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Sag es ohne Worte - Empowerment für Kinder und Jugendliche gegen Alltagsrassismus & Diskriminierung

Bonner Mitmachbudget 2025/2026

Sag es ohne Worte - Empowerment für Kinder und Jugendliche gegen Alltagsrassismus & Diskriminierung

Stadtbezirk Bonn

Projektbeschreibung: Was soll umgesetzt werden?

Stell dir vor, du bist acht Jahre alt. Du gehst zur Schule, spielst auf dem Spielplatz, möchtest einfach dazugehören. Doch dann hörst du immer wieder dieselben Sätze:
„Wo kommst du wirklich her?“, „Deine Haare sind aber komisch“, „Du sprichst ja gut Deutsch.“

Was wie harmlose Bemerkungen klingt, trifft viele Kinder mit Migrationsgeschichte tief und regelmäßig. Sie spüren: Da war etwas nicht in Ordnung.
Ein kurzer Moment, ein Tonfall, ein Satz – und plötzlich fühlen sie sich „anders“.
Oft können sie dieses Gefühl nicht in Worte fassen, aber es bleibt. Es zieht sich durch den Tag.
Und sie schweigen. Aus Unsicherheit, aus Gewohnheit oder weil sie gelernt haben, dass sie sich sonst rechtfertigen müssen. Oft, ohne ernst genommen zu werden.

In Bonn hat fast jedes dritte Kind eine internationale Familiengeschichte. So auch unsere Familie. Wir sind Teil der afrodeutschen Community in Bonn und stolze Bonner.
Unsere Diversität ist ein Schatz, aber auch eine Herausforderung.
Laut Afrozensus 2020 erleben 49 Prozent der Schwarzen Menschen Rassismus in Bildungseinrichtungen, 90 Prozent berichten von Alltagsrassismus.
Viele dieser Erfahrungen passieren genau da, wo Kinder einfach sie selbst sein sollten: im Klassenzimmer, auf dem Spielplatz oder im Sportverein.

Unser Projekt gibt Kindern ein Werkzeug in die Hand, wenn ihnen die Worte fehlen und alles zu schnell geht, um zu reagieren.
Die Idee: eine Visitenkarte mit QR-Code, die sie in solchen Situationen überreichen können – wenn etwas wehgetan hat, aber sie es nicht einordnen oder erklären können.

Oft sind Kinder – wie auch viele Erwachsene – nach diskriminierenden Kommentaren einfach nur erschrocken, überfordert, sprachlos.
Sie spüren, dass etwas nicht stimmt, aber der Kopf ist leer.

Und jedes Kind reagiert anders.
Manche werden laut, andere ziehen sich zurück. Einige möchten etwas sagen, können es aber nicht. Andere wollen sich einfach nur verstecken und hoffen, dass es schnell vorbeigeht.

Der QR-Code auf der Karte führt zu einer Website, die typische Aussagen ruhig und verständlich erklärt.
Warum sie verletzen. Woher sie kommen. Was man besser machen kann.
Nicht mit Vorwürfen, sondern mit Klarheit, Respekt und Mitgefühl.

So können Kinder in ihrem Gefühl ernst genommen werden, auch ohne sprechen zu müssen.
Und Erwachsene bekommen die Chance, zu verstehen – in Ruhe, ohne sich rechtfertigen zu müssen.

Die Karten werden über Schulen, Jugendzentren, Nachbarschaftstreffs und Vereine verteilt. Fachkräfte begleiten die Einführung, damit Kinder wissen:

Du musst nicht schlagfertig sein.
Du darfst dich schützen. Auch leise. Auf deine Art.

Doch dieses Projekt ist nicht nur für Betroffene. Es ist für alle, die in Bonn zusammenleben. Auch für Menschen, die unbeabsichtigt diskriminierende Aussagen machen, ist es hilfreich. Statt Streit oder Scham entsteht die Möglichkeit, sich in Ruhe mit der Wirkung der eigenen Worte auseinanderzusetzen. Das fördert Reflexion statt Abwehr und schafft langfristig mehr Bewusstsein im Miteinander.

