Offen Farbe bekennen

Ich gehöre zu denen, die ein Haus an der Robert-Koch-Straße gekauft haben, wohl wissend, dass dies die einzige Verkehrsverbindung zum Uniklinikum darstellt.

Habe ich damit das Recht verwirkt, ein Verkehrskonzept einzufordern, das nicht darauf baut, unentgeltlich und unbegrenzt Parkplätze an der Uniklinik bereitzustellen. Die unvermeidbare Folge wäre eine noch stärkere Nutzung der Robert-Koch-Straße und noch mehr Stau in den Stoßzeiten. In mehreren Beiträgen des Bürgerdialogs wird behauptet, man könnte dem durch Kreisel oder intelligente Ampelschaltungen wirksam begegnen. Die Staus würden dadurch aber nur verlagert, etwa zur Kreuzung Eduard-Otto-Straße/Hausdorfstraße, zur Argelanderstraße/Reuterstraße oder nach Poppelsdorf. In Städten wie Berlin käme niemand mehr auf die Idee, überhaupt Parkplätze für jeden Mitarbeiter am Arbeitsplatz zu fordern, erst recht keine unentgeltlichen. Als Übergangsmaßnahme für Bonn und speziell die die Uniklinik könnte man nur Inhabern eines Jobtickets einen Parkplatz einräumen.

Seitdem ich mein Haus vor 25 Jahren gekauft habe, als der Verkehr an der Robert-Koch-Straße noch vergleichsweise ruhig war, ist das Uniklinikum beständig und mit zuletzt dreistelligen öffentlichen Millionenbeträgen ausgebaut worden, ohne dem offensichtlichen Nadelöhr der einzigen Verkehrsanbindung auch nur Beachtung zu schenken. Muss ich als Anlieger den wachsenden Lärmpegel duldsam und schweigend hinnehmen, während andere Bürger Bonns zwar die Segnungen einer leistungsfähigen Universitätsklinik schätzen, aber in ihrem Idyll am Berghang meinen, schon das Surren und Klicken einer Seilbahn zum Grund ihrer Ablehnung erheben zu dürfen?

Ich respektiere und akzeptiere es, wenn betroffene Anlieger einer Seilbahn realistische Einschränkungen und Belastungen ihrer Wohnungen und Häuser vortragen und als Grund zur Ablehnung einer Seilbahn nennen. Bei der Lektüre mancher Beiträge des Bürgerdialogs beschleicht mich aber der Eindruck, dass dort verdeckt mit vagen Umweltbedenken, Kritteleien an der Wirtschaftlichkeitsrechnung oder utopischen Alternativvorschlägen Stimmung gegen eine Seilbahn gemacht wird, statt die wirklichen Vorbehalte eines Anliegers offen zu nennen.

Mit meinen bisherigen Punkten habe ich nur den Aspekt „Seilbahn zur Entlastung des Venusbergs“ angesprochen, so wie das in den allermeisten Beiträgen des Bürgerdialogs geschieht. Auch in der Machbarkeitsstudie wird dieser Aspekt viel zu stark gewichtet. Zu wenig wird bislang herausgestellt und bewertet, dass eine rheinquerende Seilbahn eine erste wirksame und strategische Antwort auf das topographisch bedingte Verkehrsproblem des Bonner Rheintals und seiner begleitenden Höhenzüge werden kann. Es würde sowohl eine Querverbindung der parallel verlaufenden Schienenstränge im Tal, erreicht, als auch eine zügige Überwindung natürlicher Hindernisse (Venusberg, Rhein, warum nicht auch Ennert?). Die Machbarkeitsstudie weist immerhin klar aus, dass nicht die Beförderung am Venusberghang, sondern die Querung unten im Tal und insbesondere über den Rhein entscheidend für die Wirtschaftlichkeit einer Seilbahn sein würde.

Somit sollte man in der öffentlichen und politischen Diskussion nicht über eine Seilbahn zum Venusberg sprechen, sondern über eine optimal in den ÖPNV integrierte Seilbahnquerung des Bonner Rheintals. Das schließt nicht aus, zunächst nur die jetzt untersuchte Strecke vom Venusberg über den Rhein zu realisieren.

Kommentare

Ich bin auch sehr Unzufrieden mit der immer weiter voranschreitenden Baut des UKB und die ist noch längst nicht beendet. Das ist sowohl Ihr Problem, als auch nun unser Problem. Eine Seilbahn wird uns beiden nicht helfen.

