Mythos: Eintrittspreise

Einige schreiben hier das sie attraktive Familienbäder ablehnen, weil diese in den Nachbarstädten meistens mit höheren Eintrittsgeldern verbunden sein. Dadurch soll der Eindruck erweckt werden, das einfache Bäder mit niedrigen Eintrittspreisen angeboten werden können, weil sie günstiger gebaut und betrieben werden können. Dieses ist aber nicht das komplette Bild. Denn das Problem sind die Einnahmen. Es kommen nämlich trotz der niedrigen Preise viel weniger Badegäste in die Einfachschwimmbäder. So hat zum Beispiel das Aggua in Troisdorf sechsmal so viele zahlende Badegäste pro Jahr wie das Frankenbad und das trotz höherer Preise. Die Eintrittspreise der Einfachschwimmbäder sind also nur deshalb so niedrig, weil sie mit extrem viel Steuergeld pro Besucher subventioniert werden müssen, weil sonst noch weniger Badegäste kommen. Selbstverständlich könnte man auch attraktive Familienbäder mit so günstigen Eintrittspreisen anbieten, dann wären die Bäder aber auch häufig extrem voll, weil dann sehr viel mehr Bürger dort häufiger schwimmen gehen wollen. Hier gibt es dann einen Zielkonflikt den man durch Sozialtickets und gezielter Preissteuerung (z.B. Wochenendzuschlag oder Zeitlimits) zu lösen versucht.

Fazit: Die niedrigen Eintrittspreise der Bonner Hallenbäder subventionieren im Endeffekt alle Bonner, so zum Beispiel jeden Frankenbadgast mit mehr als 7 Euro. Sie sind kein Indikator dafür das diese Einfachbäder besser sind als Familienbäder, sondern nur dafür wie unattraktiv diese Form von Schwimmbäder für zahlende Badegäste sind.

Kommentare

Lieber NB,
Richtig ist, dass die Stadt die Bonner Hallenbäder jahrzehntelang hat vergammeln lassen und daher die Besucherzahl zurückgegangen ist.
Bei vernünftiger Wartung und Modernisierung der Bestandsbäder wäre die Besucherzahl deutlich höher und mehr Kinder in Bonn könnten schwimmen.

Ihre aufgeführten Zahlen und ihre Interpretation sind leider für den normalen Sterblichen nicht nachvollziehbar.
Deshalb hier einige Hinweise:
1) Auch das Aggua wird vom Steuerzahler subventioniert
2) Das Aggua kann seine Besucherzahlen auch nur so lange halten, wie es keine Bäder mit vergleichbarer Ausstattung und Preisen in der Nähe gibt. Sollte in Bonn ein vergleichbares Bad gebaut werden, wird dieses Bad Besucher vom Aggua abwerben und den Steuerzahler in Troisdorf mit höheren Zuschüssen belasten.
3) Die Zahl der Menschen, die lange Anfahrtswege und hohe Spaß-Bad-Preise aufbringen können, kann kaum erhöht werden, um mehrere solche Bäder bei höheren Preisen zu füllen. Schon jetzt gibt es um Bonn herum viele konkurrierende Bäder mit Spaß- und Wellness-Angeboten.
4) die laufenden Kosten eines Bades steigen durch Extras wie Spaßbecken, Whirlpool, Rutschen etc. Damit steigt auch der Subventionsbedarf.
5) Denn jeder Kenner weiß, dass die von den Kommunen betriebenen Bäder mit Daseinsvorsorgeauftrag in Deutschland praktisch ausnahmslos nicht kostendeckend arbeiten
6) nur wenige private Bäder (freizeit-, spaß- und/oder wellness) Deutschland, können deutlich höhere Eintrittspreise als kommunale Bäder nehmen und müssen nicht subventioniert werden
7) der operative Kostendeckungsgrad der Hallenbäder in Deutschland liegt bei knapp
über 30 %.
8) Inklusive Abschreibungen und Zinsen summiert sich der Gesamtfehlbetrag in Deutschland pro Badegast auf über 10 €. (Siehe Informationen der DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR DAS BADEWESEN E.V. auf ihrer Webseite Baederportal)
9) Bei der Bonner Oper werden ca. 160,00 € pro Besucher subventioniert.
10) Wellness-Bereiche wie Rutschen, Wellnessbecken o.ö- . sind nicht Teil der kommunalen Daseinsvorsorge und können deshalb nicht mit Steuermitteln bezuschusst werden. So hätte die SWB als Betreiber des Zentralbades bei den Eintrittspreisen für die Benutzung von Rutschen den Mehrwertsteuersatz von 19% berechnen müssen, fürs reine Schwimmen aber nur 7%.

Einen schönen Tag noch!

Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Leider haben Sie einen Punkt falsch interpretiert. Die Bonner Hallenbäder waren schon in den 90er Jahren total unattraktiv und das würde sich auch durch eine normale Sanierung nicht ändern. Ursache: Die zahlenden Badegäste (also nicht Schulen und Vereine) wie zum Beispiel Familien sind heute anspruchsvoller als in den 60er Jahren, wo die meisten Bonner Bäder errichtet wurden. Sie werden auch nach einer viele Millionen Euro teuren Frankenbad Sanierung keinen neuen Grund finden dort Schwimmen zu gehen. Denn die Familienbäder im Umland werden weiter viel attraktiver sein.
Allerdings ist es ökologischer und sozialer Unsinn das die vielen Familien der mehr als 300.000 Einwohner Stadt Bonn weite Wege mit ihren Autos ins Umland fahren müssen, nur damit ein paar sportliche Schwimmer ein Hallenbad in der Nachbarschaft haben, wo sie ungestört ihre Bahnen ziehen können. Außerdem möchten auch sozial benachteiligte Familien und deren Kinder, welche sich kein Auto leisten können in moderne Familienbäder gehen können. Daher benötigt eine Stadt wie Bonn auch mindestens ein modernes Familienbad.