Planung bitte überdenken
Sehr geehrte Damen und Herren,
aufgrund des Bürgerbriefes bin ich auf das Bauvorhaben aufmerksam geworden und möchte gerne meine Meinung zu dem Planentwurf zur Schneidemühler Straße äußern.
Generell ist es wichtig, dass in der Stadt Bonn neuer Wohnraum geschaffen wird. Dazu gehört selbstverständlich auch sozialer Wohnbau für hilfsbedürftige Menschen. Einerseits ist Tannenbusch ein sehr „bunter“ Stadtteil. Das ist bereichernd und passt zu einer internationalen Stadt wie Bonn. Andererseits gibt es hier aber leider auch - im Vergleich zu den übrigen Stadtteilen sehr viele - soziale Probleme, wie die hohe Arbeitslosigkeit und einer – nach heutigen Maßstäben – problematischen städtischen Bebauung. Im Rahmen des Projektes „Soziale Stadt“ wird versucht, Tannenbusch baulich so zu verändern, dass mehr Freiräume geschaffen werden und mehr Lebensqualität entsteht.
Letzteres wird vielen bisherigen Anwohnern genommen, wenn der Garagenhof ersatzlos abgerissen wird. Versuchen Sie mal Abends einen Parkplatz in der Schneidemühler Straße, oder auch im weiteren Umkreis zu finden. Sie werden lange suchen müssen. Laut den Bauunterlagen entfallen die 42 Stellplätze auf dem Garagenhof und sollen zur Hälfte in den neuen Tiefgaragen untergebracht werden. An anderer Stelle steht, dass 58 Stellplätze in den beiden neuen Tiefgaragen entstehen sollen und diese nur dann an „externe“ vermietet werden könnten, wenn bloß eine geringe Anzahl der neuen Bewohner ein PKW besitzt. Ich weiß nicht, wie Sie das sehen, aber für meine Begriffe werden die 21 Stellplätze nicht mit großer Sicherheit an die bisherigen Mieter der Garagen gehen können. Auch wenn dies gelänge: Ohne Glaskugel kann man dann eins und eins zusammenzählen und davon ausgehen, dass mind. 21 Fahrzeuge mehr auf der Straße abgestellt werden müssten und dadurch der Parkdruck auf die umliegenden Straßen noch mehr erhöht werden würde. Das ganze ließe sich mindern, wenn man z.B. das geplante Gebäude an der Oppelner Straße mit weniger Wohneinheiten planen würde und somit auch den ein oder anderen Parkplatz für „externe“ miteinplanen würde. Eine weitere Möglichkeit wäre es, die Grünstreifen der Oppelner Straße zu Parktaschen umzufunktionieren – sähe aber nicht einladend aus und das wenige Grün würde dort entfallen.
Zu den oben genannten sozialen Problemen des Stadtteils gehört leider auch häufig der Diebstahl angeketteter, funktionsfähiger Fahrräder. Laut den Bebauungsplänen sollen 165 Fahrradstellplätze draußen entstehen. Ich wage die Prognose, dass dort kaum funktionstüchtige Fahrräder über Nacht stehen bleiben werden. Vielleicht kann man hier etwas reduzieren und Parkraum oder Grünfläche schaffen.
In Neu-Tannenbusch wurde vor wenigen Jahren das Hochhaus des Studierendenwerkes abgerissen und durch niedrigere Bebauungen ersetzt. Das hat dazu geführt, dass das Straßenbild an der Stelle „luftiger“ geworden ist und somit auch das subjektive Sicherheitsempfinden erhöht hat. Das nun geplante „große“ Gebäude an der Oppelner Straße mit 6 Vollgeschossen (mind. 18 Meter hoch) soll praktisch direkt an die Oppelner Straße gebaut werden. Damit beginge man meiner Ansicht nach die gleichen Fehler, die damals bei der Planung in Neu-Tannenbusch gemacht worden sind. Das Straßenbild wird enger, was dazu führt, dass das Sicherheitsgefühl leiden wird. Auch glaube ich nicht, dass der Straßenlärm für die gegenüberliegenden Gebäude auf der anderen Seite der Oppelner Straße – nämlich die an der Landsberger Straße – abnimmt. Durch die Höhe des Hauses vermute ich, dass der Straßenlärm stärker reflektiert wird, als durch die bisherige Garagenbebauung. Eine Lösung hiergegen wäre es, die Fassade zur Oppelner Straße hin zu begrünen. Zudem soll das Gebäude mit einer hellen Klinkerfassade gebaut werden. Das fügt sich meiner Ansicht nach nicht in die nähere Wohnbebauung ein – hier stehen keine verklinkerten Häuser.
Ich halte wegen der oben genannten Gründe deshalb zur Oppelner Straße hin eine maximale Höhe von 2-3 Stockwerken in Ordnung, wie in den umliegenden „flacheren“ Häusern.
Wo wir schon bei den Fehlern von Neu-Tannenbusch sind, aus denen wir lernen sollten: Eine Vielzahl sozial schwacher auf engen Raum unterzubringen hat dazu geführt, dass Tannenbusch als sozialer Brennpunkt gilt. Ich halte es nicht für richtig, noch mehr sozialen Wohnbau in einen Stadtteil zu bringen, in dem es schon überwiegend sozial genutzten Wohnbau gibt. Eine Durchmischung würde zu mehr Ruhe und auch einer besseren Außendarstellung des Stadtteils führen. Studenten suchen ebenfalls Wohnraum und könnten zu einer Durchmischung beitragen.
Das kleinere Bauvorhaben hingegen dürfte sich von der Höhe her in die Umgebung einfügen. Eine Frage die hier allerdings meiner Ansicht nach noch offen ist, ist die Frage, ob die bisherigen Parktaschen am Supermarkt erhalten bleiben.
Fazit: Ich denke es wäre nur vernünftig die beiden Gebäude zu errichten, wenn das Gebäude zur Oppelner Straße hin maximal die Hälfte der geplante Geschosse hätte und die Fassadengestaltung sich an den umliegenden Gebäuden orientiert oder diese begrünt werden würde. Noch mehr sozialen Wohnbau halte ich in dem Stadtteil für falsch und wird nicht dazu führen, die Lebensverhältnisse in dem Stadtteil zu verbessern.