Einstellung der Zuschüsse für das Deutsche Museum Bonn ab 2017

Monetärer Typ: 
Sparvorschlag

Kategorie

Bildung und Soziales

Das Deutsche Museum hat seinen Sitz in München. Bonn unterhält als einzige Stadt in Deutschland eine Zweigstelle. Diese stellt anhand von rund 100 Ausstellungsobjekten die Entwicklung der Technik nach 1945 und die Beiträge der Naturwissenschaften dar. Die Dauerausstellung wird ergänzt durch Sonderausstellungen und Vorträge sowie Ferienkurse und Programme für Schülerinnen und Schüler. Die Dauerausstellung ist jedoch nicht mehr zeitgemäß und bedarf einer mittelfristigen Überarbeitung. Die Besucherzahlen zur Ausstellung liegen bei rund 30.000 Personen pro Jahr. Rund 15.000 Schülerinnen und Schüler/Kinder nehmen jährlich die Programmangebote in Anspruch. Hinzu kommen jährlich ca. 45.000 Besucherinnen und Besucher von Vorträgen und Veranstaltungen – oft in Kooperationen mit Dritten – (Betrachtungszeitraum 2008-2012).

Bei Gründung des Deutschen Museums Bonn (DMB) vor ca. 20 Jahren ist durch das Land NRW eine einmalige Investition in Höhe von 5 Mio. DM erfolgt. Seitdem wird das DMB (bis auf Drittmittel für zusätzliche Veranstaltungen und Sonderausstellungen) allein durch Zuschüsse der Stadt Bonn finanziert. Über das Deutsche Museum München wird die zentrale Buchhaltung inkl. Personalbewirtschaftung gewährleistet, außerdem besteht ein Zugriff auf das Archiv. Für die Haushaltsjahre 2015/2016 ist ein Gesamtzuschuss (inklusive Miete) von jährlich 843.300 EUR eingeplant.

Die vom DMB vorgelegten Zahlen belegen, dass eine Zukunftssicherung nur mit einer erheblichen Erhöhung des jährlichen städtischen Zuschusses und großen einmaligen Investitionen in die Ausstellung möglich wäre. Eine finanzielle Beteiligung des Deutschen Museums München an dem Bonner Haus bestand nie und wird auch für die Zukunft nicht in Aussicht gestellt. Andere öffentliche Geldgeber konnten nicht gewonnen werden. Daher sieht die Verwaltung keine Alternative zur Einstellung des Zuschusses.

Damit kann ab 2017 ein jährlicher Betrag von insgesamt 715.500 EUR für die laufenden Personal- und Betriebskosten und ab 2019 zusätzlich 127.800 € (Miete), somit gesamt 843.300 EUR jährlich eingespart werden.

Kommentare

Ich als Physiker (Diplom in theor. Physik in Bonn!) und Studiendirektor und Fachkoordinator für Physik (und andere Naturwissenschaften einer Schule mit gymnasialer Oberstufe) im Ruhestand verfolge die hervorragende museale und pädagogisch-didaktische Arbeit seit vielen vielen Jahren und habe sie oft für meine Schülerinnen und Schüler der Sek II genutzt.
Wenn das Deutsche Museum Bonn nicht mehr existiert, bricht ein wichtiger Baustein im Wissenschaftsgefüge (DMBonn + Uni Bonn + Schulen + wiss. Gesellschaften + Kunst- und Ausstellungshalle ...) der Region weg.
Das hervorragende Kooperations-Projekt der Uni Bonn mit dem DMBonn zu Leben und Werk vom Bonner Nobelpreisträger Wolfgang Paul ist ein hervorragendes Beispiel für eine museumspädagogische und inhaltliche Glanzleistung. Ich habe Prof. Paul in jungen Jahren selber kennen gelernt.
Weitere Ausstellungen, die zum Teil durch Lernstationen in ganz Bonn angereichert waren, zu folgenden Wissenschaftlern aus Bonn: Argelander (Astronomie), Kekule´(Chemie), Heinrich Hertz (Physik).
Eine Mitteilung von Anfang November 2014:
Das Deutsche Museum Bonn erhält für das Projekt »Laborführerschein ExperimenrtierKüche« von der Bausparkasse Schwäbisch Hall als bestes regionales soziales Projekt einen Förderpreis von 10.000 €
Fragen Sie mal beim DMBonn nach, welche Auszeichnungen noch so alles erworben wurden ...
im Übrigen gibt es in Deutschland meines Wissens kein anderes Museum, in dem so viele wiss. Errungenschaften und Erfindungen des 20. JH so umfassend dokumentiert sind.
843.300 € ist viel, aber es fehlen die Gegenrechnungen zum Haus der Geschichte, Bundeskunsthalle (ich weiß: Museen der Rebublik) oder des Kunstmuseums Bonn. Kunst und Wissenschaft sind für mich beide förderungswürdig.
ein herzlicher Gruß eines Fördermitglieds des DMBonn

