Bürgerbefragung zur Schließung der Oper

Kultur und Veranstaltungen
Sparvorschlag
Stadtbezirk Bonn

Der Stadtrat soll unverzüglich die Bürgerinnen und Bürger (auf dem Wege des 'Ratsbürgerentscheids) abstimmen lassen, ob das Gebäude der Bonner Oper zum 1. August 2018 geschlossen und verkauft werden soll.

Stellungsnahme der Verwaltung

Die Verwaltung empfiehlt dringend, dem Bürgervorschlag nicht zu folgen. Gem. § 26 Abs. 1 Satz 2 GO NW kann der Rat mit einer Mehrheit von zwei Dritteln der gesetzlichen Zahl der Mitglieder beschließen, dass über eine Angelegenheit der Gemeinde ein Bürgerentscheid stattfindet (Ratsbürgerentscheid). Ein mögliches Votum der Bürgerinnen und Bürger zur Schließung der Oper zum 01.08.2018 im Rahmen eines solchen Ratsbürger-entscheides kann jedoch aus den nachfolgenden Gründen nicht umgesetzt werden. Das Theater Bonn ist mit Oper, Schauspiel und Tanzgastspielen der größte und bedeutsamste kulturelle Akteur in Bonn und der Region. Das Opernhaus ist zugleich die wichtigste Spielstätte des Beethoven Orchesters Bonn. Theater Bonn (Oper) und das Beethoven Orchester Bonn werden zudem wesentlich zum Gelingen des Beethovenjubiläums 2020 beitragen. Vor diesem Hintergrund hat der Rat am 30.06.2016 den Beschluss gefasst, den Vertrag mit dem Generalintendanten bis zum 31.07.2023 zu verlängern (siehe DS-Nr.: 1611910). Ein entsprechender Vertrag wurde am 01.07.2016 unterzeichnet. Am gleichen Tag wurde auch der Vertrag mit dem neuen Generalmusikdirektor unterzeichnet, der bis zum 31.07.2022 läuft, und u. a. rund 20 Operndirigate je Spielzeit vorsieht. Im Hinblick auf die herausragende Bedeutung von Oper und Beethoven Orchester für das kulturelle Leben in Bonn und die aktuellen Beschlüsse des Rates zur erneuten Bestellung des Generalintendanten sowie zur Bestellung eines neuen GMD empfiehlt die Verwaltung, keinen Ratsbürgerentscheid zur Schließung der Oper zum 31.08.2018 durchzuführen. Im Übrigen würde sich die Stadt gegenüber dem GI, dem GMD und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Theaters und des Orchesters in erheblichem Umfang schadensersatzpflichtig machen, würde es infolge eines Ratsbürgerentscheides zur Schließung der Oper Bonn zum 31.08.2018 kommen.

Entscheidung des Stadtrates vom 08.12.2016

Der Vorschlag wurde mit Mehrheit gegen die Sozial Liberalen abgelehnt.

Kommentare

Ich finde es völlig unverhältnismäßig, dass in einer fast bankrotten Stadt fast alle verfügbaren freien Mittel in Kulturvergnügen für wenige Nutznießer, die meist auch noch von außerhalb kommen, gesteckt wird anstatt in Projekte, die allen Bürgern nutzen, wie z.B. Bäder, Bibliotheken usw.
Wer Opern sehen will, findet ganz in der Nähe in NRW sehr viele leicht erreichbare Opernhäuser.

Der Bürger sollte gefragt werden, was ihm die Hochkultur in Bonn wert ist. Es ist völlig unnötig, dass sich Bonn im deutschen Kulturranking auf Platz fünf befindet. Eine Stadt mit einem solch hohen Haushaltsdefizit sollte seine Prioritäten anders setzen.

In allen Bürgerdialogen, die bisher stattgefunden haben, wurde dieser Vorschlag unterbreitet. Jedesmal hat er es auf die ersten Plätze geschafft und jedesmal würde er ignoriert. Wann wachen die Politiker und die Verwaltung endlich mal auf. Einen Bürgerdialog durchzuführen und dann jedesmal, einen der besten plazierten Vorschläge nicht umzusetzen, grenzt schon an Ignoranz dem Bürger gegenüber. Dann braucht man auch keinen Dialog mehr.

Ich unterstütze den Vorschlag. Der Vorschlag der Landesregierung aus den 70er Jahren, die Theater in Bonn und Köln unter eine Leitung zu stellen, sollte endlich aufgegriffen werden. Bonn hatte über Jahrhunderte keine eigene Oper und erhielt diese erst zur Zeit der Nazidiktatur.

Jede/r, der für die Schließung der Oper ist, sollte sich wenigstens einmal in seinem Leben eine Vorstellung der Bonner Oper ansehen/anhören. Erst dann kann er/sie produktiv mitreden. Menschen, die pauschal gegen Kultur sind, werden im Laufe der Zeit die komplette Kulturlandschaft (nicht nur in Bonn) zerstören...

@#5 Hallo Musichris,

ja ich habe schon mehrere Opern gesehen, gehört und genossen. Aber ich habe es auch in Bonner Schulen hineinregnen sehen, ich sehe immer mehr Bonner Kinder, die nicht schwimmen können, weil die Bademöglichkeiten immer mehr zusammengespart werden, ich sehe Jugendliche, die immer weniger Büchereien und Sportplätze zur Verfügung haben. Gerade Bonn kann nicht die deutsche Opernkultur retten, es entwickelt sich immer mehr zum abschreckenden Beispiel, was passiert, wenn die grossen kommunalen Parteien sich vor Lobbygruppen fürchten und dabei die Stadtgesellschaft vor die Hunde geht.

Ich finde es gut, über die Bedeutung der Oper für die Stadtgesellschaft nachzudenken. Die polemischen Äußerungen dazu hier halte ich allerdings für überflüssig. Welche Möglichkeiten von Reflexion diese Hochkultur für die Stadt bietet, wäre eine gute Frage.

@Nabucco16: Die Stadt ist nicht "pleite" und "bankrott" schon gar nicht. Auch Bäder und Bibliotheken findet man woanders sehr leicht erreichbar - bis die anderen Städte ähnlich denken und diese schließen.

@B.: Der Bürgerdialog ist keine Abstimmung, sondern eine Sammlung von Argumenten und eine Möglichkeit zur Diskussion. Daher ist der Rat auch nicht ignorant, wenn er die Argumente hört, abwägt und - aufgrund seiner Legitimation durch Wahlen - dagegen entscheidet. Es steht Ihnen frei eine Partei zu gründen, sich wählen zu lassen und mit Ihrer Mehrheit die Oper abzuschaffen.

Die Oper hat zudem eine Bedeutung für die Außenwahrnehmung, das Image der Stadt. Wenn Bonn weiterhin Touristen anziehen will, ist die Oper dafür von Bedeutung. Nicht, weil die Touristen die Oper nutzen, sondern, weil sie zum Image beiträgt, das Touristen anspricht.

Ich denke, dass die Entscheidung für oder gegen eine mittelfristige Schließung oder einen Ausbau der Oper beim Stadtrat an der richtigen Adresse ist. Wenn der Rat einen Bürgerentscheid durchführen will, kann er das natürlich tun. Wenn ein/e andere/r Bürger/in einen Bürgerentscheid einleiten will, geht das ebenso.