Was läuft da für ein Verfahren ab? Fragen über Fragen

Da preschen im August 2015 neun Umweltverbände vor, allen voran der Fahrradclub ADFC und der Verkehrsclub VCD, (beide von Prof. Heiner Monheim mit gegründet) und fordern eine Seilbahn, weil sie angeblich umweltfreundlich sei. Es habe einen Artikel im FOCUS gegeben, in dem – wer wohl? Heiner Monheim interviewt wurde.
Dann beauftragt die Stadt Bonn ohne weitere Prüfung der Sinnhaftigkeit, insbesondere ohne Verkehrszahlen vom Venusberg (es gibt nur Zahlen von 2009, danach nur noch selbstgemachte Prognosen) einen Gutachter, der hauptsächlich für die Stadt Bonn arbeitet und entsprechend abhängig ist und der auch für die Venusbergkliniken schon mehrere Gutachten angefertigt hat. Der soll eine Machbarkeitsstudie für eine Seilbahn zum Venusberg erstellen. Und die geht natürlich so aus, wie sich das der Auftraggeber wünscht.
Und zwischenzeitlich bezahlt die Stadtverwaltung noch Prof. Monheim (Auszug aus seiner Website/Projekte/Urbane Seilbahnen: “und berät Europas größten Seilbahnhersteller Doppelmayr in seiner Expansionsstrategie“) mit 45.000 Euro, um den Bürgerdialog zu moderieren, die Fragebögen und die Onlinediskussion auszuwerten und „mit den Gutachtern Feedbackgespräche zu führen“. Damit ja nichts schiefgeht im lange vorbereiteten Verfahren. Inzwischen ist es so peinlich geworden, dass die Stadt Bonn Herrn Professor Monheim von der Moderation entbunden hat. Ob sein Honorar gekürzt wurde, ist nicht bekannt.
Und dann kommt auch noch regelmäßig mit jeder Baustellenampel am Venusberg das sorgenvolle Getöse von Prof. Holzgreve, dem ärztlichen Leiter der Universitätsklinik, Menschenleben seien in Gefahr, wenn nicht gleich eine Seilbahn gebaut würde. Und er und seine gesamte Mannschaft betonen: jeden Morgen sei Stau auf der Robert-Koch-Straße, zwischen Marienhospital und UKB-Eingang. Jeden Morgen? Jawohl, jeden Morgen!

Gleichzeitig mit der Machbarkeitsstudie präsentiert der Städtische Verkehrsplaner Helmut Haux – Hokuspokus – echte Zahlen aus Verkehrszählungen von 2013. Wo kommen die plötzlich her? Die gab es 2016 offenbar noch nicht. Da hat man noch Zahlen von 2009 bemüht und fix hochgerechnet.
Und warum sind die Zahlen so hoch? Da es täglich gezählte Werte sind, z.B. vom 21.11.2013 von 7:00 bis 8:00 Uhr, warum sind das keine genauen Zahlen, sondern ca. Zahlen, auf 10 gerundet? Können die nicht genau zählen? Seltsamerweise sind diese Zahlen auch noch rund 36% höher als die Zahlen, die die amtliche Verkehrsprognose ergibt und die mit der Verkehrszählung von "Bonn bleibt seilbahnfrei" genau bestätigt wird. Diese Zählung fand 2017 nach dem Klinikausbau statt. Wo laut UKB eigentlich mehr Personal auf dem Venusberg arbeitet als 2013! Fragen über Fragen.
Und einen Stau hat es während 16 Tagen Verkehrszählung in den morgendlichen Stoßzeiten nicht ein einziges Mal gegeben. Absoluter Spitzenwert, der kam nur einmal vor, waren 16,1 Autos pro Minute, das ist ein durchschnittlicher Abstand von 3,7 Sekunden oder - bei Ortsgeschwindigkeit - von 46 m, von Stoßstange zu Stoßstange gemessen.
Inzwischen hat es sich der Verkehrsplaner Helmut Haux anders überlegt, der Stau bilde sich unten in Poppelsdorf und in der Nähe des Bahnhofs.
Wie dagegen eine Seilbahn helfen soll, wissen allein die Götter.
Die von der Stadtverwaltung und dem Gutachter präsentierten Zahlen des Verkehrs zum Venusberg wachsen und wachsen, bis zum Jahr 2030 um über 100 % gegenüber 2016. Nach höchsten amtlichen Prognosen (den Aussagen des statistischen Bundesamtes und der Verkehrsverflechtungprognose 2030 im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums) wächst der Verkehr jährlich um ganze 0,2%, und das haben auch alle echten Verkehrszählungen in den letzten 33 Jahren in der Robert-Koch-Straße ergeben, auch die gemessenen Zahlen der Stadt Bonn, die Helmut Haux selbst präsentierte. Damit ergäbe sich für 2030 ein Verkehrsaufkommen von knapp 13.000 Fahrten zum Venusberg. Amtliche Prognose, durch unsere aktuelle Zählung bestätigt.
Die Städtischen Verkehrsplaner und in Folge der Gutachter haben dagegen im Übereifer 28.500 Fahrten prognostiziert, und darin selbst den Durchgangsverkehr über den Venusberg nicht vergessen. Der würde allerdings mit der Seilbahn auch nicht weniger. Aber zur Begründung muss auch er herhalten.

Zum Schluss kommt noch einmal der Gutachter als Sparfuchs gegen die hohen Betriebskosten auf Seite 111 zu Wort. Der Trick geht so: Wir rechnen einmal die Kosten aus, die der vierspurige Ausbau der Robert-Koch-Straße gekostet hätte. Und die bauen wir jetzt ja nicht mehr aus. Das eingesparte Geld von 175.000 Euro pro Jahr zuzüglich Kosten für Grundstücksbeschaffung und Baufeldfreimachung, Summa Summarum 200.000 bis 400.000 Euro pro Jahr, können wir gegenrechnen. Genial!

Ich rate jedem Hausbesitzer: planen Sie die Aufstockung Ihres Hauses!
Und tun sie es dann doch nicht! Von dem eingesparten Geld können Sie richtig Urlaub machen und sich auch noch gleich ein neues Auto kaufen.

Diese Seilbahn ist total überflüssig!

Kommentare

Die Stadt und die Studie überzeugen mich nicht, daß die Seilbahn das Verkehrsdilemma in Bonn löst. Wir brauchen eine stichhaltige Kosten - Nutzen - Analyse, um einen solchen Eingriff in das Stadtbild zu rechtfertigen. Die sind uns die Verantwortlichen weiterhin schuldig. Das ist nicht professionell sondern provinziell!

ich hoffe, Sie bekommen darauf Antworten im Laufe der nächsten Wochen. Bis dahin schließe ich mich Ihrer Meinung an und bin gegen die Seilbahn.