In Zeiten des Fachkräftemangels in MINT Fächern, sollten meiner Meinung nach Institutionen wie das deutsche Museum (sei es in Bonn, Nürnberg, München oder sonst wo) BESONDERS gefördert werden.

Bonn ist pleite. Statt den Gesamthaushalt auf seine Angemessenheit - auch im Vergleich zum Durchschnitt der anderen Städten gleicher Größe - zu überprüfen, wird damit begonnen, einzelne Posten zu hinterfragen. Bibliotheken und Museen schließen: so wird Bildung gegen Kultur ausgespielt. Schwimmbäder schließen: damit wird vielen Lebensqualität weggenommen - zugunsten weniger. Der Bonner Haushalt enthält ca. 60 Mio. EUR für Theater und Oper (inkl. einem kleinen Teil für Museen) und 12 Mio. EUR für alle Sportstätten und Schwimmbäder. Ist das demokratisch? Ist das im Sinne unserer Kinder und deren (Aus-)Bildung?
Also: erstens muss die Größe der einzelnen Etats im städtischen Haushalt im Verhältnis zueinander überprüft werden und zweitens kann dann geprüft werden, wie diese Etats verteilt werden. Und wenn's dann nicht mehr für die Bonner Theater und eine Bonner Oper und ein neues Festspielhaus (4,4 Mio. EUR + XX Bereitstellung + YY für Unterhalt), dann muss das eben kleiner ausfallen. Nach Köln fährt man 30 bis 40 Minuten.

@#31 @#31 völlig richtig, die Relation stimmt nicht mehr.

Ich kann es eigener Beobachtung sagen, dass das Deutsche Museum Bonn Kinder und Jugendliche in besonderem Maße anspricht. Die Kleinen nutzen diese Angebote und profitieren davon. Ein solches Haus kann man doch nicht dichtmachen!

Es wäre ein Armutszeugnis für Bonn, wenn das Deutsche Museum geschlossen würde. Es muss von der Stadt Bonn versucht werden, vom Bund Mittel für das Museum zu bekommen.

Ich habe einmal selbst im Deutschen Museum Bonn gearbeitet. Dort entfaltete sich gerade auf den Veranstaltungen ein großer Austausch über Wissenschaft und vor allem über ihre Didaktik und wie man sie den Menschen zugänglich macht. Das Museum bot durch die Verknüpfung aktueller Themen mit verschiedenen Bereichen der Wissenschaft und Kultur ein Treffpunkt und einen Ausgangspunkt für ein Netzwerk, um Menschen für Wissenschaft nachhaltig zu begeistern. Neben dem vordergründig erkennbaren Museum darf dieser Effekt für die Bonner Wissenschaftslandschaft und vor allem für ihren Nachwuchs nicht vergessen werden. Wir dürfen nicht klagen, dass der Industrie zu wenig Ingenieure und Fachkräfte zur Verfügung stehen, wenn wir solche Institutionen wie das DMB schließen. Das wäre kurzsichtig und dumm, auch finanziell.

Bonn kann noch viel mehr Gekd einsparen, wenn Die Museumsmeile, die Beethovenhalle, Oper und Schauspielhaus geschlossen werden.

