Kulturhaushalt um 20 Prozent kürzen
Im neuen deutschen Kulturstädte-Ranking liegt Bonn auf Rang fünf, sogar noch vor Köln (9.). Man muss sich fragen, ob das für eine Stadt mit einem solch hohen Haushaltsdefizit angemessen ist. Etwas mehr Bescheidenheit täte nicht nur gut, sondern ist unbedingt notwendig. Und liegt mit Sicherheit auch im Interesse der meisten Bonner Bürger.
Stellungnahme der Verwaltung
Die Verwaltung empfiehlt, dem Bürgervorschlag über die im Haushaltsplanentwurf 2017/2018 und Haushaltssicherungskonzept vorgesehenen Maßnahmen hinaus nicht zu folgen. Bonn erreicht bei den Kulturstädte-Rankings wegen seines vielfältigen und herausragenden Kulturangebots seit vielen Jahren jeweils gute Platzierungen. Allerdings werden nicht alle Kultureinrichtungen in Bonn, die zu diesem vielfältigen Angebot beitragen, von der Stadt getragen. So stehen beispielsweise die Bundeskunsthalle, das Haus der Geschichte, das Museum Koenig, das LVR Landesmuseum oder das Beethoven Haus nicht in städtischer Trägerschaft, das bedeutet u. a., dass der Stadt nicht die Finanzierung dieser Einrichtungen obliegt. Lediglich zum Betrieb des Beethoven Hauses gewährt sie einen Zuschuss (305.500 EUR jährlich). Was die städtischen Kultureinrichtungen anbelangt, so entfallen rd. 63 % der Gesamtausgaben des Kulturhaushalts (in 2017 rd. 78 Mio. EUR) auf das Theater und das Beethoven Orchester als die wichtigsten kulturellen Akteure in Bonn und der Region. Der Rat der Stadt Bonn hat am 25.02.2016 einen neuen Generalmusikdirektor für das Beethoven Orchester Bonn für die Zeit vom 01.07.2017 – 31.07.2022 bestellt und am 30.06.2016 den Vertrag mit dem Generalintendanten des Theaters Bonn bis zum 31.07.2023 verlängert. In diesem Zusammenhang hat der Rat auch die zunächst für 2021 vorgesehen Einsparungen im Kulturbereich von 3,5 Mio. EUR nach 2024 verschoben Damit würde eine Kürzung des Kulturhaushaltes um 20 % ausschließlich die städtischen Kultureinrichtungen betreffen, deren Etats nicht vertraglich abgesichert sind, wie z. B. die Musikschule, die Stadtbibliothek oder die zahlreichen freien Kultureinrichtungen, oder auch das Beethovenjubiläum. Zudem wurden bereits mit dem Haushalt 2015/16 und dem HSK erhebliche Einsparungen im Kulturbereich beschlossen:
• Kulturförderung: Einstellung bzw. Reduzierung von Zuschüssen für 3 Kultureinrichtungen,
• Festspielhaus: keine Zustiftung zur geplanten Betreiberstiftung (vorgesehen waren insgesamt 210 Mio. EUR), keine Aufwendungen für die Baureifmachung des Grundstücks (rd. 4,4 Mio. EUR, davon jedoch 1,7 Mio. EUR als Darlehen für das Pantheon Theater),
• Wissenschaft: Kündigung des Zuschussvertrages mit dem Deutschen Museum zum 31.01.2018 (bei Anmeldung von 250.000 EUR Personalkosten ab 2018 ff.) sowie Beendigung des Mietvertrages zum 30.11.2018,
• Beethoven Orchester: Abbau von 6 Musiker/innen-Stellen bis 2023/24, Einstellung der Kammermusikreihe mit Gästen,
• Stadtbibliothek: Umsetzung des Bibliothekskonzepts mit der Überführung von Zweigstellen in ein Ehrenamtsmodell,
• Pauschale Kürzungen in fast allen Produktbereichen.
Entscheidung des Stadtrates am 08.12.2016
Der Vorschlag wurde mit Mehrheit gegen BBB abgelehnt.
Kommentare
am 22. Sep. 2016
at 17:14Uhr
Nicht pauschal, sondern gezielt kürzen
Bonn erreicht Platz 5 von 30 nur aufgrund seines üppigen und sehr gut angenommenen Angebotes an privaten Spielstätten. Die hochsubventionierten städtischen Einrichtungen (Oper, Schauspiel, Kunstmuseum, Beethovenorchester) bringen Bonn nur ins hintere Mittelfeld. Die Kulturförderung in Bonn steht dem paradoxerweise konträr gegenüber: Die ohnehin schon marginale Förderung der freien Kultur wird weiter gekürzt, die immense Förderung der städt. Hochkultur steigt weiter an. Die Konsequenz, wo drastische Kürzungen angebracht wären, liegt auf der Hand.
am 27. Sep. 2016
at 05:36Uhr
RE: RE:
@#1 @#1 Besser!
am 22. Sep. 2016
at 19:22Uhr
Ausgaben für Beethovenorchester und die Oper Bonn steigen stetig
Wenn man sich die Diskussionen in den div. Ausschüssen (Kultur-, Finanz- und Sportausschuss) mal eine Zeit lang anhört, dazu noch regelmäßig die Berichte im GA liest, dann kommt man unweigerlich zu dem Ergebnis, dass die Stadt Bonn viel zu viel Geld in die Hochkultur steckt.
