Zwischen Godesberg und dem Frankenbad fehlt ein Schwimmbad... und weitere Anregungen :-)

Ich wünsche mir als aller erstes einen sachlichen Prozess mit einem Ergebnis, welches möglichst viele der verschiedenen Interessen berücksichtigt. Das wird vermutlich nur mit (vielen) Kompromissen gehen! Insbesondere wünsche ich mir keine Meinungsmache (mehr) und eine sachliche Informationspolitik von allen Seiten!

Ich selber habe den Blick des Familienvaters (Grundschulkinder) und des Hobby-Schwimmers. Geografisch schaue ich aus dem "südlichen linksrheinischen Bonner Bezirk" auf das Ganze (Poppelsdorf, Weststadt, Südstadt, Kessenich, Dottendorf).

Gut finde ich, dass auch die junge Generation ab 14 beteiligt wird. Ich hoffe, dass diese auch ernsthaft gehört wird. Mit 14 hat man vermutlich noch einen anderen (nämlich einen eher pragmatischen und unpolitischen) Blick auf die Diskussion und man kann sich vermutlich auch noch gut an seine Bedürfnisse der letzten Jahre in Sachen Schwimmen erinnern.

Aus Sicht dieser jungen Zielgruppe (und der meiner eigenen Kinder) glaube ich, dass man zwei Dinge unterscheiden muss:
1) Das klassische Schulschwimmen: Hier machen kurze Anfahrtswege und viel Wasserfläche Sinn
2) Das private Schwimmen: Hier macht ein größeres (neues oder umgebautes) Familienbad mit kleineren Attraktionen Sinn

Mein persönlicher Blick auf die vergangenen Diskussionen, also aus Sicht des Familienvaters und aus Sicht der "südlichen Bonner Stadtteile", sieht so aus:

- Ein neues Schwimmbad hätte in dieser familien- und schulstarken Bonner Sub-Region viele positive Effekte gebracht. Ich persönlich habe z.B. die letzten Jahre einmal pro Woche im Frankenbad verbracht und meine Kinder haben dort (insbesondere aufgrund unseres tollen Schwimmvereins) sehr gut schwimmen gelernt. Dafür hatten wir kaputte und marode Umkleiden, wenig Wasserfläche und öfters kalte Duschen. Manchmal mussten die Kurse auch ausfallen, da wieder etwas von der Decke zu fallen drohte. Am Wochenende zum "Spaß-Schwimmen" (ja, das ist wichtig für Kinder!) ist ein solches Angebot (selbst wenn alles renoviert wäre) aber nicht ausreichend... so sehr ich die romantische Atmosphäre im Frankenbad liebe.
- Das Frankenbad kann aus meiner Sicht aufgrund seiner nördlichen Lage nicht als Bezirksbad der südlicheren Bonner Stadtteile gelten, dafür ist es aus dem Süden einfach zu schlecht zu erreichen, sowohl mit öffentlichen Verkehrsmitteln aber erst Recht mit dem Fahrrad. Hier kann ich nur empfehlen, dies mal mit 6-jährigen Kindern (auf dem Fußweg fahrend, an jeder Kreuzung schiebend!) auszuprobieren, z.B. von Kessenich aus. Und natürlich auch auf dem Rückweg ;-)
- Ich selber bin auch kein Fan von überdimensionierten riesigen Spaßbädern mit 10 Rutschen etc. Dafür kann man 1x im Jahr ins Aqualand nach Köln fahren (oder ins Phantasialand), wenn man denn möchte. Aber ein modernes zeitgemäßes Familienbad ist kein ("böses") Spaßbad sondern eine Bereicherung für die Stadt! Mehr Wasserfläche, die ein oder andere kleinere Attraktion (Strömungskanal, 2 Rutschen, verschiedene Becken) reichen da schon.
- Ich persönlich habe ehrlich gesagt auch die Diskussion "Zentralbad gegen Quartiersbäder" nicht verstanden. Das Frankenbad wäre weggefallen, dafür wäre ein neues Schwimmbad in Kessenich/Dottendorf gebaut worden, also ein 1:1 Tausch. Verständlich ist natürlich, dass sich die nördlichen Bonner Bezirke darüber weniger gefreut hätten, als die südlichen. Dafür gab es ja eine Bürgerbefragung... aber die Meinungsmache diesbezüglich (z.B. der Begriff "Zentralbad") habe ich persönlich als unsachlich empfunden!

Soviel zur Aufarbeitung... :-)

Was könnte ich mir in einem neuen Prozess nun vorstellen:

- Aus meiner Sicht sollte man nicht auf die offiziellen Stadtbezirke (Bonn, Beuel, Bad Godesberg) schauen, sondern die Lage eher pragmatisch bewerten und die echten Wege, die jeder Stadt*TEIL* zu (irgend)einem Schwimmbad zurückzulegen hat, in die Betrachtung einbeziehen und zwar mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und vor allem mit dem Fahrrad. Vielleicht können die ausgewählten Teams dies ja als Teambildungsmaßnahme durchführen, einmal mit dem Fahrrad und einmal mit Bahn/Bus von jedem Stadtteil zu einem Schwimmbad und zurück. Die Anfahrt mit Bahn/Bus sollte dabei möglichst ohne Umsteigen und ohne (längeren) Fußweg möglich sein.

Ich persönlich käme dabei zu dem Ergebnis, dass zwischen Godesberg und dem Frankenbad noch ein Schwimmbad südlich des Hauptbahnhofs fehlt.

- Die Bezirksbäder müssen mindestens renoviert werden, besser noch modernisiert.

- Eines der Bezirksbäder (hoffentlich insgesamt +1 zum Status Quo, siehe oben) sollte kleinere Attraktionen erhalten.

- Eines der Bäder sollte ein ordentliches Sportbecken für die Öffentlichkeit (also Hobby-Schwimmer) haben, so dass die Öffnungszeiten außerhalb des Schul- und Vereinssports tägliches morgendliches und abendliches Schwimmen zulassen.

- ganz konkret fände ich ebenfalls eine Überdachung des Sportbeckens des Melbades hilfreich

Insgesamt hoffe ich vor allem, dass die Entscheidungen nicht politisch geprägt gefällt werden, sondern durch Vertreter der tatsächlich betroffenen (!!!) Zielgruppen, also Schulen, Kinder/Jugendliche privat, Sportvereine, Hobby-Sportler (jung und alt), ungefähr in der Reihenfolge.

Kommentare

Lieber densi,
Ihren Ausführungen zum "neuen Prozess " stimme ich uneingeschränkt zu. Bei der "Aufarbeitung" aber bin ich anderer Meinung:
erstens haben nicht die Zentralbad-Gegner den Begriff des "Zentralbades erfunden", sondern die Ratskoalition aus CDU FDP Grünen. Lange war das auf ihren Webseiten zu lesen, bis sie es gemeinsam gelöscht haben, weil sie merkten, dass es ihnen in der Auseinandersetzung um die Bäderlandschaft geschadet hat.
Zweitens sollte nicht nur ein Bad, sondern es sollten 2 Bäder , nämlich das Kurfürstenbad UND das Frankenbad geschlossen werden bzw. geschlossen bleiben.
Drittens war zu befürchten, dass auch die Beueler Bütt dem neuen Bad zum Opfer fallen würde, sobald sich herausstellt, dass die viel zu hoch kalkukierten Besucherzahlen im neuen Bad nicht realisiert werden könnten.