Denkmalschutz vs. Klimaschutz

Als wir uns Mitte der 90er Jahre für den Kauf eines Hauses im Combahn-Viertel entschieden haben, haben wir das getan, weil uns das Viertel gefallen hat, wie es war und wie es ist. Insofern kommen Bemühungen um einen Erhalt der Struktur uns durchaus entgegen. Allerdings haben wir inzwischen eine deutlich wichtigere Aufgabe als uns an schönen alten Häusern zu erfreuen: Den Klimaschutz und die Bemühungen um eine möglichst klimaneutrale Stadt.
Und damit sind wir beim Thema: Meines Erachtens sind Konflikte zwischen Denkmalschutz und Klimaschutz durch die Denkmalschutzgebietssatzung in der geplanten Form vorprogrammiert. Daher sollte - um weder den Bemühungen um eine klimaneutrale Stadt entgegen zu wirken noch eine unnötige Menge von Verwaltungsgerichtsverfahren auszulösen – in diese Satzung ein eindeutiges Primat des Klimaschutzes aufgenommen werden. Dies sollte im Interesse der Eindeutigkeit nicht nur durch allgemein gehaltene Formulierungen geschehen, sondern insbesondere auch durch klare Handlungsanweisungen, wie etwa z.B. in Bezug auf Solaranlagen. Diese kommen mir in den Sinn, weil sie einen vergleichsweise geringen Effekt auf die Optik haben und gleichzeitig einen hohen ökologischen (und wirtschaftlichen) Nutzen - und weil ich mich inzwischen über jedes neue Paneel freue, das im Viertel auftaucht. Diesbezügliche Handlungsanweisungen stelle ich mir wie folgt vor:
• Photovoltaik- und Solarthermie-Anlagen auf Dächern sind nicht genehmigungspflichtig.
• Balkon-Kraftwerke sind nicht genehmigungspflichtig.
Diese Beispiele mögen auf den ersten Blick sehr drastisch erscheinen, aber
• wir sollten uns m.E. über jedes CO2-frei erzeugte (Kilo-)Watt freuen und dafür über die eine oder andere bei ganz genauem Hinsehen optisch vielleicht etwas störenden Anlagen hinweg sehen, denn: Wer guckt schon in den Himmel bzw. auf die Dächer, wenn er durch ein Viertel schlendert?
• Balkon-Kraftwerke lassen sich ohnehin fast nur an vergleichsweise modernen Geländern problemlos montieren und stören optisch nicht mehr als mancher Sichtschutz.
Natürlich gibt es für denkmalgeschützte Objekte Möglichkeiten der Förderung nahezu nicht erkennbarer, dafür aber erheblich teurerer und komplexerer Anlagen, aber
• Sollten wir wirklich die Bemühungen um CO2-Einsparungen im Interesse möglichst homogener Dächer maximal erschweren und verteuern?
• Sollten wir nicht vielmehr den Weg zu derartige Einsparungen maximal ebnen und das durch den Einsatz weniger teurerer Anlagen eingesparte Geld für die Förderung von noch mehr Anlagen einsetzen?
• Mit anderen Worten: Ist eine möglicherweise extreme Auslegung der Satzung an dieser Stelle nicht ökologisch und wirtschaftlich unvertretbar teuer und also von vorne herein besser zu unterbinden?
Zum Schluss dazu noch eine ganz persönliche, unsachliche und emotionale Bemerkung:
Wir stehen seit geraumer Zeit mit beiden Füßen auf der Heiz- und Stromverbrauchsbremse - und ob wir dazu noch Lust haben, wenn z.B. gleichmäßig graue Dächer wichtiger sind als Dach-PV-Anlagen, ist zumindest zweifelhaft. Auch wenn wir die finanziellen Effekte unserer Bemühungen gerne mitnehmen: Diese alleine reichen als Motivation kaum aus und ich hätte schon "Bock" auf ein paar Grad mehr und einen Pullover weniger in der Bude ... und der Wäschetrockner ist auch deutlich bequemer als die ewige Aufhängerei ... und ... und ...
E.Jo. Zimmermann