Stadtteilbäder sind Aufgabe der Stadt - aber keine Spaßbäder!
Die Stadt Bonn soll unsere Steuergelder für Stadtteilbäder einsetzen, nicht für Spaßbäder:
Die Stadt hat die Bonner Hallenbäder jahrzehntelang vergammeln lassen. Daher ist die Besucherzahl zurückgegangen.
Bei vernünftiger Wartung und Modernisierung der Bestandsbäder wäre die Besucherzahl deutlich höher und mehr Kinder in Bonn könnten schwimmen.
Bitte keine Diskussion: Spaßbad statt Stadtteilbäder!
Dazu hier einige Hinweise:
1) Auch das Spaßbad Aggua/Troisdorf wird vom Steuerzahler subventioniert
2) Das Aggua kann seine Besucherzahlen auch nur so lange halten, wie es keine Bäder mit vergleichbarer Ausstattung und Preisen in der Nähe gibt. Sollte in Bonn ein vergleichbares Bad gebaut werden, wird dieses Bad Besucher vom Aggua abwerben und den Steuerzahler in Troisdorf mit höheren Zuschüssen belasten.
3) Die Zahl der Menschen, die lange Anfahrtswege und hohe Spaßbad-Preise aufbringen können, kann kaum erhöht werden, um mehrere solche Bäder bei höheren Preisen zu füllen. Schon jetzt gibt es um Bonn herum viele konkurrierende Bäder mit Spaß- und Wellness-Angeboten.
4) Die laufenden Kosten eines Bades steigen durch Extras wie Spaßbecken, Whirlpool, Rutschen etc. Damit steigt auch der Subventionsbedarf.
5) Jeder Kenner weiß, dass die von den Kommunen betriebenen Bäder mit Daseinsvorsorgeauftrag in Deutschland praktisch ausnahmslos nicht kostendeckend arbeiten (können).
6) Nur wenige private Bäder (Freizeit-, Spaß- und/oder Wellness) in Deutschland, können deutlich höhere Eintrittspreise als kommunale Bäder nehmen und müssen nicht subventioniert werden
7) Der operative Kostendeckungsgrad der Hallenbäder in Deutschland liegt bei knapp über 30 %.
8) Inklusive Abschreibungen und Zinsen summiert sich der Gesamtfehlbetrag in Deutschland pro Badegast auf über 10 €. (Siehe Informationen der DEUTSCHEN GESELLSCHAFT FÜR DAS BADEWESEN E.V. auf ihrer Webseite Baederportal)
9) Bei der Bonner Oper werden ca. 160,00 € pro Besucher subventioniert.
10) Wellness-Bereiche wie Rutschen, Wellnessbecken o.ä. . sind nicht Teil der kommunalen Daseinsvorsorge und können deshalb nicht mit Steuermitteln bezuschusst werden. So hätte die SWB als Betreiber des Zentralbades bei den Eintrittspreisen für die Benutzung von Rutschen den Mehrwertsteuersatz von 19% berechnen müssen, fürs reine Schwimmen aber nur 7%.
Kommentare
am 10. Jun. 2019
at 14:01Uhr
Grundsätzlich richtig
Den Ausführungen kann ich nur zustimmen.
Nur den Punkt 9) finde ich problematisch, je nachdem wie er gemeint ist.
Wenn es nur um die Relation geht (vorausgesetzt die Zahlen stimmen) so verstehe ich, warum er aufgeführt ist.
Allerdings finde ich die immer wieder aufkommende Diskussion Kultur gegen Sport mindestens genauso verfehlt wie die Stadtteilbad vs Spaßbad.
am 10. Jun. 2019
at 21:05Uhr
Geändertes Freizeitverhalten
Bei dieser Diskussion fehlt mir ein wesentlicher Aspekt: Das Freizeitverhalten der Menschen hat sich in den letzten 50 Jahren (so lange ist 1969 schon her...) grundlegend verändert. Die Angebotspalette ist heute sehr groß und Kinder leiden unter Bewegungsmangel.
Daher würden die bestehenden Bäder in der bishergien Form aber runderneuert kaum mehr Menschen anziehen, als bisher. Kinder und Jugendliche schon gar nicht. Diese fahren alleine auch aus den linksrheinischen Stadtteilen weniger bis nach Troisdorf.
Daher gehört eine Attraktivität der Bäder durch gewisse Spaßmöglichkeiten durchaus zu den Grundaufgaben. Ich meine damit keine Rutschenparadiese mit 10 oder mehr Rutschen. Aber ein reines Schwimmbecken und ein (oft nur teilweise geöffneter) Sprungturm lassen heute keinen Jugendlichen freiwillig ein Hallenbad besuchen.