Eine wichtige Investition in die Zukunft unserer Stadt
Eine Seilbahn wäre ein wichtiges Mittel, um die derzeit unbestreitbar katastrophale Verkehrssituation einerseits auf dem Venusberg, aber andererseits auch "unten" in der Stadt entscheidend zu entschärfen.
Das Argument, dass so eine West-Ost-Verkehrsverbindung geschaffen würde, von denen es in der Stadt in Form der Brücken bislang genau drei gibt, finde ich sehr schlüssig. Auch daher denke ich, die Seilbahn sollte unbedingt vom Venusberg bis nach Ramersdorf führen. Zahlreiche rechtsrheinische Pendler könnten dann leicht zu ihrer Arbeit auf dem UN-Campus, bei Telekom und Post, den zahlreichen kleineren Firmen oder zum UKB gelangen. Andererseits wird die rechte Rheinseite mit ihren Anschlüssen an Königswinter, Siegburg und Köln so auch für Pendler der linken Seite deutlich attraktiver. Das neue große Bonner Schwimmbad wird ebenso nahe der etwaigen Seilbahn entstehen. Es geht hier nicht einfach nur um die Anbindung eines Vororts an die Stadt, sondern um die Schaffung einer Alternative für zig tausende sonst mit dem Auto fahrende Arbeitnehmer, Patienten, Studenten sowie zu guter Letzt natürlich auch Anwohner und Besucher beider Seiten des Rheins. Das Naherholungsgebiet Venusberg/Kottenforst/Waldau wird näher an die Stadt rücken.
Mit dem Bahnhof Ramersdorf und dem Bahnhof UN-Campus werden zudem gleich zwei Nord-Süd-Achsen der Stadt geschnitten und so die Quervernetzung des ÖPV deutlich verbessert.
Zwingend nötig finde ich eine Integration des Seilbahn-Angebots in bestehende ÖPNV-Tickets. Jobticketinhaber und Studenten etwa sollten zudem kostenlos auch Fahrräder jederzeit mitführen dürfen.
Gerade als Fahrradfahrer erhoffe ich mir eine bessere Anbindung sowohl von Beuel als auch des Venusbergs. Das Angebot des Fahrradbusses auf den Berg ist derzeit mehr als nur zu dürftig, das Straßennetz ebenso. In vielen Abschnitten sehe ich keinen Platz für ausreichenden Ausbau der Fahrradstraßen. Ich fahre täglich auf den Venusberg und empfinde den Raum, der zur Zeit den Radfahrern zugebilligt wird, als definitv zu eng und mitunter auch hochgradig gefährlich. Immer wieder werden auch Rettungswagen in Einsatzfahrt durch den stockenden Verkehr behindert, wobei wertvolle Zeit zur Rettung von Menschenleben verloren geht. Die Stadt sollte alles in ihrer Macht stehende unternehmen, eine sichere Route zum UKB zu ermöglichen. Der Bau einer weiteren Straße könnte hierbei wohl weder finanziell noch aus Beweggründen des Umweltschutzes eine tragbare Alternative darstellen. Was spricht also dagegen, zumindest einmal zu versuchen, den Autostrom über den Luftweg zu mindern? Sollten selbst Maßnahmen wie die Seilbahn nur eingeschränkten Anklang finden und die Leute weiterhin lieber Auto fahren, dann muss man auch bewusste Einschränkungen des Individualverkehrs und günstigere bis kostenlose ÖPV-Tickets in Betracht ziehen, um den ÖPV zu stärken.
Manchmal sind zum Weiterentwickeln einer Stadt massive Eingriffe in bestehende Strukturen nötig und die Seilbahn ist mit ihren Stützen sicherlich ein Verkehrsprojekt mit eher geringfügigem Eingriff in den Raum. Langfristig muss man sich auch damit abfinden, dass Ortsteile, die bisher eher zur Peripherie der Stadt zählten, sich verdichten und städteplanerisch erschlossen werden. Das bedeutet auch, dass man sich nicht jeder vernünftig anmutenden Lösung verschließen kann, nachdem zuvor jahrelang lamentiert wurde, es gäbe zu viel Verkehr auf den Straßen Kessenichs und Dottendorfs, auf dem Venusberg, in Ippendorf und auf den Brücken. Bei allem Verständnis für die Einwände der Skeptiker frustriert es mich doch, dass bewusst innovative Impulse zur Verbesserung unserer Stadt scheinbar immer erst einmal solange zerredet werden, bis auch der letzte Initiator oder Geldgeber abspringt. Man sollte nicht vergessen, welch enormer Anteil der Kosten zulasten von dritten Fördergeldern gehen würde, die also nicht die Stadtkasse belasten würden.
Entgegen einiger anderer bin ich der Ansicht, dass gerade eine Seilbahn überaus nachhaltig und vor allem umweltfreundlich wäre. Der Bonner Strommix ist bereits heute einer der umweltfreundlichsten der Republik, könnte in Zukunft noch verbessert werden und ist, mit Verlaub, alle mal besser als lärmende und stinkende Autoketten über Berg und Rhein. Theoretisch könnte die SWB die Bahn ja auch mit ihrem bestehenden klimaneutralen Naturstromangebot betreiben. Bonn wurde bereits für Grenzwertüberschreitungen in den EU-Umweltauflagen verklagt, was für die Heimatstadt zahlreicher UN-Klimaorganisationen an sich bereits eine Schande darstellt, vor allem aber auch dringenden Handlungsbedarf schafft.
Zuletzt sollte man auch nicht außer Acht lassen, dass die Seilbahn attraktiv für den Tourismus und imageförderlich für die innovative, weltoffene und umweltfreundliche UN-Stadt Bonn wäre.
Kommentare
am 22. Dez. 2016
at 15:10Uhr
Skepsis bzgl. ÖPNV Integration/"Fördergelder"=unsere Steuern
Das Projekt klingt aber leider von Anfang an nicht nach ÖPNV-Integration. Ich befürchte, die Ausgaben für die Seilbahn werden ein für alle Male alle anderen Anpassungen unmöglich machen. Wenn man ein integriertes Konzept plante, würden auch die Stadtwerke eine viel prominentere Rolle spielen, oder würde man viel mehr hören, wo - ausser am neuen MRB -Bahnhof - Anpassungen UND INVESTITIONEN geplant und nötig sind, um einen guten Anschluss zu gewährleisten. Mir fehlt das Interesse der Planer und der Politiker an Details.
Tatsächlich ist aus Sicht eines Stadtpolitikers wichtig, ob das Geld aus der Stadtkasse oder aus anderen öffentlich Quellen kommt. Aber bitte nicht vergessen: die "Fördermittel" des Landes sind auch UNSER Geld. Warum gibt sich keiner die Mühe, diese einmal für ein durchdachtes ausgeklügelteres breiter wirksames Konzept zu beantragen?