Argumente?

Wie so oft lässt sich wieder einmal feststellen, daß ein Großteil der Menschen nicht zu einer sachlichen, auf Argumenten basierenden Diskussion fähig zu sein scheint.

Ich befürworte den Seilbahnbau aus folgenden Gründen:

-die aktuelle Verkehrsanbindung auf den Venusberg ist durch 2 Straßen realisiert, Haager Weg aus dem Süden, Robert-Koch Str. aus dem Norden. Beide Straßen sind, insbesondere in den Stoßzeiten, bereits an bzw. über die Kapazitätsgrenze hinaus belastet, ein Ausbau alleine auf Grund der geographischen Lage nicht oder nur mit immensem Aufwand möglich. Bereits ein minimaler Eingriff (z.B. Kanalarbeiten) führt hier zum totalen Kollaps (habe dies schon oft auf der Robert-Koch-Str. erlebt).

-die Parkplatzsituation auf dem Venusberg, ebenfalls ein nicht oder nur mit immensem Aufwand zu verbessernder Faktor. Das Ziel muss sein, die Pendler vom Individualverkehr hin zum ÖPNV zu "verführen". Dies wird jedoch nur passieren, wenn der ÖPNV einen angenehmen bzw. tolerablen Charakter hat. Sind wir ehrlich, fast niemand wird von seinem Auto in einen Bus umsteigen, nur um dann damit im "Venusbergstau" zu stehen. Eine staufreie Seilbahn mit hoher Taktung ist m.E. eine Alternative, die viele ihr Verkehrsmittel überdenken lassen würde, insbesondere wenn wichtige Knotenpunkte wie z.B. Ramersdorf in die Planung mit einbezogen werden. Wichtig zu beachten dabei ist, daß im Bereich der Talstation(-en) ausreichend Park&Ride Plätze geschaffen werden.

-"Das System Seilbahn liegt beim Vergleich der Lärmintensitäten deutlich unter dem des Busses bzw. dem des PKW-Verkehrs. Aufgrund technischer Gegebenheiten sind die Abstände der Lärmquellen zur Wohnbebauung beim System Seilbahn sehr groß. Im Vergleich dazu sind die Lärmquellen des Straßenverkehrs insbesondere in Innenstadtbereichen mitunter sehr nah an Wohngebäuden. Geräusche auf der Strecke entstehen lediglich beim Überfahren der Stützen. Hierbei entstehen Geräuschbelastungen von ca. 40 db(A). Zum Vergleich: Der Lärm einer normalen Verkehrsstraße erzeugt bis zu 80 db(A)."

-das allgegenwärtige Anwohnerargument "dann kann man ja in meinen Garten, meine Wohnung, meinen Ausschnitt,etc. schauen" lasse ich nicht gelten. Erstens lässt sich dies einfach bei der Trassenführung unterbinden, in Kombination mit entsprechender Ausstattung der Gondeln (z.B. Fenster nur im oberen Gondeldrittel) wird es, alleine auf Grund der Höhe bzw. des Blickwinkels bestenfalls schwierig, sich hier als "Spanner" zu betätigen. Ich sehe hier allerhöchstens Probleme im Bereich der Talstation, die sich aber durch entsprechende Maßnahmen (Positionierung und/oder baulicher Blickschutz) beheben lassen.

Alternativ sehe ich nur wenige Möglichkeiten, die Verkehrssituation nachhaltig zu verbessern, den kompletten Verzicht auf den Standort Venusberg und die Verlegung der Uniklinik, eine Option, die alleine auf Grund der Investitionen von ~660 Mio. Euro bis 2020 keine ist. Im Vergleich zu diesem Investitionsvolumen sind die ~50 Mio. Euro für die Seilbahn "Peanuts" (insbesondere wenn man noch die Förderung durch Landesmittel bedenkt).

Eine weitere Option wäre, den Individualverkehr auf den Venusberg konsequent zu verbieten und die Pendler zum Umstieg auf die in diesem Fall massiv auszubauenden Busverbindungen zu zwingen. Ob dies einen entsprechenden, nachhaltigen Effekt hätte und auf Akzeptanz bei den Pendlern/Klinikbesuchern stoßen würde, wage ich zu bezweifeln.

Zum Abschluß noch ein Wort zu den Seilbahngegnern. Ich habe selten so viele, hochemotionale und argumentfreie Beiträge gesehen wie hier. Um eine sinnvolle Diskussion zu ermöglichen, wäre es zielführend, die Beiträge sachlich zu gestalten und vor allem auch sachliche, belegbare Argumente zu bringen. Beiträge wie "SEILBAHN=NEIN" bringen uns nicht wirklich weiter.