Für Eltern, die verstehen wollen. Für Nachbar:innen, die dazulernen möchten. Für ein Miteinander, das Kindern ihre Stimme gibt und anderen den Raum, ihr Verhalten zu überdenken.

Es ist ein leises Projekt. Aber eines mit Wirkung. Denn Respekt beginnt dort, wo ein Gefühl ernst genommen wird. Und manchmal reicht eine Karte, um etwas in Bewegung zu bringen.

Wo soll das Projekt umgesetzt werden?

Das Projekt wird im Stadtbezirk Bonn umgesetzt mit der Option es auch in anderen Bezirken zu verwenden. Die Umsetzung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit lokalen Einrichtungen, in denen Kinder und Jugendliche sich täglich aufhalten. Dazu gehören insbesondere:

Grund- und weiterführende Schulen,
Jugendzentren und offene Kinder- und Jugendarbeit,
Stadtteilbibliotheken,
Sportvereine,
sowie Nachbarschaftstreffs und Migrant:innenorganisationen.

Die Verteilung der Visitenkarten mit QR-Code erfolgt über Fachkräfte in diesen Einrichtungen (z. B. Lehrkräfte, Schulsozialarbeit, Pädagog:innen), die zuvor in kurzen Workshops über Ziel, Nutzung und Umgang mit dem Material informiert werden. Gegebenenfalls auch in Kooperation mit dem Kommunalen Integrationszentrum.

Durch die breite Streuung im Stadtteil werden sowohl jüngere Kinder als auch Jugendliche erreicht, die in Alltagssituationen diskriminierende Erfahrungen machen – z. B. auf dem Schulhof, im Verein oder in der Freizeit.

Begleitend ist geplant, mit interessierten Einrichtungen Pilotgruppen zu bilden, um Rückmeldungen aus der Praxis zu sammeln und das Projekt weiterzuentwickeln.

Stadtbezirk

Bonn

Das Projekt...

soll durch die Verwaltung nur finanziell unterstützt werden, die Umsetzung erfolgt durch mich/meine Initiative

Kostenprognose: Von welchen Kosten gehe ich aus?

Für die Umsetzung des Projekts rechne ich mit Gesamtkosten in Höhe von 8.700 Euro. Die Mittel verteilen sich wie folgt:

2.500 € für die Konzeption und technische Umsetzung einer einfachen, mobiloptimierten Website. Die Seite enthält sachlich erklärte Beispiele typischer rassistischer Aussagen und bietet über den QR-Code auf den Visitenkarten einen ruhigen, deeskalierenden Zugang zum Thema.

2.000 € für den Druck und die Gestaltung von ca. 4.000 Visitenkarten in zwei Varianten (für verschiedene Altersgruppen), ggf. mit mehrsprachigen Elementen.

1.800 € für Honorare von rassismuskritischen Fachberater:innen und die Durchführung von zwei Workshops mit Fachkräften aus Schule, Jugendarbeit und Stadtteilarbeit.

700 € für Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere Infomaterialien wie Infoflyer und Plakate für Einrichtungen sowie einfache digitale Vorlagen.

1.200 € für Projektkoordination, Kommunikation mit den Einrichtungen, Dokumentation und Evaluation.

Gesamtkosten: 8.700 Euro

Das Projekt ist einmalig, in sich abgeschlossen und verursacht keine Folgekosten oder dauerhafte Bindung städtischer Ressourcen

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Kommentare

Gespeichert von Jana Gueye am Di., 01.07.2025 - 16:49

Wow! Super tolles Projekt, dass hätte ich mir als Kind gewünscht! Super Art sich selbst zu ermächtigen!

Gespeichert von Phyllis Quartey am Do., 03.07.2025 - 16:24

Ich finde diese Idee richtig toll! Wir geben jungen Menschen "Werkzeuge" in die Hand mit denen sie sich behaupten und Grenzen setzen ohne Gewalt!

Gespeichert von Dora am Mo., 07.07.2025 - 08:19

So eine tolle Idee! Bei meiner Arbeit mit Kindern erzählen viele, dass sie aufgrund ihrer Herkunft diskriminiert werden. Sie fühlen die Ungerechtigkeit und es verletzt sie sehr. Selbst selbstbewusste, eloquente Kinder können in solchen Situationen ihren Mut verlieren.

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