Andere Bereiche bekommen dafür weniger oder gar nichts, nur damit eine kleine Lobby-Gruppe der Hochkulturliebhaber für kleines Geld ihrer Leidenschaft fröhnen können und je Opernkarte mit 180,00 Euro bezuschusst werden. Und für andere bürgernahe Einrichtungen ist dann kein Geld mehr da. Pfui, das ist einfach schäbig und wird der Mehrheit der Bonner Bürger nicht gerecht !!!
Daher sollte eindeutig an der Hochkultur gespart werden und andere Bereiche, wie z.B. die Sicherheit in dieser Stadt, der ÖPNV, die freien Kultureinrichtungen, die Stadtteilbüchereinen, die OGS'ssen, Schulen, Bäder und Turn- und Sporthallen erst einmal optimiert und/oder saniert werden.
In Köln wurde gerade die Oper für über 400 Millionen Euro saniert, warum ist es einem Bürger des Rhein-Sieg-Kreises oder einem Bonner Opernliebhaber nicht zuzumuten, für seine Leidenschaft Oper & Schauspiel bis nach Köln zu fahren. Denn überwiegend zahlt die Zeche für die Oper Bonn der Bonner Bürger. Auch in Bonn werden in naher Zukunft neben den enormen Kosten von über 30 Millionen Euro pro Jahr allein für den Intendantenvertrag, in Zukunft auch viele, viele Millionen Euro in die Sanierung von Beethovenhalle; Oper und div. Spielstätten des Schauspiels fließen. Geld, was Bonn nicht hat.
Es ist unglaublich, aber leider wahr, dass in einer Eilaktion und am Bonner Bürger vorbei dieser Intendantenvertrag durch den Rat der Stadt Bonn gepeitsch wird, und gleich am nächsten Tag vonunserem Herrn Oberbürgermeister unterschrieben wird. Das ist an Unverantwortlichkeit kaum noch zu überbieten und grenzt schon an grobe Fahrlässigkeit.
Es kann einfach nicht richtig sein, dass ein Intendantenvertrag für den Intendanten der Bonner Oper, in einem Eilverfahren -was seines Gleichen sucht- durch den Rat geboxt wird (hier wäre Gründlicheit vor Schnelligkeit der richtige Weg gewesen), und für viel, viel kleinere und notwendigere Dinge in dieser Stadt ist kein Geld mehr da.
Wenn man sich dann einmal die unglaublichen Kosten für diesen Intendantenvertrag von über 210 Milionen Euro in den nächsten 7 Jahren allein für die Opern-Intendanz auf der Zunge zergehen lässt, dann kommt mir als Bonner Bürger ein sehr fader Beigeschmack auf die Zunge.
In einer Zeit, wo die Stadt Bonn mit rund 1,7 Milliarden Euro verschuldet ist und in sehr vielen öffentliche Gebäude und Einrichtungen (Schulen, Schwimmbäder, Sporthallen etc.) marode sind und hier ein erheblicher Reparaturrückstau von mehreren 100 Millionen besteht, in einer solchen Zeit erlaubt sich der Rat der Stadt Bonn, die Vertreter der Bonner Bevölkerung, Ausgaben in Millionenhöhe für eine, nur sehr gering besuchte Oper zu beschließen und gleichzeitig zu sagen, für andere dringend sanierungsbedürftige Objekte ist kein Geld mehr da. Die lässt man ganz bewusst an die Wand fahren, hier als eins von vielen Beispielen die Schließung des Kurfürstenbades.
Auch dieses "Städtische Gebäudemanagement" (SGB) sollte man komplett auflösen. Auch her könnten viele Millionen Euro eingespart werden. Denn dieses SGB ist eine Katastrophe und verschlingt viele, viele Millionen in Fehlplanungen bzw. in nicht vorhandenen Organisationsstrukturen.
Das wäre mein Vorschlag zur Kostenreduzierung und Optimierung des Bonner Haushalts.
am 06. Okt. 2016
at 11:22Uhr
"Hochkultur" und "Andere" nicht gegeneinander ausspielen
Sicher sollten alle Ausgaben immer wieder überprüft werden und auch eine Staffelung der Preise der Opernkarten (freiwillige Mehrausgabe für Gutverdiener) wäre eine gute Idee.
Ich finde gut, dass Bonn ein gutes Kulturangebot hat - Hochkultur, Subkultur, alternative Kultur, Musik, Theater, Schauspiel, privat, öffentlich, ...
Das das alles Geld kostet ist klar. Und wir sollten auch überlegen, was wichtiger ist. Aber die Kalkulation, dass eine Opernkarte mit 180 Euro bezuschusst würde, ist ziemlicher Blödsinn (@Bonn Lokalpatriot). Die Oper ist eine Infrastrukur, die vorgehalten wird. Die Vorhaltung kostet (fast) genauso viel, wenn 10 Leute pro Jahr reingehen oder wenn 10.000 Leute pro Jahr reingehen. Die Kulturform zu erhalten und immer wieder neu als Angebot zu zeigen, kostet nun einmal Geld.