Ein ökologisches MUSS

In der Broschüre „Bonn bleibt seilbahnfrei“ (V.i.S.d.P. Gundolf Reichert, Hittorfstr. 26, 53129 Bonn) der gleichnamigen Bürgerinitiative, verteilt am Samstag, den 20.5.2017 in der Pützstraße, ist u.a. zu lesen:

„Die Seilbahn auf den Venusberg ist eine ökologisch unverantwortliche Dreckschleuder“.

Einfachste physikalische Überlegungen reichen jedoch aus, diese Aussage ad absurdum zu führen. Insbesondere im Vergleich zum Individualverkehr mit dem Auto gilt:

Der Wirkungsgrad des elektrischen Antriebes der Seilbahn (ca. 95%) beträgt ein Mehrfaches des Wirkungsgrades des mit Benzin oder Diesel operierenden Antriebs eines Autos (bei geringer Last wie im Stadtverkehr ca. 25%).

Die Gondel einer Seilbahn wird an einer Station einmalig auf ca. 22 km/h beschleunigt. Im Gegensatz hierzu wird ein Auto insbesondere im Berufsverkehr vielfach beschleunigt und abgebremst.

Zur Überwindung der ca. 90 m Höhendifferenz auf den Venusberg wird aufgrund der Tatsache, dass eine leere Seilbahngondel gleichzeitig hinunterfährt, lediglich das Körpergewicht der transportierten Personen nach oben befördert. Im Extremfall eines mit einer Person besetzten PKW sind dies nicht durchschnittlich 75 kg, sondern 1000 – 1500 kg.

Hieraus folgt, dass sich der Seilbahnverkehr bereits bei geringer Auslastung ökologisch vorteilhaft darstellt.

Natürlich bedarf es der Akzeptanz des Seilbahnverkehrs. Da kann sich jeder selbst an die eigene Nase fassen: Rauf mit dem Auto auf den Venusberg und Autolärm und CO2 raushauen, oder die Seilbahn nehmen.

Apropos Lärm: In Koblenz kann jeder, der vermutlich basierend auf eigener Erfahrung mit Uralt-Skliften meint zu wissen, wie laut die Seilbahn sein würde, mal „horchen“ gehen.

Kommentare

Bonn braucht eine Abkehr vom motorisierten Individualverkehr. Dafür braucht es neue Lösungen, da Busse genauso im Stau stehen wie Autos. Die Seilbahn bietet ohne große Schneisen zu verursachen (sie wird über den Baumwipfeln schweben) einen neuen Verkehrsweg an, der vor allem Zeit spart. Wichtig ist, dass die Seilbahn von der anderen Rheinseite bis zum Venusberg geführt wird, um möglichst viel Individualverkehr zu reduzieren. Derzeit gibt es im ÖPNV keine echte Alternative, um von der rechtsrheinischen Seite zum Venusberg zu kommen. Der Rhein und die linksrheinische Eisenbahnstrecke stellen zwei Barrieren da, die einen ÖPNV-Querverkehr nicht zulassen. Hier könnte die Seilbahn eine Verbindung herstellen, die bisher als Alternative zum motorisierten Individualverkehr einfach nicht existiert.

Die Seilbahn ist eine Dreckschleuder, wenn man korrekt pro Passagier rechnet! Dagegen!

Herr Oehm, Ihre Rechnung ist aber sehr simpel.

Wie hoch ist denn der Gesamtwirkungsgrad eines Elektromotors, wenn ich den Strom z.B. aus Kohle erzeuge?

Auch das Beispiel mit dem Auto hinkt extrem. Das Auto fährt 15 Minuten hoch, und 15 Minuten runter - ansonsten steht es und verbraucht gar keine Energie. Die Seilbahn fährt ohne Unterbrechung 18h bzw. 1080 Minuten am Tag und verpulvert Energie, auch wenn niemand mitfährt. Und auch wenn keine Personen mitfahren, verbraucht die Seilbahn Energie - es gibt da noch so etwas wie Reibungsverluste!

Ich bin gegen die Seilbahn! Denn wenn solche Argumentationen herangezogen werden, um für die Seilbahn zu sprechen, dann muss da etwas gewaltig im Argen liegen.

Das Problem mit der Seilbahn: sie verbraucht immer elektr. Leistung (19 Std. am Tag ca. 500 kW, das sind dann abends ca. 9500 kWh).
Laut Umweltbundesamt entspricht das ca. 5100 kg CO2, das wegen der Seilbahn emittiert wird. Denn der Strom wird zum großen Teil fossil erzeugt, mit einer Auslastung des Primärenergieträgers von ca. 30%, der Rest verpufft als Wärme in die Atmosphäre. Und von diesen 30% kommen 40% als Antrieb aufs Seil (s. Seite 37), also 12% der Primärenergie. Da hat sich der Gutachter aber verrechnet, wenn er 40% nutzbare Energie aufs Seil bringen will; bei ihm kommt nämlich der Strom aus der Steckdose und wird nicht aus Kohle gemacht! Auch hier wieder Fake, wie überall, wo man mit Zahlen die Seilbahn begründen will.

Warum verbraucht die Seilbahn immer Energie? Weil sie immer läuft. Das Seil muss bewegt werden (innere und äußere Reibung) und es ergibt sich noch eine Erhöhung der Reibung durch die Masse der Gondeln und der Passagiere. Die potentielle Energie der Fahrgäste beim Hoch- und Runterfahren ist physikalisch gleich, sie spielt hier keine Rolle.
Auch ganz ohne Passagiere werden Seil und Gondeln bewegt mit der oben genannten Leistung und der oben genannten Emission.

Ein Auto zum Venusberg erzeugt (laut Umweltbundesamt) ca. 900 g CO2. Also ist die Seilbahn so schädlich wie 5500 Autos, die zum Venusberg fahren. 1700 Autos will man einsparen und erzeugt Abgas von 5500 Autos.

Interessant ist, was ein Buspassagier durchschnittlich emittiert bei der Fahrt zwischen UN-Campus und Venusberg: je Passagier bei 21% Auslastung des Busses auf dem gleichen Weg: 380 g CO2 (laut Umweltbundesamt).
Damit könnten am Tag über 13.000 Buspassagiere zum/vom Venusberg fahren und das wäre dann immer noch besser für die Atmosphäre als die Seilbahn. Allerdings nimmt bei größeren Passagierzahlen der Energieverbrauch der Seilbahn zu und damit werden es noch mehr Buspassagiere: Bei 2000 Passagieren pro Stunde verbraucht die Seilbahn 17100 kWh und erzeugt ein Abgas wie 24000 Buspassagiere zum Venusberg. Läuft sie also 12 Stunden lang so voll beladen, ist sie immer noch nicht besser als der Bus.

Pfui Deibel, ist das eine Dreckschleuder. Ich bin gegen die Seilbahn.

Daher bin ich gegen die Seilbahn. Sie ist eine Dreckschleuder.