Am Bedarf vorbei

In der Stadt Bonn besteht ein massiver Mangel an Wohnraum.
Statt nun, wo es geht, diesen zu schaffen, planen die Stadtwerke neue Büroflächen. Die Argumentation wird sein: So nah an der MVA und dem "Wertstoffhof" verbiete sich eine Wohnbebauung. Das mag für den unmittelbar angrenzenden Streifen des ehemaligen Schlachthofes gelten, aber in weiterer Distanz - das gesamte Areal östlich davon - wäre es möglich. Zumindest befindet und befand sich zu Zeiten der Genehmigung der MVA bereits Wohnraum in vergleichbarer Distanz. Unser Haus in der Karlstr. z.B. befindet sich in ähnlicher Entfernung und auch die Wohnbebauung in der Immenburgstr. gegenüber vom REWE ist nicht weiter entfernt - das kann demnach nicht das Problem sein.
Man kann das Westwerk an die Grenze zur MVA setzen und den übrigen Platz für eine 3-5 geschossige Bebauung mit dringend benötigtem Wohnraum nutzen. Die Nähe zur Bahn nehmen derzeit im gesamten Stadtgebiet Tausende von Anwohnern hin - das ist mit geeigneter Verglasung kein Problem. Nach Süden hin bekommen die neuen 2-, 3- und 4-Zimmer-Wohnungen zum Ausgleich einen Balkon.
Das ist denkbar und würde auch den Verkehr entlasten. Viele Angestellte pendeln zu ihrem Arbeitsplatz in Bonn. Mit einer ansprechenden Wohnmöglichkeit in der Nähe des Arbeitsplatzes können die auf ihr Auto verzichten.
Das Gegenteil ist geplant: Noch mehr Büroraum, in dessen Nähe kaum einer der Angestellten wohnen kann. Mit der Anbindung der Haltestelle "Bonn West" - die eine gute Idee ist, tatsächlich aber in den Sternen steht und noch scheitern kann - wäre zumindest der Umstieg auf den ÖPNV eher denkbar.
Aktuell kommen - so mein Eindruck - z.B. die Angestellten des Heizkraftwerk Nord (direkt gegenüber von unserem Haus) zu einem großen Teil mit dem Auto zur Arbeit. Seit der Parkraum auf dem Gelände durch den Bau des "BonnNetz"-Gebäudes fehlt, lässt sich auf der Karlstr. kaum noch ein Parkplatz finden.
Mit den neuen geplanten Büroflächen wird es sich nicht anders verhalten: Viele der Angestellten werden mit dem Privat-PKW pendeln. Bei den angedachten Dimensionen - bis zu neun 5-7 geschossige Bürokomplexe - werden mehrere Hundert Angestellte morgens hin und abends zurück wollen. Wenn die auf dem Hinweg vom Endenicher Ei über die Endenicher Str. links in die Karlstr. abbiegen, wird das einen Rückstau geben, der den gesamten Verkehr auf der Endenicher Str. beeinträchtigt. Wenn man in diesen Dimensionen plant, sollte man auch an eine neue Straße entlang der Gleise zwischen "Am Dickobskreuz" in Verteilernähe und der "Nord-Ecke" des Innovationsdreiecks denken.
Dann das 12 geschossige Hochhaus. Abgesehen davon, dass es, so wie es geplant ist, über den Tag das gesamte Areal beschatten wird, kann ich mir nicht vorstellen, wie sich an dieser Stelle ein Hochhaus macht? Das ist für mich nicht stimmig mit dem Rest der Bebauung.

Kommentare

Das Konzept sieht ein preiswertes, noch nicht einmal ein Mittelklasse-Hotel, vor. Eine weitere wenig durchdachte Planung, entstünde so doch eine echte Alternative zum Eros-Center. Und es ist schon verwunderlich, warum ein Hotel- im Gegensatz zu einer Wohnbebauung - anscheinend von einer „Sperrzone MFA“ ausgenommen ist. Ebenso bleibt zu klären, ob Gäste wirklich 2x täglich ins Auto steigen sollen, um abends ein Restaurant zu erreichen und morgens frühstücken zu können (Thema: fehlende Infrastruktur).