Schutzgut Mensch
Als unmittelbare Anwohner zum Lubig-Gelände begrüßen wir grundsätzlich die künftige Nutzung des lange brach liegenden Geländes, damit dieses nicht weiter zur Müllkippe verkommt und in Lannesdorf bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird. Auch andere sollen die Umgebung und den besonderen Charme der dörflichen Strukturen genießen können.
Aber sieht so eine nachhaltige, zeitgemäße und lebenswerte Stadtteilplanung aus? Ein Wohnklotz mit Tiefgarage und Verkehrsinfarkte auf den Zufahrtsstraßen? Die Paracelsusstraße ist immerhin eine verkehrsberuhigte Zone, sollte früher sogar einmal Spielstraße werden und wenn in der Planung zu lesen ist, dass „die durch das Vorhaben neu hinzutretenden Verkehrsmengen Lärmemissionen im Bereich der Zufahrten verursachen, die im weiteren Verfahren gutachterlich zu ermitteln sind“, dann ahnt man schon, was den Anwohnern zugemutet werden wird.
Wir sind persönlich betroffen, denn das zu erwartende Verkehrsaufkommen wird sich direkt vor dem Haus durch die Zufahrt zur Tiefgarage der Wohnungen bemerkbar machen sowie weitere „Anpassungsmaßnahmen“ mit sich bringen und hinterm Haus an unserem jetzt noch ruhigen und beschaulichen Gärtchen vorbeiführen, um in wenigen Metern Entfernung direkt in die Einfahrt der Tiefgarage zu münden, in der morgens ab 5 Uhr die LKWs einfahren werden und nachmittags hunderte Autos stündlich! Da ist jegliche Wohnqualität dahin, von der Belastung durch Feinstaub, Lärm und Abgasen ganz zu schweigen. Uns wird also eine Durchgangsstraße (vornehm private Erschließungsstraße genannt) vor die Nase gesetzt, wo es vorher nie Autoverkehr gab (und auch nicht zu erwarten war) und – hier schließe ich mich gerne Vorrednern an – ohne das Gespräch mit den Anwohnern zu suchen? Die langen „Aufräumarbeiten“ in den Vorjahren haben auch schon viel Lärm und Dreck verursacht und jetzt werden wir noch längeren und lauteren Bauarbeiten ausgesetzt sein, die dann in eine Dauerbeschallung übergehen? Das kann nicht ernst gemeint sein. Werden wir durch die hohen Geschosse von jeglicher Luftversorgung abgeschnitten? Wir haben hier doch jetzt schon den „Wärmeinseleffekt.“
Wenn man sich unter 3.4 die Details zur Entwässerung ansieht, ist die Komplexität des Vorhabens eindeutig: „Versickerung im Plangebiet nicht möglich (warum nicht?), „deutlich stärkere Versiegelung“, „Kanal ist bereits ausgelastet“, „weitere Einleitungen dürfen nicht erfolgen“. Es klingt nicht nach einer trivialen Aufgabe, wenn auf über 1 Seite viele Unwägbarkeiten aufgelistet werden. Da ist von Interimslösungen u.a. die Rede, die jetzt schon Probleme und Verzögerungen prognostizieren. Die Planung muss diesen Gefahren ausreichend Rechnung tragen, damit wir hier am Schenkpfädchen nicht „absaufen“, nicht nur bei Starkregen.
Und zum Sortiment: Warum orientiert man sich nicht am bereits vorhandenen Angebot in der Umgebung und versucht dieses, sinnvoll in der Breite zu ergänzen? Warum soll immer nur noch größer besser sein?
Bitte liebe Planer und Politik, nehmen Sie das „Schutzgut Mensch“ ernst! Immerhin gibt es einen gesetzlichen Auftrag, was Stadtplanung zu leisten hat – eine menschenwürdige Umwelt zu sichern! Bestimmt gibt es Beispiele gelungener Ortsteilbebauung, an denen man sich orientieren kann, um gute Lösungen zu finden! Wenn alles ein bisschen kleiner konzipiert wird, entfallen vielleicht schon einige der genannten Probleme. In der jetzigen Form ist das Projekt inakzeptabel.