Aufarbeitung der NS-Vergangenheit Bad Godesbergs
Als Neu-Bad-Godesbergerin war ich sehr erstaunt, als ich auf einer alternativen Stadtführung die Geschichte der Villa Kahn hörte: Jahrzehntelang stand sie leer, keiner kümmerte sich - bis Herr Asbeck kam und Kontakt mit den jüdischen Besitzern in den USA aufnahm, die bis heute nicht namentlich genannt werden wollen. Die Gemeinde hatte also jahrzehntelang weggesehen. Wie kann das sein? In der Wikipedia wird es nicht genannt, aber in der Stadtführung wurde erwähnt, dass der "Verfall" praktisch auch eine Folge einer gescheiterten Aufarbeitung der Geschehnisse in der NS-Zeit waren, die zur Beschlagnahmung und Plünderung des Anwesens geführt hatten.
Bis heute weiß man nicht viel - es fehlt auch ein Hinweis vor dem Anwesen, obgleich man in unmittelbarer Nähe dann aber sehr wohl touristische Hinweise auf den Chamberlain-Besuch im Hotel Dreesen und seine katastrophalen Folgen findet. Bei näherer Betrachtung löst das etwas Unwohlsein aus. Und vermutlich betrifft dieses Nicht-Wissen und Nicht-Dokumentieren das noch eine ganze Reihe weiterer Häuser, insbesondere im Villenviertel.
Ich rege daher eine Geschichtswerkstatt, möglichst in Kooperation mit der Uni Bonn, an, die sich mit dieser lokalen Geschichte befasst - und auch zu einer druckfähigen Geschichte hinter den Stolpersteinen in Bonn führen könnte.
Kommentare
am 13. Mai. 2018
at 12:52Uhr
Christengemeinde an der Villa Kahn
Interessant wäre z.B. auch, warum die Besitzer der Christengemeinde in den 1950ern das Gelände gekündigt haben. Diese Woche war in der SZ (9./10.4.18, S. 11. , Der Gestrige" über Joseph Beuys) zu lesen, dass die Christengemeinde personell über Werner Georg Haverbeck mit dem Collegium Humanum verbunden war, das später wegen Holokaust-Leugnung verboten wurde, aber z.B. auch Versammlungen der frühen Grünen beherbergte. (Dabei handelt es sich sehr wahrscheinlich aber nicht um das noch bestehende Collegium Humanum in Godesberg.)
am 14. Mai. 2018
at 10:39Uhr
Rheinhotel Dreesen
Warum wird auf den touristischen Informationstafeln nicht auch erwähnt, dass sich Hitler dort am 29. Juni 1934 mit Joseph Goebbels und Sepp Dietrich zur Vorbereitung des Röhm-Putsches traf? Unerwähnt bleibt auch, dass es ab April 1944 unter dem Tarnnamen Winzerstube als Außenkommando des Konzentrationslagers Buchenwald diente. Ab März 1945 war es dann Quartier des amerikanischen Oberkommandierenden ... viel Stoff allein zu diesem Gebäude!
am 14. Mai. 2018
at 14:13Uhr
Zustimmung
auch die Botschaftstouren sollten auf die geschichtlichen Hintergründe Bad Godesbergs
mehr eingehen.
Auch auf die ganzen Stellen, wo Juden in Bad Godesberg ermordet wurden.