Gesamtkonzept für Bonn nötig

Ich denke, dass Bonn insgesamt ein Verkehrsproblem hat. Die Robert-Koch-Straße ist nur eine kleiner Ausschnitt. Mir fehlt ein Gesamtkonzept, um den Verkehr in Bonn insgesamt zu reduzieren und damit z.B. Luftqualität, die Lautstärke etc. im gesamten Stadtgebiet zu verbessern.

Für mich sind hier viele Fragen offen. Klar, beschäftigt sich die Machbarkeitsstudie nur mit der tatsächlichen Machbarkeit der Seilbahn. Aber ebenso sollte die Frage nach der Machbarkeit verschiedener Alternativen geprüft werden - im Rahmen eines Gesamtkonzeptes für die gesamte Stadt! Nur so kann man zu einer echten Verbesserung der Verkehrssituation kommen (auch für die Stadteile an der Bahnlinie oder den Autobahnen).

Mir fehlt z.B. die Prüfung von alternativen Lösungen, wie z.B. eine engere Taktung der Busse oder optimierte Linienführungen, um den Bedarf besser (und flexibler) abzudecken als in der gegenwärtigen Situation und den ÖPNV attraktiver zu gestalten. Ist eine Station der Seilbahn auf dem Venusberg für die Mitarbeiter tatsächlich eine attraktive Alternative oder könnte eine Buslinie, die mehrere Stationen anfährt (aber in bessere Taktung und ggf. verbesserter Linienführung) die Bedürfnisse besser bedienen?

Wie könnte das Tarifsystem des ÖPNV verbessert werden (z.B. durch Jobtickets, die auch monatsweise erworben werden können, damit sie eine echte Alternative für die schlechte Jahreszeit sind). Was ist mit umweltfreundlicheren Bussen? Tw. werden doch bereits E-Busse getest. Wie sind die Erfahrungswerte damit?

Das die Seilbahn für die Stadt "günstig" dargestellt wird, weil ein Teil der Kosten vom Land getragen, finde ich kurios. Wo kommt denn das Geld her, dass das Land zur Verfügung stellt? Das sind doch letzlich Steuergelder, die sinnvoll eingesetzt werden sollten und vor deren Einsatz der Nutzen sorgfältig unter Prüfung verschiedener Alternativen erwogen werden sollte. Und das Land NRW hat doch - ebenso wie Bonn - nicht gerade rosige Finanzen. Wie beteiligt sich die Uniklinik an einem Verkehrskonzept, um den Standort in schlechter Verkehrslage anzubinden (wenn bei der Standortwahl/ dem Ausbau die Verkehrsanbindung schon nicht berücksichtigt wird)?

Wie fügt sich die Idee der Seilbahn in die weiteren Projekte/Überlegungen der Stadt ein? Z.B. der Bau des Schwimmbades im Wasserland, dessen Kosten zu tragen sind, die nötigen Investitionen in neue Straßenbahnen, die "Altlasten" aus Projekten wie dem WCCB etc.?

In der Machbarkeitsstudie wird darauf hingewiesen, das Überschweben von Gebäuden solle möglichst vermieden werden. Dann aber ausgerechnet über die Grundschule? Bei den Stützen soll die Gefahr von Eisschlag bestehen. Ausgerechnet auf dem Schulhof einer Grundschule? Nur weil das kein privates Grundstück ist und deshalb keine lästigen Eigentümer um Zustimmung gebeten werden müssen? Wieviel zusätzlicher Platzbedarf entsteht für ausreichenden Sicherheitsabstand um die Stützen herum? Bleibt dann noch Platz auf dem Schulhof und wie wird dies in der Urstadtstraße gelöst? Wo wäre der genaue Standort der Stütze auf dem Schulhof? Müssten dafür (von den ohnehin nur wenigen) Bäume weichen? Gibt es einen Ortstermin, bei dem das genauer erläutert wird?

In einigen Kommentaren wurde ausgeführt, dass der Geräuschpegel, der an den Stützen auf dem Schulhof entstehen würde im Vergleich zu dem der Karl-Barth-Straße doch gar nicht auffallen würde. Ich finde es befremdlich, bestehenden Lärm als Rechtfertigung für weitere Geräuschbelastungen heranzuziehen. Eher sollte man sich doch fragen, ob sich der Verkehr auf der Karl-Barth-Straße durch Zubringerverkehr zur Seilbahn weiter erhöhen würde und wie der Verkehr (nicht nur auf der Robert-Koch-Straße oder in Kessenich, sondern im gesamten Stadtgebiet!) insgesamt reduziert werden könnte. Welche Geräusche dann tatsächlich zu welcher Belastung führen, wird sich ohnehin erst in der Praxis zeigen (und von den verschiedenen Beteiligten unterschiedlich bewertet werden). Zu den Geräuschen kommt auch noch die optische Ablenkung hinzu, wenn in kurzem Abstand die Seilbahnen an den Fenstern vorbeischweben. In den Klassen sitzen Grundschüler, die erst lernen, sich zu konzentrieren.

Wenn die Idee der Seilbahn wirklich durchdacht sein und überzeugen soll, müssten sich all diese Fragen doch leicht beantworten lassen....

Kommentare

Vielen Dank - Sie haben hier einen, für jeden sehr gut verständlichen Beitrag eingestellt. Fast alle von Ihnen aufgezeigten verschiedenen Themen sind in irgendeiner Form auch in einem Bürgerantrag der Kessenicher Bürgerinitiative "Lebensqualität für Kessenich" enthalten, der auch im Netz einsehbar ist. Internet-Seite: www.lebensqualitaet-fuer-kessenich.de

Der Bürgerantrag befaßt sich mit folgenden Schwerpunkten:

1. Erarbeitung eines Verkehrs- und Parkraum-Konzeptes
2. Echte Bürgerbeteiligung
3. Umsetzung des Bonner Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes
4. Die Erstellung eines städtebaulichen Konzeptes
5. Grüne Lunge für Kessenich & Umgebung erhalten und erweitern
6. Spielflächen für die nächste Generation

Den Bürgerantrag haben namentlich 540 Kessenicher Bürgerinnen & Bürger durch ihre Unterschrift unterstützt. Dieser liegt der Stadtverwaltung und den politischen Instanzen als "Arbeitspapier" vor.

Danke für den Kommentar. Es ist schon erschreckend, wie sehr sich in Bonn-Süd die Bürger einbringen müssen, um den miserablen Job der Stadtverwaltung auszugleichen: Kein Konzept, nirgends. Aber Mio. schwere Prestigeobjekte an allen Widerständen vorbei durchdrücken wollen.
"Bonn bleibt seilbahnfrei" und "Lebensqualität für Kessenich" machen quasi als kritische "Bürgerwehr" (im besten ursprünglichen Wortsinne!) die Jobs der dafür bezahlten Leute. "Failed Stadt" Bonn, kann man da nur sagen.

Genau wie Sie sagen, TS, so ist es... leider.