Eine Zumutung für alle Anwohner

Wir Anwohner sind keine Bürger, die in die Mitte der Innenstadt ziehen, um dann gegen gelegentlich stattfindende Konzerte zugunsten aller auf dem Münsterplatz vorzugehen. Wir freuen uns, wenn Bonn lebt und hören gerne die Rheinauenkonzerte, die vom Venusberg widerhallen.
Wir haben uns aber bewusst für ein Leben am Rande der Stadt entschieden in der Beschaulichkeit dörflicher Strukturen und der Ruhe des Venusberges mit dem schnellen Zugang zu Rheinaue und City. Hierfür sind wir auch bereit, hohe Grundstückpreise und Mieten zu zahlen. Deshalb wehren wir uns auch mit aller Vehemenz gegen einen Strukturwandel in unserem Bezirk und dem damit zu erwartenden Werteverfall in Bezug auf Lebensqualität und damit auch der Immobilien.
Noch viel mehr Anwohner würden von der im Generalanzeiger als Strecke 2a bezifferten Führung extremst belästigt.
Mit einer Seilbahn über den Hindenburgplatz zum Venusberg soll die Verkehrssituation auf dem Venusberg beruhigt werden. Dass dieses Projekt auf unsere Stadtteile besonders in den sehr ruhigen Wohnlagen schwerwiegende Folgen haben wird, bleibt dabei außer Acht. In wie fern die Autofahrer, die derzeit die Staus auf dem Venusberg verursachen, bereit sind, die Seilbahn zu nutzen, lässt sich nicht im Vorfeld durch Umfragen ermitteln und würde schließlich von Praxistests in allen Wetterlagen abhängen.
Aus unserer Sicht sprechen viele Punkte gegen das Seilbahnprojekt:

Geräuschbelästigung
Die Geräuschbelästigung in unserem Bezirk wird extrem sein, auch wenn eine objektive Dezibel-Messung etwas Anderes besagen wird. Ein vorbeifahrender LKW ist sicherlich lauter. Die Seilbahn wird aber permanent ein extrem hohes unangenehmes surrendes Geräusch verursachen, dem man sich besonders in ruhigen Phasen (abends, frühmorgens und an Wochenenden) nicht entziehen kann. Durch eine Umlenkung am Hindenburgplatz für eine Streckenführung 2a würde die Geräuschbelästigung noch viel höher.

Eingriff in Privatsphäre
Besonders die Gärten der Hittorfstraße und Gustav-Oel-Straße, die in idyllischer Waldlage bislang nur durch direkte Nachbarn einsehbar waren, werden durch die Seilbahn zur Bühne aller Passagiere. Gleiches gilt selbstverständlich auch für alle anderen Gärten und Balkone entlang der Strecke (Wasserland, Hermann-Milde-Straße, Urstadtstraße, Hausdorffstraße, Hindenburgplatz…).

Spielparadies Hindenburgplatz
Der Spielplatz auf dem Hindenburgplatz gehört zu einem der Beliebtesten in Bonn. Familien und unbegleitete Kinder der Umgebung ebenso wie Kindertagesstätten und OGS-Gruppen der umliegenden Schulen genießen den Spielplatz und das angrenzende Wiesen- und Bachumfeld. In nahezu jeder Jahreszeit wird der Bereich hoch frequentiert und ist ein wichtiger Faktor für die Attraktivität unseres Wohngebiets. Dort soll nun eine Haltestelle der Seilbahn entstehen.

Erhöhtes Verkehrsaufkommen
Falls die Seilbahn tatsächlich von vielen Pendlern genutzt werden sollte, werden neben den Parkhäusern der Museumsmeile auch viele die zweite Haltestelle am Hindenburgplatz nutzen. Hierfür müsste das Nahverkehrsnetz in Dottendorf/Kessenich erheblich ausgebaut werden. Zusätzliche PKW kämen hinzu. Dies alles würde die ohnehin schon prekäre Verkehrssituation auf der Hausdorffstraße zur Rushhour weiter verschlimmern.

Parksituation
Damit einher ginge auch eine Verschärfung der Parkplatzsituation. Anwohner finden schon derzeit kaum ausreichende Parkplätze. Selbst durch die Einrichtung von Anwohnerparkplätzen ließe sich nicht vermeiden, dass auch Pendler das Risiko gelegentlicher Überprüfungen eingingen, um auf ebendiesen Plätzen zu parken.
Beeinträchtigung des Landschaftsbildes Venusberg
Auch wenn kein Baum dem Projekt zum Opfer fallen soll, muss die Seilbahn eine beträchtliche Höhe haben. Die riesigen Pfeiler sowie die Seile und die großen Gondeln werden das natürliche Landschaftsbild des Venusberghanges nachhaltig beeinträchtigen.

All diese Argumente werden Einbußen der derzeit sehr hohen Lebensqualität in unserem Bezirk und damit verbunden auch einen Verfall unserer Immobilienpreise zur Folge haben.

Warum werden nicht kostengünstigere Alternativen zunächst einmal ausgebaut?

