Wohnraum Ja, Einkaufszentrum nein!
Meine Familie hat in den 1950er Jahren an der Deutschherrenstraße gebaut; ich bin dort seit meiner Geburt verwurzelt. Straßenbaumaßnahmen haben vor langer Zeit Abhilfe bezüglich der Abwasserprobleme bei Starkregen geschaffen, und die Infrastruktur ist gewachsen, aber die reine Wohnqualität hat in den vergangenen Jahrzehnten nach meinem Empfinden abgenommen. Neubauten auf zuvor landwirtschaftlich genutzten Grundstücken haben das Umfeld nicht gerade verschönert. Ob der geplante Neubau für eine optische Aufwertung sorgen wird, darf bezweifelt werden.
Die Verkehrsführung von Linienbussen hat durch Erschütterungen Fassadenschäden verursacht. – Was werden die Baufahrzeuge und ein wesentlich stärkerer Pendelverkehr für Schäden verursachen?Der aktuelle Verkehr ist bereits so stark, dass schon früh morgens kaum mehr als kurzes Lüften möglich ist. Luftqualität und Geräuschpegel werden sich mit der zu erwartenden Zunahme des Verkehrsaufkommens nicht bessern – ganz im Gegenteil.
Unsere Einfahrt wird auch heute schon immer wieder zugeparkt. Das wird wohl noch häufiger passieren, wenn die Baupläne ohne weitere Anpassung realisiert werden.
Meiner Meinung nach brauchen wir keine weiteren großen Märkte hier; ich sehe darin keine Aufwertung. Im Gegenteil: Einkaufsmöglichkeiten, die mehr als die Anwohner bedienen sollen, werden zunächst zu einem einzigen Verkehrschaos führen und sich nicht mehr rechnen, sobald der Reiz des Neuen verflogen ist. Seit Jahren können sich schon Geschäfte mit relativ kleinen Ladenflächen nicht mehr hier halten. Kleine, individuelle Läden (wieder) zu etablieren wäre begrüßenswert. In fußläufiger Nähe existieren bereits genug größere Supermärkte und Discounter, die auch über eine ausreichende Anzahl von Parkplätzen verfügen. Da die Möglichkeit der Warenlieferung auf Bestellung besteht, entfällt das Argument des Bedarfs in unmittelbarer Nähe. Auch der Drogeriemarkt in der Seufertstraße ist nicht weit entfernt; der Schlecker-Markt in Lannesdorf konnte sich nicht halten. Was mit dem bestehenden EDEKA-Markt geschehen soll, würde mich interessieren.
Der Forderung von Frau Blind sei entgegnet, dass die Deutschherrenstraße weitestgehend ebenfalls als reines Wohngebiet ausgewiesen ist, und es hier natürlich ebenfalls Kinder gibt. Der Weg zur Grundschule und zu den Kindergärten führt über die Deutschherrenstraße. Außerdem befindet sich hier der Friedhof, der möglichst ruhig und verkehrstechnisch sicher gelegen sein sollte. Auf oftmals alte und eingeschränkt mobile Besucher sollte genauso Rücksicht genommen werden wie auf die Bedürfnisse von Kindern. Eine Zufahrt ausschließlich über die Deutschherrenstraße zu fordern, halte ich folglich für recht egoistisch.
Was die Umweltverträglichkeit des geplanten Neubaus angeht, bin ich sehr skeptisch und schließe mich der Position des BBB an.
Fazit: Ich befürworte den gemäßigten und klimaverträglichen (Höhe des Baus, Material ...) Neubau von Wohnungen mit zugehöriger Tiefgarage bzw. Stellplätzen und die Ansiedlung kleiner, individueller und bedarfsorientierter Geschäfte, lehne jedoch den Fokus auf die Errichtung von Märkten, die auf ein größeres Einzugsgebiet abzielen, ab!