Ökologisch? Nachhaltig? Umweltfreundlich? Kostengünstig?
Wenn die Seilbahn vom Land bezuschusst wird, und nur dann kann Bonn eine Seilbahn bauen, dann muss sie mit dem Öffentlichen Personennahverkehr zusammengeschlossen sein, d.h. sie muss jeden Tag von ca 5:30 bis ca 23.30 fahren, also ca. 18 Stunden täglich. Da Seilbahnen Stetigförderer sind, werden sie nicht bei Bedarf eingesetzt, sondern fahren die ganze Zeit, ob Fahrgäste anfallen oder nicht. Also fällt die ganze Zeit der volle Stromverbrauch an.
Es kann mir niemand erzählen, dass das umweltfreundlich oder nachhaltig ist, wenn im Kraftwerk im Braunkohlerevier 18 Stunden am Tag Abgase und Stickoxide in erheblichem Umfang in die Luft geblasen werden, um die Seilbahn am Laufen zu halten.
Eine urbane Seilbahn hat je nach Auslegung eine elektrische Leistung von ca. 200 000 W bis 800 000 W. Eine Stunde Betrieb erzeugt damit beim gegenwärtigen Energiemix zwischen 108 kg und 430 kg CO2, in 18 Stunden sind das 2000 bis 6000 kg CO2, eine ungeheure Menge, die zur Klimaerwärmung beiträgt. Es wird eine Zahl von 1700 Fahrgästen genannt, die die Seilbahn jeden Tag in beiden Richtungen benutzen sollen. Dann fallen pro Fahrgast jeden Wochentag zwischen 1,2 und 4,7 kg Kohlendioxid an oder wenn man das Gasvolumen nimmt, zwischen 570 und 2300 Liter CO2-Gas.
Am Wochenende ist es noch mehr je Fahrgast, da dann weniger Passagiere anfallen.
Eine Seilbahn ist nur dann ökologisch vertretbar, wenn andere Verkehrswege mit unverhältnismäßigen Umwegen oder nur unverhältnismäßigem Aufwand befahren werden können und vor allem, wenn die Seilbahn ausgelastet ist.
Nur um die Stauspitzen im Straßenverkehr abzufedern (das sind höchstens 3 Stunden am Tag) machen 18 Stunden Betrieb keinen Sinn. Wenn man es einmal nachrechnet, dann hat die geplante Seilbahn eine Auslastung unter 6 %.
Warum will man dann in Bonn eine Seilbahn bauen? Weil es verlockend ist, wenn das Land 90% der Investitonssumme bezahlt und weil bestimmte Leute gut an der Seilbahn verdienen.
Von den Befürwortern werden die Betriebskosten (Personal, Energie, Wartung, Sicherung), die zeitlich erheblichen Ausfälle während der notwendigen Wartung, die massiven Eingriffe ins Stadtbild und in das Naherholungsgebiet ignoriert oder bewusst unterschlagen.
Wird dann noch der Bau teurer als geplant, was ja bei öffenblichen Bauvorhaben fast die Regel ist (WCCB, Elbphilharmonie, BER, Stuttgart 21, ...), zahlt das Land lediglich den nach Antrag zugesagten Betrag. Die Mehrkosten bleiben dann an Bonn hängen. Beispiel: Beantragt wird ein Investitionsvolumen von 50 Millionen Euro, das Land trägt 45 Millionen. Und dann passiert, was keiner auf dem Schirm hatte: die Seilbahn kostet nachher 100 Millionen. Dann zahlt die Stadt Bonn anstelle der im Haushalt eingeplanten 5 Millionen auf einmal 55 Millionen.
Haben wir das Geld? Wo wir jetzt noch die Bürgschaft der Sparkasse fürs WCCB auch noch bezahlen müssen? Wir werden vielleicht - ohne Not - in den Nothaushalt schlittern.
Und die oben genannten Betriebs- und Wartungskosten zahlt der Bonner Bürger. Mit Erhöhung der Tickets im Nahverkehr, Reduzierung der Bus- und Bahntaktung, notfalls auch wieder mit einer Erhöhung der Grundsteuer oder was der Politik in solchen selbst erzeugten Notfällen alles einfällt.
Wo soll das Geld sonst herkommen? Tourismuseffekt der Seilbahn? Sollen die Leute sonntags zum Venusberg fahren und im Klinikgelände spazierengehen? Wer kommt denn auf so eine Schnapsidee? Hier soll ein Verkehrsproblem gelöst werden, nichts weiter. Und ob das mit einer Seilbahn gelingt ist mehr als fragwürdig.