• Die sperrige Linie 630 die von der Gronau auf den Venusberg und von da aus weiter in den Bonner Norden führt, könnte geteilt werden und nur die Gronau mit dem Venusberg verbinden. Dann müsste sie unbedingt auch deutlich häufiger fahren. Dem derzeitigen Fahrplan lässt sich jedenfalls nicht entnehmen, dass es sich bei der Strecke tatsächlich um eine wichtige Verbindung handelt, die durch das ehrgeizige Bauprojekt Seilbahn unterstützt werden muss.
Derzeit fährt die Linie 630 montags bis donnerstags lediglich achtmal täglich von der Gronau aus Richtung Venusberg (z.B. Haltestelle Hindenburgplatz: 7.08 / 7.39 / 8.09 / 8.41 / 16.11 / 18.11 / 18.40) freitags hat sie noch ungewöhnlichere Zeiten (7.08 / 7.39 / 13.41 / 14.11 / 14.41 / 15.11 / 15.41 /16.11) und an Wochenenden fährt sie gar nicht. Bei derart unregelmäßigem Fahrplan und vielen Verspätungen wegen der extremen Länge der Linie durch Verkehrsknotenpunkte quer durch die Stadt, ist die derzeitig geringe Attraktivität dieser Alternative zum Auto wohl jedermann ersichtlich.
Ein Ausbau der Buslinie hätte gegenüber einer Seilbahn den Vorteil, dass nicht nur die Uniklinik angeschlossen wäre, sondern auch das Marienhospital sowie die Emilia -Heiermann-Realschule sowie, je nach Strecke auch Ippendorf.

• Ein Radweg entlang der Graf-Stauffenberg-Straße müsste ausgebaut werden, auch wenn dafür einige wenige Bäume fallen müssten. Denn auch für weniger sportlich Ambitionierte bieten moderne E-Bikes eine sinnvolle Alternative zum Auto.
Hierfür würde es sich anbieten, an der Eduard-Otto-Straße und an dem neuen DB-Bahnhof in der Museumsmeile einen E-Bike-Verleih anzubieten.

• Viele Beschäftigte der Uniklinik aus Dottendorf und Kessenich nutzen schon heute den Fußweg durch den Wald. Deshalb gab es auch damals, als die Gebäude der Uniklinik noch Militärkasernen waren, von Dottendorf aus eine Treppe zum Venusberg. Diese ist längst verfallen. Der bestehende Fußweg könnte aber besser befestigt und beleuchtet werden. Wenn der Weg durch den Wald besonders in den dunklen Monaten zu gefährlich erscheint, könnten am Hindenburgplatz Treffzeiten für Laufgemeinschaften festgelegt werden. Diese ließen sich am Bedarf orientiert jederzeit nachjustieren.

Kommentare

Es gibt nur Wenige, welche mit solch einem Aufwand

- allgemeine Beschreibungen
- Ursachen & Zusammenhänge spezifizieren
- Lösungen vorschlagen

ihre Meinung äußern.

Guter Kommentar. Ander 630 sieht man den Bedarf der Seilbahn. Im übrigen behinder die Fahrräder den flüssigen Verkehrsfluss. Ein Ausweichweg in form eines Fahrradweges würde wahrscheinlich mehr helfen als die Seilbahn

Den würde ich auch unterschreiben. Der Fußweg vom Hindenburgplatz rauf bis zu dem Punkt, wo die Seilbahn wahrscheinlich halten würde beträgt ca. 25 Minuten für ungeübte. Wer die Seilbahn befürwortet, sollte mal den Weg auf und wieder absteigen und dann Überlegen, wie Potenzial der Weg hätte, wenn man ihn ordentlich ausbauen würde. Einen Vorgeschmack bekommt man, wenn man auf dem Rückweg kurz nach der kleinen Brücke rechts geht. Da ist eine Treppe, die etwas besser befestigt ist. Das ist natürlich nichts für jedermann, aber ich genieße die Ruhe, die der Wald heute noch ausstrahlt.

Die Buslinie 630 hat ausser. Der Taktung noch ein anderes Problem: Die Dottendorfer Schranke. Der Busse muss da warten und das kann schon mal 15 Minuten dauern. Wenn der Bus vom Hochkreuz durch die Unterführung fahren würde, dann wäre er punktlicher. Es wäre für mich eine Alternative, vorausgesetzt die Taktung stimmt und er fährt auch am Wochenende.

Das Ippendorf ein Problem hat, verstehe ich, aber es werden bislang keine Alternativen aufgezeigt seitens des Projekts und das ist nicht sehr Innovativ. Die charmanten Innovationen kommen von den Kritikern und da sind gute Ideen bei, die deutlich besser zu Bonn passen.

Lieber Gast,

nach längerer Zeit möchte ich Ihnen noch einmal antworten und einen Vorschlag machen. Es gibt einen Beitrag in diesem Forum, den man unter dem Stichwort "Neuanfang" findet.

Mein Vorschlag an Sie, lieber Gast, ist, dass Sie einige Ihre Ideen dort noch einmal einbringen. Machen Sie es doch einfach nur ein wenig kürzer; wenn Beiträge zu lang sind werden sie nicht angenommen.