Alle Argumente sprechen gegen die Seilbahn
Nur zu sagen, die Seilbahn ist „super“, „innovativ“ oder „die Stadt muss ihr Potential nutzen“, gehört doch eher in die Kategorie Wunschdenken. Wünsche darf man selbstverständlich haben, aber bitte nicht auf Kosten anderer.
Wenn Bewohner des Venusbergs für die Seilbahn sind, so erscheint mir dies doch ein sehr egoistisches Motiv zu sein, frei nach dem St. Florians-Prinzip: Hauptsache unser Problem vor unserer Haustür wird gelöst. Dass die Seilbahn eine Vielzahl von neuen Problemen in anderen Stadtteilen verursacht, interessiert dabei nicht.
Eine Bürgerinitiative, die gegen die Südtangente ist (ich bin auch dagegen!), sich aber für den Bau einer Seilbahn ausspricht, ist für mich wenig glaubhaft. Was bitteschön, hat der Fernverkehr (Südtangente) mit einem lokal begrenzten Stadtverkehr zu tun?
(Berufs-)Pendler betonen, dass durch die Seilbahn der Verkehr auf der Robert-Koch-Straße erheblich reduziert werden könnte. Laut den Zwischenergebnissen der Machbarkeitsstudie ist mit einer maximalen Einsparung von 1000 Autos täglich zu rechnen. Also würde die Zahl der zum Venusberg fahrenden Autos von 18.000 auf 17.000 Autos reduziert, was einer Verringerung des Straßenverkehrs um 6 % entspricht. Hier bitte ich doch die Seilbahnbefürworter mir zu erklären, inwiefern 17.000 Autos keinen Verkehrsstau mehr auf dem Venusberg verursachen. Eine Verkehrsberuhigung sieht in meinen Augen anders aus!
Seit vielen Jahrzehnten haben es die Kommunen nicht geschafft, dass Autofahrer in nennenswertem Umfang auf den ÖPNV umsteigen. Eine fundierte Erklärung, warum ausgerechnet eine Seilbahn dies schaffen sollte, hat in diesem Bürgerdialog noch keiner abgegeben.
Die Seilbahn ist keine Lösung. Sie schafft dagegen neue Probleme. Die teure Anschaffung und der defizitäre Betrieb binden bei der Stadt Bonn, die kurz vor dem Nothaushalt steht, langfristig hohe Finanzmittel, die für Spielplätze, Kitas, Schulen, Sport und bezahlbaren Wohnraum fehlen. Eine klamme Stadt wie Bonn sollte das zur Verfügung stehende Geld vorrangig in soziale Projekte stecken und in Erziehung und Bildung investieren statt in ein Seilbahnprojekt, deren Nutzen mehr als fraglich ist. Das Geld kann nur einmal ausgegeben werden. Von daher ist auch das Argument der Seilbahnbefürworter, man könne die Kosten für die Seilbahn nicht mit Kosten anderer kommunaler Aufgaben in Verbindung bringen, hinfällig.
Bei einer zu erwartenden Auslastung von maximal 18% (vgl. Statistisches Bundesamt und Bundesumweltministerium zur Auslastung des ÖPNV - Busse und Straßenbahnen) und einem Zielerreichungsgrad von 6% (eine erschreckend niedrige Zahl!) stehen Kosten und Nutzen in keinerlei Verhältnis. Von einer 18-stündigen Umweltbelastung an 365 Tagen im Jahr einmal ganz abgesehen.