Gruß vom Pleitegeier

Bonn ist fast pleite. Und nun für eine fragwürdige Seilbahn 50 Millionen? Oder darf‘s noch etwas mehr sein?
Das Land zahlt ja 90% der Investition. Warum also die Aufregung?
Weil das Geld nicht vom Himmel regnet! Das sind Steuergelder, die haben wir alle mit bezahlt, und an anderer Stelle fehlen sie. Eltern können ein Lied davon singen, wie sie zur Renovierung von Klassenzimmern herangezogen werden, jedes Schuljahr kommen neue Hilferufe aus den Schulen, weil überall das Geld fehlt. Das Geld vom Land.
Und wenn nun die Seilbahn - wie fast alle öffentlichen Projekte – teurer wird als geplant? Wenn sie nachher z.B. 100 Millionen kostet?
Dann werden aus den 5 Millionen, die Bonn zahlen sollte, 55 Millionen, und dann kommt der Nothaushalt – ohne Not, für ein Projekt, das die Verkehrsprobleme Bonns nicht löst.
Das Geld vom Land fließt nur, wenn die Seilbahn an den Öffentlichen Personennahverkehr angeschlossen wird. Das heißt aber, dass die Seilbahn dann von 5:30 Uhr morgens bis 23:30 Uhr abends fahren muss. Und sie verbraucht ordentlich Energie (200kW bis 800 kW je nach Typ), ob nun jemand mitfährt oder nicht. 18 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Das sind allein 1,3 -5,2 Millionen Kilowattstunden pro Jahr.
Der Strom sei ja umweltfreundlich, wird argumentiert. Ist das so? Sind nicht unsere Braunkohlekraftwerke die Dreckschleudern der Nation? Mit gerade mal 30% Wirkungsgrad, zusätzlichen Netzverlusten, CO2- und Stickoxid-Emission? In einer Dimension wie alle Autos zusammen? Da rettet uns auch die Windkraft nicht, die Grundlastversorgung muss sichergestellt sein. Und das geht nur konventionell.
Und dann fallen für die Seilbahn noch Betriebskosten an für Personal, Wartung, Kontrolle usw. Das alles soll vom ÖPNV-Ticket mitbezahlt werden?
Da kommt jemand mit seinem Ticket sagen wir aus Auerberg und steigt ohne Aufpreis in die Seilbahn (die Hälfte der Fahrgäste haben eh ein Studententicket, Jobticket oder eine Monatskarte). Die Fahrt von Auerberg nach Dottendorf macht Kosten, dafür war sein Ticket. Und das wurde schon bezuschusst. Und woher kommt nun das Geld für die laufenden Seilbahnkosten?
Da wird tatsächlich argumentiert, Autofahrer würden auf Bus, Bahn und Seilbahn umsteigen! Zahlreiche Experimente verschiedener Kommunen (u.A. mit Nulltarif) haben aber gezeigt, dass die Bereitschaft zum Umsteigen äußerst gering ist.
Und ob eine Seilbahn zum Venusberg eine touristische Anziehung hat („Wir fahren sonntags mit der Bonner Seilbahn zum Venusberg und gehen im Klinikgelände spazieren“) darf zumindest angezweifelt werden.
Schaut man einmal nach Koblenz – da machte die Seilbahn tatsächlich Sinn für die Bundesgartenschau und hat in einem Jahr 5 Millionen Besucher befördert. Wenn man jetzt eine Fahrkarte der Seilbahn zum Ehrenbreitstein löst, zahlt ein Erwachsener 6,50 € für die einfache Fahrt und 9,00 € für Hin- und Rückfahrt. Und die Seilbahn fährt im Winter nur Samstags und Sonntags, also an Tagen, an denen eine wirtschaftlich lohnende Auslastung zu erwarten ist. Sieht man einmal auf der Website der Seilbahn nach, besteht das Team dort aus 28 Personen. Für Ticketverkauf, Kontrolle, Betreuung, Wartung, Verwaltung. Das Alles ist eben nicht umsonst. Und das soll in Bonn anders sein? Zumal bei der geringen Auslastung – wenn man es einmal über die 18 Stunden Betrieb je Tag mittelt – schlägt das bei den Kosten je Fahrt ordentlich zu Buche!
Nein, das mit den Kosten geht anders! Man spart das Geld an anderen Strecken wieder ein, durch weniger dichte Taktung, Streichung von Bussen und Bahnen. Und macht den Nahverkehr noch unattraktiver! Und die Bereitschaft zum Umsteigen vom Auto wird so bestimmt nicht erhöht.
Löst man so ein Verkehrsproblem?

Kommentare

Super Kommentar, besser könnte man die Situation nicht darstellen.
Da werden wir Bonner Bürger durch schön gefärbte Vorträge von bestimmten Personen besudelt, die Stadträte glauben an das Gute der Menschen und geben Geld für Unfug aus und letztendlich schadet dies den Bonner Bürgern. Hoffentlich haben demnächst mal unsere Stadträte Mut und begraben schnell dieses Projekt. Damit könnten man enorme Kosten und Unheil von der Stadt in erheblichem Maße fernhalten.

Die Argumente der Seilbahngegner sind eben nicht aus der Luft gegriffen wie der Verfasser des Vorgängerartikels uns glauben lassen will. Hier in diesem Artikel stehen Zahlen, die aufgrund gründlicher Recherche zusammengestellt wurden und sicherlich glaubwürdiger sind, als die Berechnungen, die die Stadt in Auftrag gegeben hat. Diese Zahlen haben in der Vergangenheit ja leider häufig gezeigt, dass sie unverantwortlich geschönt waren.

Ein sehr guter Beitrag, vor allem auch hinsichtlich der vermeintlichen "Umweltfreundlichkeit" einer Seilbahn, die in Wirklichkeit der absolute Energiefresser ist. Und man kann eben nicht einfach sagen: "Bei uns kommt der Strom aus der Steckdose." Man würde ja auch seinen Automotor nicht den ganzen Tag laufen lassen, wenn man einmal für 1/2 Stunde zum Einkaufen fährt. Sehr gut recherchiert. Ich hoffe, dass die Verantwortlichen bei der Stadt Bonn das mal lesen.