Kommentare

Ich bin gegen 10 Uhr wegen einer Untersuchung zum Venusberg mit dem Auto gefahren. Alle Straßen waren komplett zugeparkt.
Aber im Parkhaus an der Augenklinik habe ich problemlos einen gebührenpflichtigen Platz gefundet.

Genau! Es liegt an den Parkgebühren!
Es kostet 10 Euro pro Tag! Das schreckt Studenten und Mitarbeiter ab. Diese parken dann im Wohngebiet. Es bekommen nämlich nur die Mitarbeiter einen parkausweis ( Ca. 40 Euro pro Monat ), die weit genug von der klinik wegwohnen.

Vielen Dank für die ausführliche Beschreibung der Punkte, die bedacht und betrachtet werden müssen. Eine kritische Auseinandersetzung ist hier bisher nicht erfolgt.

Verkehrssituation Robert-Koch-Str.: 18.000 Fahrzeuge am Tag sind nicht wenig, da haben Sie recht. Die Seilbahn würde gemäß ersten Ergebnissen der Machbarkeitsstudie 6% Entlastung bringen. Lohnt sich da eine Seilbahn?

Parkplatzsituation: Ziel sollte es doch sein, nicht die Parkplatzprobleme vom Venusberg nach Kessenich zu verschieben, sondern insgesamt weniger Autoverkehr zu erzeugen. Kann eine einzelne Verbindng hier helfen? Würde es den Oberkasseler Autofahrern besser gefallen, mit zweimal Umsteigen plus langen Fußweg in 35 Minuten zum Venusberg zu kommen anstelle heute mit einmal Umsteigen plus kurzem Fußweg in 35 Minuten? Wo liegt da der Vorteil?

Lärm: schwierig. Ich war in Koblenz entsetzt, wie die Bergstation bis zum mehrere 100m entfernten Parkplatz rüberdröhnt. Wenn Stationen in Bonn ähnlich laut sind und die Nachbarschaft oder das Klinikum von 6 bis 24 Uhr ununterbrochen so beschallt wird, wird die Akzeptanz niedrig sein.

Lärm 2: Die SWB hat mit den Sileo-Elektrobussen bezüglich Zuverlässigkeit ins Klo gegriffen, aber diese "Beta"-Fahrzeuge haben mit den Elektrobussen ab 2020 nichts gemeinsam, außer dass diese lokal emissionsfrei und deutlich leiser sind. Lohnt sich da eine Seilbahn?

Viel wichtiger sind die Betriebskosten: Wie hoch sind diese? Wer bezahlt diese? Wie werden die Kosten kompensiert? Wird die Taktfolge der Linie 66 halbiert? Werden alle Busse zum Venusberg gestrichen?

Hier ein paar Gedanken zu Ihren Punkten.

6% Entlastung: Das klingt zunächst wenig, allerdings, wenn wir das Ganze von Ihren 18.000 Fahrzeugen ausgehend nicht prozentual sondern in Zahlen betrachten, dann reden wir von 1.080 Fahrzeugen. Das sind 1.080 Fahrzeuge, die sowohl die Straßen als auch die Parkraumsituation auf dem Venusberg entlasten würden. Frage: Welche realistischen Alternativen gibt es, die vergleichbare Entlastungen versprechen?

Zu den Oberkasseler Autofahrern - Sicher, es lässt sich immer irgendein Konstrukt finden, in dem eine geplante Änderung keinen Effekt oder sogar eine Verschlechterung bedeutet. Ich möchte dazu 2 Dinge anmerken. Erstens, wie bereits oben angeführt gibt es momentan 2 Straßen, die auf den Venusberg führen. Egal ob man aus Oberkassel, Niederdollendorf oder "Takatuka" kommt, aktuell sind diese beiden Straßen ohne Alternative. Eine Seilbahn würde auf der "letzten Meile" eine dritte Option für den Aufstieg bieten. Darüber hinaus, um bei den Oberkasselern zu bleiben, ist die Verlängerung der Seilbahn nach Ramersdorf ja eine durchaus realistische Option. Spätestens in dieser Form wäre es für Pendler aus Oberkassel eine signifikante Verbesserung.

Die Lärmsituation - Von meinen Fahrten in Koblenz kann ich mich jetzt nicht an großes Dröhnen erinnern, insbesondere bei der Bergstation halte ich dies aber auch für irrelevant, da hier aufgrund der Situation (Ehrenbreitstein, kein Wohngebiet) der Lärmschutz mit Sicherheit eine untergeordnete Rolle in den Planungen spielte. Was zu bedenken ist, Die Hauptlärmquelle einer Seilbahn liegt im Bereich von Umlenkungen, d.h. bei den Berg-/Talstationen und hier kann man z.B. mit baulichen Maßnahmen einiges erreichen (in Koblenz sind sowohl die Berg- als auch die Talstation relativ offen gestaltet).

