfette, Öle, Kühlmittel usw., Versicherungen und Rücklagen. Diese Kosten kämen auf die berechneten Kosten noch oben drauf.
Summa Summarum erwarten wir Kosten zwischen 2,65 Mio € pro Jahr und 3,2 Mio € pro Jahr zuzüglich den noch nicht spezifizierten Zusatzkosten.
Das alles sollen die Stadtwerke stemmen und noch Gewinn an das Stadtsäckel abwerfen. Da wird es aber lange Gesichter geben, wenn einmal die Seilbahn läuft!
Kommentare
am 21. Dez. 2016
at 23:33Uhr
Interessanter Ansatz
Hallo Herr Reichert,
Ich hätte die vollen Netto-Stromkosten der Stadtwerke Bonn genommen, da die SWB den Strom ja dann nicht weiter verkaufen können, aber Konservativ ist da besser.
Bei der Personenanzahl hätte ich weniger angenommen, aber das war ein Denkfehler von mir. Ich war von 5 Tagen ausgegangen, aber es sind 7 Tage a 18 Stunden. Urlaub, Krankheit und Fortbildung darf man hier nicht vergessen. 50.000 € je Vollzeitkraft wird mit den AG-Anteilen bei der Sozialversicherung sicherlich so sein, auch wenn der AN das nicht in der Lohntüte haben wird.
Ich bin Mal gespannt was die VSU ermitteln wird. Es müsste eigentlich in dem Rahmen sein.