Gelenkter "Bürgerdialog" - zehn Hintergrundinformationen und ein Blick in die Zukunft

1) Die Seilbahn-Hersteller haben ein Problem, weil es keine neuen Skigebiete mehr gibt. Also suchen sie neue Absatzmärkte, die sie in Innenstädten finden.
2) Einer der größten Hersteller, Doppelmayr, bezahlt eine Studie, die - oh Wunder! - Seilbahnen in allen Bereichen hervorragend bewertet. Die Studie ist übrigens nicht mehr erhältlich.
3) Bei jedem der auffällig vielen aktuellen Seilbahn-Projekte von Hamburg über Wuppertal bis Bonn wird aus dieser Studie so zitiert, als wäre sie neutral und fundiert. 4) Die Gutachter kommen - oh Wunder - zu dem Ergebnis, dass eine Seilbahn für die Stadt X als alternativloses Allheil- und Wundermittel für alle Verkehrsprobleme ist. Offensichtliche Risiken werden marginalisiert, von Fakten unabhängig argumentiert. (Beispiel: 8% Kfz weniger ist angeblich eine "substantielle Verkehrsentlastung").

Nun muss man leider noch durch den Bürgerdialog durch - aber der darf keinesfalls zu kritisch werden. Das bekommt man aber hin:

5) Die Stadtverwaltung beauftragt - so ein Zufall! - einen bekannten Seilbahn-Lobbyisten Monheim für den - angeblich - neutralen Bürgerdialog.
6) Der hat praktischerweise die Umweltverbände hinter sich (einen hat er zum Beispiel gegründet), die sich von Fakten (Beispiel: CO2-Schleuder Seilbahn) nicht abhalten lassen dafür zu sein.
7) Dann gestaltet man bspw. den dritten Bürgerdialog ist eine reine Werbeverkaufsveranstaltung für die Seilbahn, getarnt als Vorstellung der Machbarkeitsstudie. Kritische Fragen werden von Frau Küpper (K+K Küpper Konzept), die überraschend viel für Herrn Wiesner arbeitet, wegmoderiert.
8) Und die Medien von GA bis WDR bekommen natürlich schon vorher auf der exklusiven Pressekonferenz im Stadthaus die Info, dass die "Seilbahn alternativlos notwendig" ist, was sie dann auch brav schreiben (Recherche ist halt zeitaufwändig und teuer- welcher Redakteur kann schon 140 S. Studie lesen?).
9) Mit der geschaffenen Allianz der Befürworter (Uniklinik, Umweltverbände, Seilbahn-Lobby) schafft man es auch locker die starken Widerstände der Bürger als fortschrittsfeindlich oder lächerlich zu brandmarken.

Ein düsterer Blick in die Zukunft:
10) Die relevanten Ausschussmitglieder (Planung usw.), die natürlich persönlich (des)informiert wurden, stimmen für die Seilbahn. Der Rat stimmt für die Seilbahn. Die Seilbahn wird gebaut. Doppelmayr (42 Mio. Umsatzplus + XX) und die übrigen Beteiligten freuen sich. Die Kosten explodieren, die Stadt Bonn muss zahlen, ein Desaster wie beim WCCB zeichnet sich ab. Ein Bauernopfer wird gebracht, irgendwer muss zurücktreten mit goldenem Handschlag. Ansonsten: Verantwortungsdiffusion, keiner ist schuld. Die Bürgerinitiative gegen die Seilbahn hat mit vielen Prognosen recht gehabt, aber trotzdem verloren, weil kein Ratsmitglied oder Parteimitglied aus den Ortsverbänden oder Bezirksvertretungsmitglied auf sie gehört hat: Zu wenig Auslastung, explodierende Mio. Kosten, verschandeltes Stadtbild (siehe London!). Nach wenigen Jahren wird die Seilbahn stillgelegt. Die Kosten für den Aubbau der riesigen Stützen uvm. hat die Stadt nicht mehr. Sie ist trotz geschlossener Büchereien, Schwimmbäder, Sportanlagen und entsetzlich verkommener Schulen und öffentlicher Gebäude im Nothaushalt.

Kommentare

Klingt wie eine Verschwörungstheorie, ist aber leider wohl die Wirklichkeit des Lobbyismus in Deutschland - siehe Atomlobby, Autolobby, Pharmalobby.......

Danke für die Hintergrundinfos! Da wird mir ja angst und bange um die Zukunft. Ich bin noch mehr gegen die Seilbahn als vorher.