Ich bin GEGEN den Bau der Seilbahn!

Zu all den guten, bisher bereits aufgeführten Argumenten gegen eine Seilbahn in Bonn möchte ich zwei weitere Denkanstöße, die Kosten betreffend, geben:

Zunächst lohnt ein kurzer Blick nach Köln: Die Kölner Seilbahn wurde im Jahr 1957 errichtet und hat erstmalig(!) im Jahr 2004 (also knapp 50 Jahre später) schwarze Zahlen geschrieben...ob Bonn gegenüber der dortigen Seilbahn einen solchen Standortvorteil genießt, dass die Kostendeckung schneller geschehen würde, darf bezweifelt werden.

Ich schließe mich der Meinung an, die veranschlagten, nicht unerheblichen Summen in die Optimierung des bereits bestehenden Netzes zu investieren; v.a. was Frequenz der eingesetzten Busse und Bahnen und die Preispolitik angeht. So hätte man die Chance, "großflächig" Staus entgegenzuwirken. Berlin, meine Heimatstadt, hat ein ausgesprochen gut ausgebautes Verkehrsnetz und für jeden(!) bezahlbare Tarife, so dass die alltäglichen Wege i.d.R. OHNE Auto zurückgelegt werden.

Kommentare

Der Vergleich hinkt: Die Kölner Seilbahn (900 m, 2 Stationen) dient ausschließlich touristischen Zwecken. Die Bonner Seilbahn (4,3 km, 5 Stationen – die in der Studie empfohlene Variante E) würde vier Schienenstränge quer verknüpfen und den Arbeitsplatzschwerpunkt Venusberg anbinden. Sie könnte im Gegensatz zur Kölner Seilbahn auch mit den regulären VRS-Tickets genutzt werden.

Touristischer Verkehr ist zwar in die Machbarkeitsstudie eingeflossen (S. 122/123), wird aber in der Kosten-Nutzen-Analyse, die noch nicht erstellt wurde, keine Rolle spielen (S. 117). Die Sorge, dass Touristen eingeplant werden, die letztlich nicht kommen, ist also unbegründet.

Sie sagen es: Kölns Seilbahn stellt nur einen Bruchteil der Bonner Strecke dar (was sicher auch im übertragenen Sinn die Kosten betreffend gilt) - und dennoch brauchte es fast 50 Jahre und massive Werbeaktionen, um aus den Schulden zu krabbeln. Dass die in Bonn zu befürchtenden Kosten durch die alltägliche Nutzung im vorgesehenen Plan gedeckt sein werden, halte ich für utopisch. Sollten Sie ein Verkehrsprojekt kennen, das im Plan laut Machbarkeitsstudie erstellt und nachträglich nicht korrigiert wurde, nennen Sie es gern. Weiter gegen die Seilbahn!

... stellt nur einen Bruchteil der Bonner Strecke dar ... und dennoch brauchte es fast 50 Jahre und massive Werbeaktionen, um aus den Schulden zu krabbeln."

Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wieso Sie sich gerade an der Streckenlänge aufhängen. Der verkehrliche und wirtschaftliche Wert einer ÖPNV-Strecke, egal in welcher Form, hängt stark von ihrer netzverbindenden Wirkung ab. Das heißt, wenn ich eine Strecke von nicht einmal einem Kilometer baue, die an den beiden Endpunkten nicht mit dem restlichen ÖPNV verknüpft ist und für die ein Extraticket gelöst werden muss, ist das auf dem täglichen Weg zur Arbeit unattraktiv. (Für Touristen möglicherweise nicht, aber die sind in Bonn irrelevant, wie ich oben schrieb.) Wenn ich dagegen eine Strecke von vier Kilometern baue, die an fünf Punkten an existierenden ÖPNV anknüpft, die mit denselben Tickets genutzt werden kann wie der restliche ÖPNV, und die für genug Pendler einen Zeitvorteil bringt, dann wird sie auch genutzt werden.

"Dass die in Bonn zu befürchtenden Kosten durch die alltägliche Nutzung im vorgesehenen Plan gedeckt sein werden, halte ich für utopisch."

Wie kommen Sie auf die Idee, dass das jemals der Plan war? ÖPNV ist praktisch überall in Deutschland ein Zuschussgeschäft, da können Sie ausgerechnet von der Seilbahn nichts anderes erwarten.

Und eben weil ich nichts anderes als hohe Kosten ohne vergleichbaren Nutzen erwarte, bin ich dagegen. Das Argument, dass öffentlicher Nahverkehr stets ein Zuschussgeschäft darstellt, ist ein offenes Geheimnis. Aber dabei gilt es dennoch, eine Kosten-Nutzen-Abwägung in die Überlegung einzubeziehen. Die Seilbahn, in ihrem "Inselcharakter", wird bestenfalls Probleme verlagern, nach meiner Auffassung nicht lösen. Die Kosten tragen alle OHNE allgemeinen Nutzen.

... eine Kosten-Nutzen-Abwägung in die Überlegung einzubeziehen."

Ja, absolut! Das wird später in der Planung auch passieren, und zwar per Standardisierter Bewertung (https://de.wikipedia.org/wiki/Standardisierte_Bewertung). Falls die ergibt, dass die Seilbahn unwirtschaftlich ist, dann gebe ich meine Pro-Haltung auf. Bis dahin können wir aber über Kosten und Nutzen nur spekulieren.