Radschnellwege

Im Rahmen des Projektes "Kommunaler Klimaschutz NRW" mit dem besonderen Förderbereich "Emissionsfreie Innenstadt" plant die Stadt Bonn, für das Teilprojekt "Radschnellrouten" ca. 6,1 Mio € auszugeben, wobei dies mit ca. 5,5 Mio € (90 %) vom Land gefördert wird. Dafür werden insgesamt ca. 6585 m² Fläche neu versiegelt, mindestens 75 Bäume mit teilweise mehr als 2 m Stammumfang werden gefällt. Ergebnis: ca. 6,4 km Radwege-Abschnitte (Radpendlerroute Bonn – Bornheim, Rheinaue linksrheinisch, Rheinaue rechtsrheinisch) mit derzeit unterschiedlichen Bestandsbreiten werden auf bis zu 4 Meter verbreitert. Selbstverständlich sollen mindestens 60 Laubbäume als Ausgleich gepflanzt, "das verbleibende ökologische Defizit durch externe Kompensationsmaßnahmen in der Gebietskulisse des Kompensationskonzeptes 'Deichvorland Bonn-Beuel' ausgeglichen werden". Ob das alles einen positiven Beitrag für den Klimaschutz haben wird, mag jeder selbst beurteilen, ich denke, ganz sicher nicht. Positiv zu bewerten ist allerdings, dass die Notwendigkeit erkannt wurde, zusätzlich im Vorhabenbereich Rheinaue linksrheinisch bei einigen Bäumen baumpflegerische Massnahmen zum dauerhaften Erhalt des Baumbestandes durchzuführen (Kronenpflegeschnitte, Wurzelbehandlungsmassnahmen, usw.) - dies wäre sonst wahrscheinlich unterblieben ...
Fazit: nicht alles, was finanziell gefördert wird, ist auch sinnvoll. Das Fällen grosser Bäume und das Versiegeln weiterer Flächen sollte schnellstmöglich gestoppt werden !

Kommentare

Es stimmt sicherlich, dass Bäume gefällt werden müssen und weitere Flächen versiegelt werden. Solche Schnellwege haben aber den Effekt, dass dadurch Autoverkehr vermieden wird. Und das auf viele Jahre. Dadurch wird kontinuierlich weniger CO2 ausgestoßen und andere Straßenerweiterungen werden unnötig. Es wird also an anderen Stellen weniger Fläche versiegelt. Und da Radverkehr deutlich weniger Platz verbraucht als Autoverkehr, wird die Rechnung positiv ausgehen. Im Idealfall können andere Straßen rückgebaut werden - oder zumindest neue Autostraßen vermieden werden.

Ehrlicher wäre es, zu sagen: Wir hoffen, dass Radschnellwege mehr Autofahrer*innen dazu bewegen, aufs Fahrrad umzusteigen. Ob das so sein wird, muss sich erst noch zeigen. Es dürfte schneller gehen, wenn die Nutzung des PKW unattraktiver würde, d. h. neue Radwege müssen zulasten des Autoverkehrs gehen, nicht zulasten des vorhandenen und weiter auszubauenden Stadtgrüns. Wir brauchen beides: die Reduktion des Schadstoffausstoßes durch klimafreundliche Verkehrsmittel und die Filterung des in Jahrzehnten eingetragenen CO2 durch Bäume - große stattliche Bäume mit weiten Kronen und tief reichenden Wurzeln. Sie haben eine weitaus größere Wirkung als Nachpflanzungen, die erst in 30-50 Jahren die entsprechende Blattmasse erreichen.
Der ADFC Bad Godesberg hat schon im April 2019 darauf aufmerksam gemacht, dass die Radschnellroute keine millionenschwere Erneuerung braucht, sondern dass Nachbesserungen an einigen Schwachstellen, (vor allem unterhalb der Kunstrasenfläche und nördlich der Hardtstr.) völlig ausreichen, um die Strecke leis-tungsfähig, sicher und attraktiv für Radler*innen zu machen.

Bei meinen regelmäßigen Spaziergängen entlang des Rheins zwischen dem Hotel Dreesen und dem alten Wasserwerk reibe ich mir fassungslos die Augen über die Pläne für eine Radschnellroute, die mindestens 44 Bäumen das Leben kosten soll. Der mehr als drei Meter breite Fußweg ist in gutem Zustand und braucht nur zum Radweg umgewidmet zu werden. Für die Fußgänger*innen stehen dann zwei Wege zur Verfügung: der bisher für die Radler*innen sowieso viel zu schmale untere Radweg direkt am Rheinufer und der bisherige, an einigen Stellen ebenfalls zu schmale Radweg neben dem jetzigen Fußweg. Eine größere bauliche Veränderung ist nur im Abschnitt vom Bismarckturm bis zur Hermann-Ehlers-Str. und - im geringeren Umfang - auf dem kurzen Streckenabschnitt nördlich der Hardtstr. notwendig. Die Kosten dafür würden einen Bruchteil der von der Verwaltung kalkulierten Summe von ca. 2,3 Millionen betragen. Diese dürfte erfahrungsgemäß am Ende höher ausfallen als geplant. Von weiteren nicht vorhersehbaren Baumfällungen während der Bauarbeiten ganz zu schweigen. Was für eine unverantwortliche Verschwendung von Steuergeldern! E s ist unerheblich, ob die Mittel aus dem klammen Stadtsäckel oder aus einem Fördertopf des Landes NRW kommen. Es geht immer zu Lasten der Steuerzahler*innen. Nein, diese 44 Bäume müssen nicht gefällt werden. Es geht auch anders und dazu viel billiger.