Attraktiveres Bonn durch autofreundliche Innenstadt

Verkehr-Bauen-Umwelt
Einnahmevorschlag
Stadtbezirk Bonn

In den letzten Jahren wurden immer mehr Anstrengungen unternommen, den Autoverkehr in der Innenstadt zu behindern, zu verdrängen und damit den Einzelhandel existenziell zu schwächen. Wir fordern ein Konzept für eine wirtschaftliche Stärkung des innerstädtischen Einzelhandels durch bessere Erreichbarkeit der Einkaufsstätten mit dem PKW, Bau von zentralen, besucherfreundlichen Parkmöglichkeiten und allgemein eine stärkere Ausrichtung auf den Individualverkehr. Durch mehr Elektroautos wird schon bald das letzte Argument der Abgasbelastung obsolet sein. Für ein besseres Ansehen Bonns als florierende Einkaufs- und Kulturstadt im gesamten Rheinland!

Stellungnahme der Verwaltung

Die Verwaltung empfiehlt dem Bürgervorschlag nicht zu folgen. Die Verwaltung unterstützt grundsätzlich die Förderung der Elektromobilität im Individualverkehr. Bestes Beispiel hierfür ist der Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektro-Fahrzeuge auf öffentlichen Verkehrsflächen durch die Stadtwerke Bonn. Diese entstehen vor allem in der Bonner Innenstadt und sukzessive auch in den anderen Stadtteilzentren. Allerdings kann die Verwaltung den Vorschlag zur grundsätzlichen Stärkung des Autoverkehrs – insbesondere im Innenstadtbereich und den übrigen Stadtbezirkszentren - nicht unterstützen. Gerade in diesen Bereichen gibt es – neben dem Angebot von hunderten von Parkplätzen für den Pkw-Verkehr – viele alternative Möglichkeiten, mit Bahn, Tram, Bus, Fahrrad und zu Fuß die Geschäfte, Dienstleistungsbetriebe, Ärzte und sonstige Einrichtungen einfach, günstig und umweltfreundlich zu erreichen. Diese Verkehrsträger des Umweltverbundes sollen auch nach den Beschlüssen des Rates der Stadt Bonn unterstützt und gestärkt werden (siehe unter anderem DS-Nr. 1112560 zum Verkehrsentwicklungsplan der Stadt Bonn). Die Rahmengesetzgebung des Bundes auf Basis der entsprechenden EU-Richtlinien (z.B. zur Luftreinhaltung und zur Lärmminderung – EU-Richtlinien 2008/50/EG und 2002/49/EG) geben diesen Weg ohnehin vor. Auch ist eine Problemlösung im Stadtverkehr durch Elektromobilität im MIV (motorisierter Individualverkehr) lange nicht in Sicht. Der Anteil von E-Mobilen an den PKW beträgt in der Bundesrepublik gerade mal 0,1%. Die Probleme durch begrenzten Stadtraum werden damit auch nicht gelöst.

Daher empfiehlt die Verwaltung dem Bürgervorschlag nicht zu folgen. Eine Aussage über die benötigten Mittel oder Auswirkungen auf den Haushalt bei Umsetzung des Vorschlags ist der Verwaltung ohne nähere Konkretisierung nicht möglich.

Entscheidung des Stadtrates am 08.12.2016

Der Vorschlag wurde mit Mehrheit gegen BBB (außer Frau Stv. Ingenkamp -BBB-) abgelehnt.