Lärm2 - Elektrobusse sind generell eine schöne Variante, gehen aber ein wenig am Grundproblem vorbei, auch diese müssen zwingend durch die beiden Nadelöhre Robert-Koch-Str. und Haager Weg. Darüber hinaus ist es mit Elektrobussen allein nicht getan - Sie müssen auch die nötige Infrastruktur schaffen, damit diese auch im laufenden Betrieb geladen werden können, mit der normalen 230V Steckdose kommt man da nicht weit. (Aktuelle Modelle schaffen mit einer Akkuladung ~400km, ausreichend für einen Betriebstag). In sofern, Busse können eine gute Ergänzung sein, aufgrund der nur schwer zu verändernden Straßensituation werden Sie allein das Problem nicht lösen.

Betriebskosten - Exakt diese sind im Zweifelsfall der springende Punkt. Mir ist bis jetzt nur die Zahl 750.000 p.a. bekannt, ein aus meiner Sicht überschaubarer Betrag für ein solches Projekt.

"Ich habe selten so viele, hochemotionale und argumentfreie Beiträge gesehen wie hier."
Das gilt auch für Ihren Beitrag - leider.

Ihr Beitrag ist ein schönes Beispiel zur Elitendiskussion - ex negativo.
Ihre Zitate: "ein Großteil der Menschen nicht zu einer sachlichen, auf Argumenten basierenden Diskussion fähig zu sein scheint" sowie "argumentfreie Beiträge" (Zitatende) zeugen von einer Arroganz und Abgehobenheit, die den meisten Menschen übel aufstößt - selbst wenn Ihre Argumente sachlich und nachprüfbar wären, was sie nicht sind.

Die Zitate: "ein Großteil der Menschen nicht zu einer sachlichen, auf Argumenten basierenden Diskussion fähig zu sein scheint" sowie "argumentfreie Beiträge" (Zitatende) zeugen vom Lesen aller Beiträge dieses Bürgerdialogs und der doch sehr überschaubaren Anzahl an "brauchbaren", mit Argumenten untermauerten Beiträgen (sowohl Pro als auch Contra).

Aber egal, ich möchte mich hier nicht durch Ihren "Angriff" von der sachlichen Diskussion abbringen lassen. Die oben angeführten Argumente sind allesamt ohne große Mühe nachprüfbar, wenn Sie etwas Sinnvolles beitragen möchten, widerlegen Sie doch lieber diese Punkte sachlich und argumentativ anstatt sich an mir und meiner "Arroganz" und "Abgehobenheit" aufzuhängen...

Wenn man das Problem lösen möchte, muss man alle Nutzer eines PKWs dazu zwingen, den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. ABER: Wie viel würde man mit dem leider unrealistischen Ansatz erreichen?
Antwort: Leider, leider, leider nicht viel, denn es gibt nicht nur PKWs auf der Strecke. LKWs, Lieferwagen, Handwerker, Taxis und Krankenwagen werden natürlich nicht verlegt werden können. Dazu kommen Patienten und Besucher, die sicherlich nicht alle einfach Umsteigen werden.

Das Problem ist und bleibt die geographische Lage. Die kann auch eine Seilbahn nicht ändern.

Wie ein anderer Kommentar hier meinte, wird es nur 6% Verlagerung geben. Das wäre bedenklich wenig, auch wenn es natürlich 1000 Fahrzeuge darstellen würde. Ich habe für mich schon mit maximalen Wechslerquote von 20 % gerechnet (Die wird gerne bei schöngerechneten Bauvorhaben genannt) und bin damit immer noch nicht für die Seilbahn, denn wenn jetzt schon die Strecke erschöpft ist, dann werden die Neubauten der Uniklinik (wahrscheinlich +30 % Last) wohl kaum noch realisierbar sein. Das Problem sind also nicht die Fahrzeuge oder die Strasse, sondern die Uniklinik. Die lehnt sich gerade schön zurück und lässt die Probleme, die deren Politik verursacht hat durch unsere Steuergelder lösen.

Und der Lösungsansatz ist und bleibt falsch. Die Seilbahn wird den Venusberg nicht entlasten und die Anwohner werden es nach der Fertigstellung erleben, wie sich Schildbürgerstreiche anfühlen. Leider nicht nur die, denn wenn es danach weniger Busse gibt, dann wird es mehr PKW-Bewegungen geben und das werden alle Stadtteile entlang der Trasse erleben, denn keiner der Haltepunkte verfügt über ausreichend Parkplätze. Schaut euch doch mal den Hindenburgplatz oder Ramersdorf mit Google Earth an. Wer Parkplätze findet, bitte melden, die Anwohner dort freuen sich Heute schon über Tipps. (Gruß an den Lidl-Parkplatz in Kessenich. (Die Kessenicher werden diese Anspielung verstehen))