Ich hoffe Sie meinten meinen Dezentralisierungsgedanken nicht als Utopisch. Den kann man ganz schnell umsetzen.

Es gibt mehrere Punkte, die es zu Bewältigen gilt. Zum einen ist es der Verkehrsfluss, der erhöht werden muss. Da kann das minimieren von Nadelöhren helfen. Zum anderen gilt es die Parkplatzsituation zu verbessern. Da wird Ihnen hoffentlich die Parkraumbewirtschaftung schon ein Stück weiter helfen. Aktuell fahren nur 6000 Fahrzeuge pro Tag aufs UKB-Gelände. In dieser Anzahl Schrankendurchfahrten sind dann auch die Busse, Taxis, Handwerker, Zulieferer, Baufahrzeuge, usw enthalten. Auf das UKB-Gelände fahren also deutlich weniger, als man annehmen würde.

Wenn dann noch durch den Bau einer Seilbahn Busse eingespart werden, dann wird es vielleicht schon vor dem Fertigstellen der nächsten Gebäude zu mehr Verkehr kommen, aber es wird sicherlich danach mehr Verkehr geben.

Die Querung über den Rhein wird laut MBS nur maximal 2000 Fahrzeuge einsparen. 5900 Fahrten der Seilbahn Minus 1900 Fahrten aus den Kanibalisierten anderen ÖPNV-Mitteln auf den Brücken gleich 4000 Fahrten also 2000 Fahrzeuge. Wenn man davon noch Touristen und Rad und Fußgänger in die Auslastung reinkalkuliert, dann werden es noch weniger Entlastungen der Brücken. Das lohnt sich doch nicht.

Ich kann Ihre Sorgen gut verstehen, denn ich habe ähnliche. Nur umgekehrt. Ich habe vor Jahren ein Haus in Kessenich der Nähe der Urstadtstraße gekauft. Genau dort soll nun die Trasse verlaufen. Mich stört dabei nicht in erster Linie ein "Surren und Klicken" (obwohl ein solches Geräusch spät abends, wenn der übrige Verkehrslärm erstirbt, auch extrem nervtötend werden kann). Es geht um den Schutz der Privatspähre, denn die Seilbahngäste hätten einen perfekten Blick auf meinen Balkon und Garten. Es geht um Schattenwurf im Sommer und Lichtverschmutzung in der dunklen Jahreszeit. Es geht um den Ausblick aus dem Fenster, vor dem im 30- Sekunden-Takt während 18 Stunden am Tag die Gondeln vorbeifahren würden. Bei der Enge der Urstadtstraße könnte ich den Fahrgästen aus dem Küchenfenster zuwinken. Es geht darum, dass auf der Urstadtstraße alle 200 Meter eine Seilbahnstütze errichtet werden soll, die dann noch zusätzlich den Blick aus meinem Fenster "verschönert". Für mich ist all dies eine Horrorvorstellung. Ich kann mir ein Leben weder unter noch neben der Seilbahntrasse vorstellen. Würde das Projekt tatsächlich realisiert, würde ich mit Sicherheit umziehen. Dumm nur, dass ich nicht Mieterin, sondern Eigentümerin bin. Natürlich befürchte ich einen immensen Wertverlust meines Hauses, in dem mein ganzes Vermögen steckt und das als Alterssicherung gedacht war. Es ärgert mich, von manchen zu hören, dass wir ja nur Angst um den Wert unserer Häuser hätten. Als ginge es es Peanuts. Potentielle Entschädigungszahlungen sind in der Machbarkeitsstudie nicht eingerechnet. Ich schließe daraus, dass die Stadt offenbar nicht gewillt ist, irgendwelche zu zahlen.

Laut Machbarkeitsstudie würde die Seilbahn zum Venusberg den Autoverkehr auf der Robert-Koch-Str. um ca. 5 Prozent entlasten. Als Anwohner der Robert-Koch-Straße würde ich denken: "Besser 5 Prozent als nichts". Für diese 5 Prozent nimmt man jedoch in Kauf, zumindest Teile von Kessenich und Dottendorf komplett zu verunstalten.

Ich könnte mit einer Standseilbahn am Venusberg leben. Die hätte einen ähnlichen Verkehrseffekt, würde aber einen Eingriff in die Natur erforderlich machen, denn es müsste eine Schneise in den Berghang geschlagen werden. Das ist nicht schön, keine Frage. Aber statt dessen hat die Stadt vor, die Anwohner der Urstadtstraße dem Projekt zu "opfern". Sind diese nicht auch Teil der schützenswerten Natur?

