NEIN zur Seilbahn (aus Sicht eines UKBlers)

Tagtäglich bekommen wir, als Beschäftigte des UKB, auf der Intranet-Homepage unseres Arbeitgebers die aktuellsten Seilbahn-News.
Der Grundtenor lautet dabei: die geplante Seilbahn ist das Allheilmittel gegen Stau, Frust, und Parkplatznot.
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Kurzfassung:
Ticketpreise für die Seilbahn: 6-8 EUR / Fahrt
Baukosten: 20 Mio EUR
Jährliches Defizit: 1 bis 3 Mio EUR
Wegfall von Parkplätzen am UKB und Verteuerung der verbleibenden Plätze
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Das Gesamtvolumen der Baumaßnahmen wir mit ca. 20 Mio. EUR beziffert und die jährlichen Betriebskosten liegen bei fast 1 Mio EUR.
Doch spätestens seit dem WCCB wissen wir alle, dass die geplanten Baukosten nicht den tatsächlichen Kosten entsprechen…

Im Zuge des Seilbahnprojektes sollen die betrieblichen Parkplätze reduziert und die Preise für die Pkw-Abstellanlagen erhöht werden, das wäre sozusagen der "Anreiz" (von Zwang will ich nicht sprechen) für alle umzusteigen...

Auf Seite 84 heißt es (Machbarkeitsstudie: Kapitel „Potential Klinikum“), „Hohe Zahlen der Verlagerung (vom Individualverkehr hin zur Seilbahn) können durch die Erhöhungsmöglichkeiten der Preise für die Pkw-Abstellanlagen erreicht werden.“ und weiter „… ein Ausweichen auf andere Parkierungsanlagen zu günstigeren Konditionen solle/müsse verhindert werden.“

Für die Ausnutzung der Seilbahn werden auf Seite 63, 350.000 Fahrten (pro Jahr) angesetzt. Das bedeutet ca. 1.000 Fahrten/Tag. Dieselbe Studie geht auf den Seiten 84/85 von ca. 4.300 Fahrten/Tag aus und nur eine Seite weiter sind es dann täglich ca. 7.000 Fahrten/Tag (ohne wirksame Parkraumbewirtschaftung) und ca. 9.000 (mit wirksamer Parkraumbewirtschaftung) realistisch.
Wobei „wirksame Parkraumbewirtschaftung“ eine schöne, kreative Wortschöpfung ist…
Kompliment hierfür...

Scheinbar ist die auch Auslastung der gewünschten Seilbahn mit großen Variablen belegt; dazu fällt mir das geflügelte Wort ein: „Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast“

Sollten sich aber die Beschäftigen des UKB, die Studierenden, die Besucher und nicht zuletzt unsere Patienten nicht an diese Einschätzung halten und weiterhin mit dem eigenen Auto zum Klinikum kommen, dann wird das Chaos auf dem Venusberg massiv verstärkt (es gäbe ja noch weniger Parkplätze...).

Die Wirtschaftlichkeit der Seilbahn wird auf Seite 114 mit einem jährliches Defizit von 1 bis 3 Mio. €. beziffert.
Auf Seite 32 die Ticketpreise mit ca. 6-8 € pro Fahrt berechnet.

Sollte ich dennoch einmal davon ausgehe, dass viele Beschäftigte des UKB auf die Seilbahn umsteigen und sollten tatsächlich die oben genannten ca. 4.000 Fahrten/Tag zustande kommen...
...dann wären das mit Hin- und Rückfahrt, ca. 2.000 Mitarbeiter welche die Seilbahn täglich nutzen würden (wenn die Fahrt mit der Seilbahn nicht im Job-Ticket inkludiert ist, würden weitere 16–18 EUR/Tag an Fahrtkosten anfallen).

Falls viele von den Betroffenen auch noch denselben Arbeitsbeginn hätten, gäbe es einen neuen Stau… nur jetzt an der Seilbahn…
Bei einer Kabinengröße von 15 Personen und einer Taktung von 30 Sekunden würde es ca. eine Stunde dauern bis alle ihren Arbeitsplatz erreichen hätten…

Meiner Meinung nach, wäre ein Ausbau bzw. Neubau von Parkhäuser oder Tiefgaragen besser geeignet, die Problematik zu verbessern.
Die Parkgebühren müssten so günstig sein, dass Patienten, Besucher und Mitarbeiter nicht mehr außerhalb des Klinikums parken. Somit wären die Bürgersteige in der Umgebung nicht zugeparkt, die Busse hätten mehr Platz und kämen zügiger voran, die Staus würden weniger...
Wenn dazu noch die Ampelschaltung am Marienhospital (siehe Beitrag von Flopr vom 21.05.2017) geändert würde, würde ein besserer Verkehrsfluss zustande kommen und die dortigen Wartezeiten würden sich verringern = weniger Stau.

Kommentare

Danke für diesen interessanten Beitrag!
Das hat doch Potential für einen Leserbrief an den GA...
Ein sehr guter Bekannter von mir fährt seit mehreren Jahren 2x/Woche (Mi/Fr) mit dem Bus u. Bahn über den Hauptbahnhof zur UKB, Arbeitsbeginn 9:00 Uhr, Rückfahrt 16-17 Uhr. Als ich Ihn auf die Seilbahndiskussion und Verkehrssituation ansprach, war er ganz verwundert. Er konnte ein Verkehrsproblem zumindest zu diesen Uhrzeiten nicht erkennen, auch keine übervollen Busse.