@#35 @#35
Zwei der drei großen Einrichtungen an der Museumsmeile sind Einrichtungen der Bundesrepublik Deutschland. Die Stadt Bonn kann also weder das Haus der Geschichte noch die Bundeskunsthalle "einsparen". In diesen Einrichtungen ist der Bund sowohl Arbeitgeber wie auch Besitzer der Gebäude und Grundstücke, wozu im Falle der Bundeskunsthalle auch das gesamte Areal des Museumsplatzes zwischen Bundeskunsthalle und Kunstmuseum gehört.

Das Museum ist gerade für Kinder, die wissenschaftlich interessiert sind eine tolle Anlaufstelle ohne Alternative in Bonn.
Ich würde lieber das Kunstmuseum schließen, daß weniger Bürgerlichen anspricht als das Deutsche Museum.

@#36 @#36 ...ein großes Wort! Wissenschaftliches Interesse setzt die Fähigkeit zu eigenem wissenschaftlichen Arbeiten voraus. Jeder, auch jedes Kind, kann natürlich Neugier und Interesse an wissenschaftlichen Erkenntnissen haben. Aber das ist etwas anderes als wissenschaftliches Interesse.

Das Deutsche Museum Bonn ist ein ausgezeichneter außerschulischer Lernort zur Entwicklung einer naturwissenschaftlichen Bildung in der unmittelbaren Auseinandersetzung mit Exponaten des naturwissenschaftlichen Erkenntnisgewinns. Viele, vor allem auch ortsansässige Forscher bis hin zum Bonner Nobelpreisträger Wolfgang Paul, stellen ihre experimentellen und theoretischen Konzepte dort lebendig und für Jugendliche verständlich dar und wecken damit Interesse für naturwissenschaftliche Grund- und Weiterbildung.

Eine Vielzahl von Schülerinnen und Schülern aus unterschiedlichen Altersstufen und Schulformen haben von diesen Angeboten mit hervorragender didaktischer Begleitung Gebrauch gemacht und diese als Bereicherung empfunden. Die Bonner Schullandschaft profitiert von diesem Angebot. Es gibt viele Kooperationen mit dem Museum, die den Unterricht ergänzen und befruchten. Im Rahmen der Förderung der MINT-Fächer und -Projekte leistet das Museum einen außergewöhnlichen Beitrag.

Das große Engagement der Museumsmitarbeiter, das bei weitem nicht durch die anfallenden Personalkosten ausgeglichen werden kann, trägt zu einem besonderen Gelingen dieses variablen, unmittelbar den Jugendlichen und auch Bürgern der Stadt Bonn zukommenden didaktischen und pädagogischen Leistung bei.

Es ist demnach völlig unverständlich, dass die Verwaltung unter Leitung von Oberbürgermeister Nimtz diese Säule des Wissenschaftsstandorts Bonn nicht mehr länger als tragfähig erachtet, indem sie den Unterstützungsbeitrag kappt. Als ehemaliger Bonner Schulleiter sollte er wissen, welche bedeutende Rolle die Auseinandersetzung mit naturwissenschaftlichen Fragestellungen für die Kultur- und Werteentwicklung hat. Allzu schnell werden monitäre Gesichtspunkte in den Vordergrund gestellt, die von dem eigentlichen Bildungsauftrag unserer Jugend ablenken.

Mit Blick auf die städtischen Museumsausgaben von 843.3oo Euro sei nur erwähnt, dass diese im Vergleich mit den Ausgaben für die Folgekosten des lokalen WCCB-Desasters nur einen kleinen Kostenumfang darstellen. Die jährliche pro Kopf Belastung eines Bonner Bürgers für das Museum beläuft sich auf 2,63 Euro, wo hingegen die Belastung pro Bürger allein durch den WCCB-Schaden rund 500 Euro beträgt (bei einer geschätzten mittleren Schadenssumme von 165 Millionen, vgl. GA Bonn).

Die Stadt Bonn sollte dafür Sorge tragen, dass sie weithin eine vielfältige Kultur- und Bildungslandschaft pflegt und nicht auf Kosten der naturwissenschaftlichen Bildung unserer Jugendlichen Einsparungen vornimmt.

Der Verwaltungsvorschlag zur Einstellung der Zuschüsse für das Deutsche Museum ist entschieden abzulehnen!