Kommentare

Das Ziel eines besseren Ansehens Bonns als florierende Einkaufs- und Kulturstadt im gesamten Rheinland ist lobens- und unterstützenswert. Das setzt aber nach meinem Dafürhalten voraus, dass die Innenstadt menschenfreundlich ist, dass sie also auch, aber eben nicht nur für Autofahrer attraktiv ist. Insoweit kann ich der Forderung nach einer stärkeren Ausrichtung auf den Individualverkehr nicht zustimmen, da sie kaum ohne gleichzeitige Einschränkungen für Fußgänger, Radfahrer und andere Straßennutzer möglich sein dürfte. Es muss m. E. vielmehr darum gehen, den Individualverkehr attraktiv an die Innenstadt *anzubinden*. Der Vorschlag liest sich demgegenüber so, als bestehe das Ziel darin, die Innenstadt in stärkerem Maße für den Autoverkehr zu öffnen. Das würde die Attraktivität der Innenstadt als Ort für Einkaufs- und Kulturerlebnisse wohl eher nicht verbessern, sondern stattdessen verschlechtern, getreu dem (leicht verfremdeten) Motto "Autos kaufen nicht ein". Gerade in einer kleinen Innenstadt wie Bonns sollte es doch darum gehen, die vorhandenen Flächen den Menschen (und den geschäftlichen wie kulturellen Einrichtungen) zur Verfügung zu stellen, zumal die Innenstadt mit einer Vielzahl von Bus- und Bahnlinien sehr gut an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden ist. Aus meiner Sicht wäre es daher wesentlich sinnvoller, die bessere Erreichbarkeit der Einkaufsstätten mit dem PKW durch den Bau von *de*zentralen, besucherfreundlichen Parkmöglichkeiten zu fördern, die unmittelbar mit Bus- und/oder Bahnverbindungen an die Innenstadt angebunden sind. Idealerweise müsste dabei gerade mit Blick auf externe Besucher das Tarifgefüge für den öffentlichen Personennahverkehr überarbeitet werden, etwa in der Art, dass Parktickets zugleich als Tagesfahrkarten für Bus/Bahn (und zwar für eine gesamte Familie) genutzt werden können oder dass zumindest sehr preisgünstige Tagestickets angeboten werden. (Die derzeitige Tarifstruktur macht die Nutzung des Bonner ÖPNV für externe Besucher nach meinem Dafürhalten nicht wirklich attraktiv, so dass natürlich ein erheblicher Anreiz für Autofahrer besteht, sich Parkmöglichkeiten in der Innenstadt zu suchen. Beseitigt man dieses Problem, dürfte auch der dem Vorschlag zugrundeliegende Bedarf nach einer autofreundlicheren Innenstadt zumindest in erheblichem Umfang entfallen.) Dessen ungeachtet sehe ich auch nicht, welche Relevanz der Vorschlag für die Haushaltsdiskussion hat. In welcher Weise ist er, wie angegeben, ein "Einnahmevorschlag"? Doch bestenfalls äußerst mittelbar durch eine (erhoffte) langfristige Steigerung der Attrakivität Bonns und daraus dann evtl. folgender Mehreinnahmen? Dann ist aber doch jeder Vorschlag, der irgendwie die Attraktivität Bonns betrifft, ein "Einnahmevorschlag". Ich bin mir nicht sicher, ob der Dialog wirklich dazu dient, solche Vorschläge zu diskutieren, die nur sehr, sehr mittelbar den Haushalt der Stadt betreffen.

Moderationskommentar

@#1 Liebe(r) ABlohm,
vielen Dank für Ihre Teilnahme an diesem Bürgerdialog. Ich möchte Sie an dieser Stelle auf einen bereits eingereichten Bürgervorschlag hinweisen, der sich möglicherweise mit Ihren hier formulierten Ideen deckt:
https://www.bonn-macht-mit.de/node/909
Sie können diesen vorhandenen Beitrag kommentieren und bewerten und/oder gerne einen eigenen Bürgervorschlag mit Ihren Ideen veröffentlichen. Auf diese Weise können Ihre Vorschläge hier auch von anderen Teilnehmern diskutiert werden.
Mit besten Grüßen,
Sabine Jöns (Moderation)

Attraktive Innenstädte machen mehr Umsatz, wer Auto hat hat weniger Geld zur Verfügung, um in der Stadt Geld auszugeben, Radfahrer kaufen öfter ein und machen mehr Umsatz! Je mehr Autos auf der Straße, desto weniger fahren in die Stadt spontan und kaufen lieber im Internet :-(

Entscheidend für die Attraktivität einer Innenstadt kann nicht allein der Zugang für mehr Autos sein. Wichtig ist vielmehr die Erreichbarkeit unter in Anspruch Name aller Möglichkeiten in die Innenstadt zu kommen also zu Fuß, mit dem Rad mit dem öffentlichen Personennahverkehr und mit dem Auto. Ein vernünftiges Parkkonzept für die Innenstadt, im engsten Kreis mit hören Preisen im weiteren Umfeld mit niedrigen Preisen. Dazu ein ÖPNV Konzept, dass so gestaltet ist, dass man die Innenstadt auch kostengünstig erreichen kann also niedrigere Gebühren für den ÖPNV und teils höhere Gebühren für das parken.
Wichtig ist aber in der Innenstadt auch leben und wohnen zu können und eine Vielzahl von Veranstaltungen, die es an den Abenden und auch am Wochenende attraktiv macht in die Stadt hinein zu kommen. Das gilt übrigens auch für die Stadtteile und nicht nur für den Stadtbezirk Bonn.
Viel Gastronomie,viele Veranstaltungen, gute Erreichbarkeit

Dass eine Stadt durch eine stärkere Ausrichtung auf den Autoverkehr attraktiver wird und der Einzelhandel gestärkt würde, ist ein Märchen, das durch ständiges Wiederholen nicht wahrer wird. Für die Bürger/-innen besteht eine akttraktive Innenstadt nicht nur aus Shoppingmöglichkeiten. Dazu kommt: schon der Klimawandel und die Einhaltung der Emmissionsgrenzwerte zwingen mehr und mehr Städte dazu, die Innenstadt für Autos ganz zu sperren.

Den Menschen soll die Innenstadt in Zukunft gehören und dazu muss aus vielerlei Gründen der Autoverkehr noch weiter raus. Es gibt wunderbare Alternativen und man sollte sich dazu eine Scheibe bei der Stadtentwicklung in Kopenhagen anschauen. Hier hat ein Stadtplaner ein Gefühl für menschenfreundliche Städte entwickelt und umgesetzt. Die Einwohner und Besucher danken es ihm. Die Bonner Luftqualität ist zudem extrem schlecht und Lärm und Autos verschlimmern diese Situation noch weiter. Die Zukunft gehört sicherlich Rad und ÖPNV und nicht mehr dem Auto.