Ich kann Ihre Sorgen gut verstehen, denn ich habe ähnliche. Nur umgekehrt. Ich habe vor Jahren ein Haus in Kessenich der Nähe der Urstadtstraße gekauft. Genau dort soll nun die Trasse verlaufen. Mich stört dabei nicht in erster Linie ein "Surren und Klicken" (obwohl ein solches Geräusch spät abends, wenn der übrige Verkehrslärm erstirbt, auch extrem nervtötend werden kann). Es geht um den Schutz der Privatspähre, denn die Seilbahngäste hätten einen perfekten Blick auf meinen Balkon und Garten. Es geht um Schattenwurf im Sommer und Lichtverschmutzung in der dunklen Jahreszeit. Es geht um den Ausblick aus dem Fenster, vor dem im 30- Sekunden-Takt während 18 Stunden am Tag die Gondeln vorbeifahren würden. Bei der Enge der Urstadtstraße könnte ich den Fahrgästen aus dem Küchenfenster zuwinken. Es geht darum, dass auf der Urstadtstraße alle 200 Meter eine Seilbahnstütze errichtet werden soll, die dann noch zusätzlich den Blick aus meinem Fenster "verschönert". Für mich ist all dies eine Horrorvorstellung. Ich kann mir ein Leben weder unter noch neben der Seilbahntrasse vorstellen. Würde das Projekt tatsächlich realisiert, würde ich mit Sicherheit umziehen. Dumm nur, dass ich nicht Mieterin, sondern Eigentümerin bin. Natürlich befürchte ich einen immensen Wertverlust meines Hauses, in dem mein ganzes Vermögen steckt und das als Alterssicherung gedacht war. Es ärgert mich, von manchen zu hören, dass wir ja nur Angst um den Wert unserer Häuser hätten. Als ginge es um Peanuts. Potentielle Entschädigungszahlungen sind in der Machbarkeitsstudie nicht eingerechnet. Ich schließe daraus, dass die Stadt offenbar nicht gewillt ist, irgendwelche zu zahlen.

Laut Machbarkeitsstudie würde die Seilbahn zum Venusberg den Autoverkehr auf der Robert-Koch-Str. um ca. 5 Prozent entlasten. Als Anwohner der Robert-Koch-Straße würde ich denken: "Besser 5 Prozent als nichts". Für diese 5 Prozent nimmt man jedoch in Kauf, zumindest Teile von Kessenich und Dottendorf komplett zu verunstalten.

Ich könnte mit einer Standseilbahn am Venusberg leben. Die hätte einen ähnlichen Verkehrseffekt, würde aber einen Eingriff in die Natur erforderlich machen, denn es müsste eine Schneise in den Berghang geschlagen werden. Das ist nicht schön, keine Frage. Aber statt dessen hat die Stadt vor, die Anwohner der Urstadtstraße dem Projekt zu "opfern". Sind diese nicht auch Teil der schützenswerten Natur?

Als Anwohner der Robert-Kochstraße sind Sie sicher nicht zu beneiden, auch wenn Sie vor 25 Jahren hätten wissen sollen, auf was Sie sich einlassen.
Sie haben ein Recht darauf von der Stadt ein schlüssiges Verkehrskonzept zu fordern. Die Seilbahn ist jedoch nur ein Prestigeobjekt, es wird auch Ihre Lärmbelästigung nicht lösen.
Sie sollten nicht den Fehler machen die Belastung der Anwohner durch eine kommende Seilbahn zu bagatellisieren. Die sind mit Recht verärgert, weil auf Ihrem Rücken eine jahrelang verschlafene Verkehrspolitik ausgetragen wird.

Lieber schucobn,
Sie haben einerseits recht (natürlich müssen Sie gehört werden!), andererseits nicht, denn wenn man an eine Straße oder Autobahn zieht, muss man mit krank machendem Lärm rechnen. Das gilt aber nicht für die Menschen, denen gegen ihren Willen eine neue Autobahn wie die Südtangente oder ein fette Seilbahn vor die Fenster gesetzt wird. Das finde ich - ohne Ihren Protest schmälern zu wollen - schon eine deutlich andere Argumentationsgrundlage.