@#37 @#37
Bei allem Überschwang sollte nicht übertrieben werden. Das Deutsche Museum Bonn ist kein Forschungsinstitut, wie beispielsweise das Museum Koenig. Es ist ein Museum, in dem technische Fortschritte und abgesicherte naturwissenschaftliche Erkenntnisse vermittelt werden und einschlägige Workshops für Schüler angeboten werden. Kein herausragender Wissenschaftler stellt seine Ergebnisse im Museum vor. Das erfolgt, adressiert an ein einschlägiges Fachpublikum, in einschlägigen internationalen Fachzeitschriften und bei Tagungen und Konferenzen. Die Verdienste des Museums liegen in der Vermittlung und Veranschaulichung. Der bis 1981 als Physikprofessor an der Universität Bonn lehrende Wolfgang Paul, der 1989 zusammen mit Norman Foster Ramsey und Hans Georg Dehmelt den Nobelpreis für Physik für die Entwicklung der nach ihm benannten Ionen-Falle erhielt, starb 1993. er hätte also, selbst wenn er gewollt hätte, im Museum auf keinen Fall seine "theoretischen und experimentellen Kenntnisse" im Rahmen der ihm 2013 aus Anlass seines 10. Todestages gewidmeten Ausstellung persönlich vorstellen können.

Mein 10 Jähriger Sohn, der schon viele Veranstaltungen im deutschen Museum besucht hat war von dieser Nachricht völlig entsetzt. Seinen ersten Workshop in diesem Haus hat er mit 5 Jahren besucht. Grade für Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter wird hier ein Interesse an naturwissenschaftlichen Themen vermittelt, dass ich in keinem anderen Museum bisher erlebt habe (und das zu einem geringen Preis für die Kinder bzw Familien mit Kindern). Es mag sein, das die Ausstellung vielleicht etwas veraltet ist, was jedoch der Begeisterungsfähigkeit für Naturwissenschaften und Kreativität die in den in den Workshops vermittelt wird nicht schadet. Aus jedem Workshop den mein Sohn hier besucht hat, nimmt er mehr Wissen mit als aus einem hochpreisigen und modernerem Technik- oder Abenteuermuseum, das auch Erwachsene noch mehr anspricht. Da es unser Schulsystem schwer zulässt, geraden im Grundschulalter Interesse für alle Naturwissenschaften zu wecken, wäre es mehr als Schade diese außerschulische Bildungsstätte aus Kostengründen zu schließen.

Die "eingesparte" Miete geht an das Wissenschaftszentrum. Wird das nicht auch von der Stadt finanziert? Einsparung ist gering im Verhältnis zu Verlust an wissenschaftlichem Bildungsangebot für jedermann und Zerstörung gut funktionierender Einrichtungen.

Bildung wird ja sowieso überbewertet. Warum nicht einfach alle Museen und Schwimmbäder in Bonn schließen und dafür ein schönes neues großes Jugendgefängnis bauen mit gemütlichen Einzelzellen mit wlan (stellt sicher die Telecom umsonst zur Verfügung). Dann sind viele Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Die Jugendlichen, die aus lauter Langeweile kriminellen Unsinn gemacht haben, sind dann von der Straße weg und brauchen kein Museum und kein Schwimmbad mehr gleichzeitig brauchen sie auch keine Häuser der Offenen Tür mehr, da sie ja sicher hinter Schloss und Riegel untergebracht sind. Den Platz für das Jugendgefängnis könnte doch dann dahin wo derzeit das WCCB Hotel rumdümpelt bzw. kann das Gebäude gleich direkt für diesen Zweck genutzt werden. Die Kosten für einen inhaftierten Jugendlichen später Erwachsenen müssen dann ja in jedem Fall aufgebracht werden. Problem wird nur sein, dass niemand gerne in der Nähe von Gefängnissen wohnt, aber das ist künftig in Bonn auch kein Problem mehr, da Bonn mit jedem Sparvorschlag, der hier von der Verwaltung gemacht wird unattraktiver wird und sowieso niemand mehr, der auch anderswo wohnen kann, hierhin ziehen möchte. Weiter so Bonn! Erst den Karren in den Dreck fahren und die Stadt total in die roten Zahlen treiben, weil man sich von irgendeinem Herrn Kim über den Tisch ziehen hat lassen und dann dafür ein tolles Museum schließen. Schönen Dank auch!

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