Rheinische Problemlösung

Stau ist nicht nur zum Venusberg.
Reuterstraße, Hausdorffstraße, Südbrücke, Adenauerallee, Innenstadt, Konrad-Adenauer-Damm, ... Wo ist denn morgens und nachmittags in den Stoßzeiten kein Stau?
Und nun soll eine Seilbahn her, die sich 18 Stunden am Tag bewegt und extrem viel Energie verbraucht, um einen kleinen Teil der Autos zum Venusberg von der Straße zu holen. Vielleicht sehr optimistische 2.000 Autofahrten von 17.000 täglich. Das wären, wenn es funktionierte, gerade mal 12%, und damit ist das Problem gelöst?

Praktisch geht das dann so: Der Autofahrer fährt dann mit seinem Auto durch den morgendlichen Stau zum Seilbahn-Bahnhof Hindenburgplatz, sucht da vergebens nach einem Parkplatz, und fährt dann frustriert doch mit dem Auto hoch zum Venusberg. Oder am Bahnhof UN-Campus. Da ist es das gleiche. Stau, kein Vorwärtskommen. Vielleicht nimmt er dort ein Parkhaus. Welcher Autofahrer fährt denn durch den Stau, um für 8 Stunden am Tag sein Auto in ein teures Parkhaus (2 € pro Stunde) zu stellen und nimmt dann die Seilbahn? Kostet mindestens 16 € Parken, 5,40 € das Ticket rauf und runter (und das wird noch hoch subventioniert). Und am Venusberg kommt man an einer Stelle raus und da geht es nicht weiter. Tolle Idee, gehen bis ans andere Ende der Klinik. Und abends das gleiche zurück. Und auch wieder Stau vom Parkhaus nach Hause. Und kostenmäßig total attraktiv! Der Autofahrer zahlt in 4 Wochen 85,60 € und es ist unbequem, dauert lang, bei Wind und Wetter durchs Klinikgelände gehen ist auch nicht smart. Also fährt der Autofahrer weiter mit dem Auto, weil es bequem ist.
Der Städtische Moderator wird wieder aus der Haut fahren, wie schon im Stern am 26. August 2015, diesmal weil der Autofahrer uneinsichtig ist. Denn das Konzept ist gut, zukunftweisend und nachhaltig.

Heiner Monheim hat bei einer Bürgerdialogveranstaltung auf die Frage, wie es denn nach der Seilbahn auf dem Venusberg weiter ginge, einmal ernsthaft gesagt, "dann stellen wir eben Leihfahrräder an die Station auf dem Venusberg."
Schon wieder Kosten! Aber selbst wenn diese Leihfahrräder kostenlos wären, dann wären sie um 6:30 beim Schichtwechsel in der Klinik weg, weil jede Krankenschwester eins mitnimmt. Und das Fahrrad steht dann vor irgendeiner Klinik, bis jemand es vielleicht mittags zurückfährt, oder auch nicht.
Und ein altes Mütterchen, das mit Rollator, Blumenstrauß oder Kuchen die kranke Nachbarin besuchen will, soll auf ein Leihfahrrad? Oder der Patient, der zur Magenspiegelung nüchtern aus der Seilbahn steigt, soll laufen oder Rad fahren? Da wird man glückliche Gesichter sehen.

Die Leitung der Uniklinik begrüßt natürlich die Seilbahn. Klar, denn dann sieht man Licht am Ende des Tunnels und kann weiter bauen und bauen und bauen, ohne sich Gedanken um ein Verkehrskonzept zu machen. Fehlplanung heißt das, wenn man baut und weder Zufahrtswege noch Parkraum einplant. Seltsam, dass die Stadt hier stillhält und bauen läßt. Jeder, der nur einen Frisörladen aufmacht, muss Parkplätze nachweisen, nur die Unikliniken offenbar nicht. Da ist eine seltsame stillschweigende Übereinkunft zwischen Land, Unikliniken und Stadt Bonn.
Ach ja, fast hätte ich es vergessen: 90% der Investition zahlt das Land! Geschenktes Geld. An den Schulen wird gerade noch die Kreide bezahlt, sonst ist für nichts Geld da. Steuergeld, das man z.B. in unsinnige Seilbahnen steckt. Wie in Wuppertal, da hat der Rat schon beschlossen, dieses Schnäppchen vom Land mitzunehmen!

Kommentare

Ja, stimme Ihnen zu!

Ich stimme Ihnen zu 100% zu! Treffender kann man es nicht formulieren. Die Seilbahn löst keine Probleme sondern schafft neue! Es macht außerdem meiner Meinung nach keinen Sinn, ein neues Verkehrssystem zu etablieren! Umsteigen ist Gift für die Verkehrsqualität der ÖPNV Nutzer, auch wenn die Gondeln alle 2 Minuten getaktet sind. Umsteigen kostet immer viel Zeit und macht den ÖPNV unattraktiver! Insbesondere wenn in 2030 autonome Verkehrskonzepte etabliert sind, werden alle die schöne alte Seilbahn belächeln!