Monats-Aktion: Die Bundeskunsthalle und ihre Fokusgruppe im „Verbund Inklusion“

Menschen mit und ohne Behinderung sitzen um einen Tisch. Ein Mensch spricht in Deutscher Gebärdensprache.

Die Bonner Bundeskunsthalle beteiligt sich am bundesweiten Projekt „Verbund Inklusion“. Sie gehört dabei zu einem von sieben Museen, die bei diesem Projekt mitmachen.

In schwerer Sprache wird das Projekt so beschrieben:
„Laut UN-Konvention müssen Museen weitgehend barrierefrei und inklusiv gestaltet werden, nicht nur baulich, sondern auch inhaltlich. Doch fehlen Museen häufig die Voraussetzungen, einen solchen Weg einzuschlagen und ihn konsequent realisieren zu können. Seit 2018 fördert die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien das Projekt „Verbund Inklusion“. Sieben Kulturinstitutionen mit weitreichenden Erfahrungen im Bereich der inklusiven Arbeit erproben hier gemeinsam, wie Strukturen nachhaltig verändert werden können und welche Ressourcen – zeitlich, personell und finanziell – dafür notwendig sind. Sie arbeiten hierzu jeweils vor Ort an eigenen Teilprojekten. Bei gemeinsamen Workshops und Arbeitstagungen werden die Erfahrungen dann geteilt und diskutiert, zudem werden übergreifende Fragestellungen erörtert. So können die individuellen Erkenntnisse in einem kooperativen Prozess zusammengeführt und Transfereffekte für andere Häuser ermöglicht werden. Grundlegende Voraussetzung für solche Prozesse ist, dass Museen sich als lernende Institutionen verstehen, die Veränderungen von Haltungen und Strukturen nicht nur ermöglichen, sondern bewusst vorantreiben. Im Fokus steht also sehr stark der Blick auf die Institution Museum – jedoch nie als reiner Selbstzweck: Immer geht es maßgeblich darum, für und mit dem Publikum zu arbeiten.“ (Quelle: https://f4p.online/2021/09/14/7-institutionen-2-verbaende-und-viele-beteiligte/)

Einfach erklärt bedeutet das, dass alle Museen verpflichtet sind, Inklusion in ihren Gebäuden und in ihren Ausstellungen, Programmen und Veranstaltungen umzusetzen. Wie das am besten gelingt, sollen die Museen über das Projekt herausfinden. Ihr Wissen sollen sie später mit anderen Museen teilen, damit möglichst viele Museen inklusiv arbeiten.

Alle Museen wollen Inklusion nachhaltig in ihren Ausstellungen umsetzen. Das bedeutet, im Projekt soll ausprobiert werden, wie Inklusion in Zukunft in kulturellen Institutionen umgesetzt werden kann. Auch wie Inklusion fest in die Strukturen der Institutionen eingebunden werden kann.

Dazu beschäftigen sich alle Museen mit der wichtigen Fragestellung, was Inklusion für Museen bedeutet? Es ist eine Tatsache, dass Inklusion mehr ist als Barrierefreiheit und Integration. Inklusion bedeutet, dass niemand ausgeschlossen wird. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen entsprechende Strukturen in Museen geschaffen werden.
Die Bundeskunsthalle in Bonn legt im Projekt einen Schwerpunkt ihrer Arbeit darauf, inklusive Standards für Ausstellungen zu entwickeln und zu verwirklichen. Im Januar 2021 wurde mit einer digitalen Auftaktveranstaltung eine sogenannte Fokusgruppe ins Leben gerufen. Sie setzt sich aus 15 Menschen mit und ohne Beeinträchtigung zusammen und wird in Kooperation mit der Behinderten-Gemeinschaft Bonn e.V. (Behindertenbeauftragte der Stadt Bonn) durchgeführt.

Die Fokusgruppe begleitet die Ausstellungsplanung zum Gehirn. Dabei wird aus der Sicht von Menschen mit unterschiedlichen Sinnes- und geistigen Beeinträchtigungen geplant. Zum Beispiel soll ein gutes Leitsystem in der Ausstellung umgesetzt werden, um blinden und sehbeeinträchtigten Menschen eine möglichst eigenständige Orientierung zu ermöglichen. Genauso wichtig ist es verständliche und gut lesbare Texte zu gestalten. Darüber hinaus sollen auch interaktive Stationen (Mitmachstationen) angeboten werden. Besuchende sollen über unterschiedliche Sinne erreicht werden. Dazu soll es vielfältige Angebote geben, bei denen man zum Beispiel etwas fühlen, riechen oder hören kann.

Menschen mit und ohne Behinderung betrachten in einem Museum eine Kunst-Installation.

Die Fokusgruppe trifft sich regelmäßig online oder in der Bundeskunsthalle. Manchmal finden auch Workshops und Ausstellungsbesuche statt. Im gesamten Prozess berät die Fokusgruppe diejenigen, die für die Entwicklung der Ausstellung verantwortlich sind. Das sind zum Beispiel die Kuratorinnen und Kuratoren, Vermittlerinnen und Vermittler und Gestalterinnen und Gestalter. Spannend ist im gesamten Prozess, wie die Kommunikation untereinander stattfindet. Wie sich Menschen mit unterschiedlichen Sinnesbeeinträchtigungen und geistigen Beeinträchtigungen verständigen können, um die Ausstellung gemeinsam zu planen. Hörende und nichthörende Menschen, blinde und sehbeeinträchtigte Menschen und Menschen mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen suchen gemeinsam Lösungen und Ideen mit dem Team der Bundeskunsthalle, um die Ausstellung für möglichst viele Menschen interessant und zugänglich zu gestalten.

Die Ausstellung Das Gehirn. In Kunst & Wissenschaft wird am 28. Januar eröffnet und ist bis zum 26. Juni 2022 in der Bundeskunsthalle zu sehen.