Lebens-Bereich Gesundheit und Pflege: Die Geschichte hinter dem Bild
Im Plan „Bonn Inklusiv“ ist auch der Lebensbereich Gesundheit und Pflege ein Thema. In diesem Bereich ist das schöne Bild entstanden. Es zeigt Frau Annerose Sarach in ihrem Wohnumfeld. Sie lebt in Bonn in einer Einrichtung. Diese Einrichtung heißt Therapiezentrum. Frau Sarach möchte auch andere Menschen an ihrem Leben teilhaben lassen. Deshalb hat sie ihre Geschichte aufgeschrieben. Und sie hat ihre Gedanken und Erfahrungen aus dem Bereich Pflege notiert und was ihr hier wichtig ist.
Die Geschichte von Annerose Sarach:
Ich heiße Annerose Sarach und lebe im Behindertenwohnheim Therapiezentrum Bonn-Beuel-Pützchen.
Ich bin 52 Jahre alt.
Ich gehe gerne auf Volksmusik-Konzerte, am liebsten Ernst Mosch oder jetzt sein Nachfolger Ernst Hutter.
Ich kleide mich gerne bunt. Die Kleidung für den nächsten Tag suche ich mit Hilfe selbstständig raus.
Ich lasse mir nicht viel gefallen. Trotz meiner schweren Körperbehinderung. Ich sage sehr klar, wo der Weg langgeht, wenn mir der Kragen platzt.
Ich liebe es mit meinem Elektro-Rollstuhl im Ort durch die Gegend zu sausen und Kaffee zu trinken. In dem Laden im Ort kennt mich das Verkaufspersonal schon fast 30 Jahre lang. Und ich werde auch dort ernst genommen, selbst mit dem Visier hatte ich dort keine Probleme, als ich sagte, ich habe eine Befreiung.
Ich gehe dort einkaufen, trinke Kaffee oder esse Pommes. Da ich Raucherin bin, frage ich andere Kunden, ob sie mir Feuer geben. Oft klappt das, aber manchmal gibt es ein paar Ansprech-Schwierigkeiten.
Ich benutze einen Computer als Ausdrucksmöglichkeit, obwohl ich eigentlich sprechen kann. Aber wenn es hektisch wird, bekomme ich kein Wort raus oder vergesse vor Aufregung, was ich sagen wollte. Deshalb schreibe ich teilweise Briefe an das Wohnheimbetreuerpersonal oder mache auch Begründungen für Elektro-Rollstühle.
Ich habe eine Tetraspastik mit frühkindlichem Hirnschaden. Das ist im Alter von zwei Jahren erkannt worden. Danach kam eine Raserei zu verschiedenen Ärzten. Leider konnte man mir nicht helfen.
Im Alter von 21 Jahren kam auch noch plötzlich das Krampfen dazu. Leider konnte man nicht erkennen woran es liegt.
Wenn ich geschoben werde fühle ich mich hilflos. Es kann sein, dass ich dadurch auch Krämpfe bekomme.
Deshalb benutze ich fast immer einen Elektrorollstuhl.
Eine Ausnahme ist die Teilnahme an dem LiKüRa-Zug oder wenn ich ein Bierchen trinken will.
Mir ist wichtig, dass ich bestimme, ob ich im Schieber oder im E-Rollstuhl sitze.
Zum Thema Pflege:
Ich kann wenig alleine machen.
Das läuft indem ich jemanden um Hilfe bitte beim Zähneputzen oder mich baden oder waschen lasse. Eigentlich dürfte nur alles nach meiner Anweisung laufen.
Wenn ich geduscht werden möchte, dann möchte ich, dass ich geduscht werde. Und nicht nur an bestimmten Tagen oder wenn ich da keine Lust drauf habe.
Es ist schwierig, weil ich an meinen körperlichen Stellen nicht erkennen kann, was zum Beispiel verletzt ist. Ich frage zwischendurch ‚wie sieht der Hintern aus‘, aber selber draufgucken ist nicht.
Im Prinzip will ich alle Sachen selber entscheiden, die gemacht werden.
Wenn ich gepflegt werden muss, leite ich neue Betreuerinnen oder Betreuer gerne selber an. Meine Pflegemittel kann ich selbst besorgen.
Ich benutze ja keine Cremes, weil ich das im Gesicht zum Beispiel ekelhaft finde. Deshalb kaufe ich mir auch keine Creme, damit mir das nicht einfach ins Gesicht geklatscht wird ohne zu fragen.
Zum Friseur kann ich selber hinfahren.
Essen geht selber, wenn man es mir kleinschneidet, je nach dem was es ist. Bei Suppe muss ich gefüttert werden, deshalb mag ich Suppe nicht. Außer Spargelcreme! Den Begriff ‚essen anreichen‘ finde ich doof, ich bleibe bei dem Wort Füttern.
Eigentlich geht mir dieses blöde Fremdbestimmte auf den Wecker. Wenn mit meiner gesetzlichen Vertretung etwas abgesprochen wird und nicht mit mir. Das würde mich ankotzen. Das habe ich glücklicherweise noch nicht erlebt.
Eigentlich ist es für mich ärgerlich, dass ich bei sehr vielen Sachen Hilfe brauche, da ich mich dafür eigentlich zu fit fühle!
Ich möchte gerne im Haus von meinen Eltern wohnen, dafür brauche ich eine 24-Stunden Betreuung. Das weiß ich nicht, ob das klappt.
(Der Text wurde diktiert, weil das selbstständige Schreiben von langen Texten sehr lange dauert.)