Vertane Chancen, ungenutzte Potenziale, mangelnde Rücksichtnahme auf Bewohnerschaft - trotz guter Ansätze und Gestaltungsvorschläge für die Neugestaltung der Bonner Rheinuferpromenade

In meiner Kritik und meinen Änderungsvorschlägen bezieheich mich auf die drei Bereiche des 2. Bauabschnitts mit aktuellen Planungsstand November 2022.

Bereich Wachsbleiche/Fritz-Schroeder-Ufer/Rosental
In diesem Bereich sind viele Änderungen geplant, welche die ruhige Struktur dieses 100 mtr. langen Straßenabschnittes mit ca. 50 Wohneinheiten zunichte machen. Die im dreidimensionalen Geländemodell dargestellten Tischtennisplatten vor den Balkonen der Anwohner und die mobilen Skate-Elemente werden für eine erhebliche Lärmbelastung im direkten Wohnumfeld sorgen, die bühnenartige Treppenanlage lädt förmlich zu spontanen abendlichen und nächtlichen Veranstaltungen mit entsprechenden Emissionen ein.
Bei der Planung der öffentlichen Toilette direkt “vor der Nase” der Bewohner, die seit 2016 mit Lärm, Schmutz und Baustellenchaos der Beethovenhalle leben müssen, ist den auswärtigen Projektplanern von den Bonner Verantwortlichen nicht das Gefühl für die Bedürfnisse und die Sensibilität der Bewohnerschaft vermittelt worden. Ein in relativ kurzer Zeit abgeschlossener Hotelneubau und eine seit über 2 Jahren andauernde Bautätigkeit an einem Mietshaus am Fritz-Schroeder-Ufer trugen bzw. tragen zur weiteren Belastung der Bewohnerschaft bei.

Änderungsvorschlag für diesen Straßenabschnitt: Verlegung aller zur Aktivität auffordernden Elemente und Vermeidung von zu Missbrauch einladenden Flächen, die mit entsprechend zu erwartender Lautstärke einhergehen, in Uferzonen ohne Wohnbebauung, Versetzung der geplanten öffentlichen Toilette in den Einmündungsbereich Theaterstraße zum Ufer.

Bereich Theaterstraße/Beethovenhalle/Wachsbleiche
Es gibt laut Plan keine Umbaumaßnahmen im längsten und unbewohnten Straßenabschnitt des gesamten Uferbereiches vom Rosental bis zur Rheingasse bis auf 2 Fahrradabstellanlagen und einen Tanzbereich unterhalb der Theaterstraße, bedingt durch bestehenden Denkmalschutz der Uferpromenade unterhalb der Beethovenhalle. Ist die Zumutbarkeit bzw. Verhältnismäßigkeit im Denkmalrecht hier noch gewahrt, wenn es statt diesem um eine umfassende Neugestaltung des Uferbereiches geben könnte?

Änderungsvorschlag: Eine großflächige Aufwertung dieses Uferbereiches durch einen Mix aus Grünflächen und Sport- und Aktionsflächen sorgen für eine attraktive Fluß- und Stadtlandschaft. Voraussetzung dafür ist die Aufhebung des Denkmalschutzes für die triste Pflasterfläche, die durch die solitären Grünflächen zwar gemildert wird, aber alles Potenzial für abwechslungsreiche und die Lebensqualität steigernde Ufergestaltung verschenkt.
Die unauffällige Integration der Toilettenanlage auf dem damaligen Da Capo Restaurant-Parkplatz schafft mehr Ruhe in dem ursprünglich angedachten Platz am Fritz-Schroeder-Ufer 32.
Durch diese vorgeschlagenen Änderungsmaßnahmen leiden weder „An- und Aussicht der Beethovenhalle“, es werden aber mehr die Interessen der dauerhaften Bewohnerschaft und weniger die der kurzfristigen Besucherschaft gewahrt.

Bereich Josefstraße/Theaterstraße
Laut Plan Wegfall der Parkplätze an der Josefstraße/Ecke Erzbergerufer, Schaffung eines Nachbarschaftsplatzes und einer öffentlichen Toilette.
Änderungsvorschlag: Beibehaltung aller oder eines Teils der Parkplätze, Verlegung des Nachbarschaftsplatzes direkt auf die Promenade unterhalb der Baumallee mit dort verminderter Schallausbreitung in Richtung der Wohnbebauung, Planung der Toilette in einem Bereich ohne Wohnbebauung, z. B. zwischen Kennedybrücke und Rheingasse.

Ohne weiter auf den ersten Bauabschnitt einzugehen, befürworte ich dort ebenso die Schaffung von aktiver genutzten Flächen in den Straßenbereichen ohne Wohnbebauung unterhalb der Oper und zwischen der Konviktstraße und dem Treppenabgang der Schaumburg-Lippe-Straße.

Ich bin seit 23 Jahren Anwohner des linken Bonner Rheinufers, befürworte die Änderungsprozesse einer dynamischen Stadtentwicklung und begrüße die erforderliche Verkehrswende für eine lebenswertere Stadt - unter Rücksichtnahme auf die vielfältigen Interessen ihrer Einwohnerschaft, den sozialen Wandel und sich schnell ändernde Umweltbedingungen.