Ergebnisse der 2. Stakeholder-Werkstatt

Im Rahmen der Erarbeitung des Bonner Freiraumplans wurden am 2. und 3. Februar 2023 zwei Werkstätten mit Akteurinnen und Akteuren und Interessensvertreter*innen der Freiraumentwicklung Bonns, sogenannten Stakeholdern, durchgeführt.

In den Werkstätten wurden intensiv die Entwicklungsziele der drei Leitbildthemen der Bonner Freiraumentwicklung diskutiert sowie in Arbeitsgruppen die ersten Ansätze für konkrete Maßnahmen der Freiraumentwicklung erörtert. Die Arbeitsgruppen hatten dabei unterschiedliche Schwerpunkte:

  • am 02.02.23 wurden die Themen Starke Landschaften und Feine Netze
  • und am 03.02.23 das Thema der Grünen Viertel – Klimaanpassung und Schwammstadt schwerpunktmäßig bearbeitet.

 

Zum Protokoll der 1. Stakeholder Werkstatt wurden folgende Hinweise gegeben:

  • In Naturschutzgebieten ist die Einhaltung der Schutzziele mit den entsprechenden Verboten und Geboten von großer Bedeutung.
  • Auf die Bedeutung der Frischluftschneisen und Luftaustauschbahnen im Grünsystem wurde ausdrücklich hingewiesen.
  • Bei der Umsetzung von Maßnahmen sollte interkommunal zusammen gearbeitet werden 

Nachfolgend werden die Erkenntnisse und Anregungen aus beiden Veranstaltungen nach den jeweiligen Themenrunden zusammengefasst und gemeinsam dokumentiert.

Ablauf der Werkstatt

  • Begrüßung und Einführung: Rückblick auf die erste Werkstatt
  • Einführung in den Arbeitsstand des Freiraumplans (bgmr Landschaftsarchitekten) mit anschließenden Diskussionsrunden (Entwicklungsziele des räumlichen Leitbilds)
  • Arbeitsgruppen zur Konkretisierung von Maßnahmen am Beispiel zweier Lupen

Räumliches Leitbild und Entwicklungsziele (Hinweise, Anregungen und Ergänzungen)

  • Es wurde auf den Klima-Aktionsplan der Bürger:innen hingewiesen, welcher parallel zum Klimaplan 2035 für die Bundesstadt Bonn ausgearbeitet wurde. Hier werden viele Synergien zum Freiraumplan gesehen.
  • Kaltluftschneisen nicht nur erhalten, sondern aktiv öffnen
  • Naturerfahren und Bewusstsein für die Natur schaffen ist von hoher Priorität (Teilhabe und Aneignung)
  • Bei den Alltagswegen sollen explizit die Päddchen (Rheinländisch für Pfade) mitaufgenommen und benannt werden.
  • Rhein als Lebensraum auch vom Wasser aus betrachten und als verbindendes Element entwickeln
  • Grabeland, zum Teil als Fläche in städtischen Eigentum, birgt ein großes Entwicklungspotential und sollte im Freiraumplan mitbetrachtet werden
  • Ernährende Stadt – Flächen für den Anbau von Lebensmitteln (z.B. Hochbeete) in allen Viertel für alle Bewohner:innen vorsehen
  • „Wildnis in der Stadt“ - sich selbst überlassene Naturräume in der Stadt schaffen. Mögliche Potenzialräume hierfür: Randbereiche der Friedhöfe, die o.g. Päddchen…
  • Trittsteinbiotope schaffen, dabei muss die Stadt nicht alles selber planen und umsetzen, Ziel sollte die Aktivierung von Bewohnerinnen und Bewohnern und weiteren Akteure, wie Wohnungsunternehmen (Bsp.: Pikopark)
  • Friedhöfe für ein Naturerleben öffnen

Maßnahmen für die diskutierten Lupenräume
(Die nachfolgenden Vorschläge, Maßnahmen und Ideen stammen aus der StakeholderBeteiligung für die jeweiligen Lupen.)

Lupen „Qualifizierung Grünes C“ im Bonner Norden (Starke Landschaften):
Bei dieser Lupe wurde deutlich herausgearbeitet, dass die landwirtschaftlich geprägte Offenlandschaft das räumliche Leitbild ist, die Landschaft soll dabei vielfältiger und mit naturnahen Elementen angereichert werden.

  • Landwirtschaft vielfältiger machen
  • Es sollen keine neuen Wegeverbindungen entstehen, um z.B. Zerschneidung der Landschaft und Biotopverlust zu verhindern
  • Wegebestand qualifizieren und Besucher:innen behutsam lenken, Wege in das übergeordnete System einbinden, Bezüge zum Rhein herstellen, Friedhöfe einbinden, Bezüge über die Stadtgrenzen Bonn herstellen
  • Begegnungsorte an bestimmten und geplanten Orten vorsehen (Ziel Besucherlenkung)
  • Angebote für Urban farming (z.B. solidarische Landwirtschaft schaffen)
  • Landwirtschaftliche Flächen erhalten
  • Bachbegleitende Gehölzstrukturen entwickeln (z.B. auch Aufweitungsbereiche, Flachwasserzonen, schmaler Galeriewald)
  • Dauerhafte Wegesäume aufgrund der Artenvielfalt entwickeln (Erhöhung der Biodiversität), Blühstreifen können diese Strukturen noch ergänzen
  • Zerfallene Alleen wieder aufforsten, Beispiel Kölnstraße
  • Naturerfahrung und Teilhabe stärken (Umweltbildung, blaues Klassenzimmer, Agrarlandschaft etc.)

Lupen „Blau-Grüner Weg“ vom Melbtal zum Rhein (Feine Netze):
Die Diskussion zu dieser Lupe Stand unter dem Ansatz: Je grüner und attraktiver die Stadt bzw. das direkte Wohnumfeld ist, desto weniger Druck wird auf den Außenraum und die geschützte Natur ausgeübt. Entsprechend wurde Maßnahmen und Überlegungen für den Bereich ab Ausgang Melbtal bis zum Rhein diskutiert.

  • Bachoffenlegung wurde in verschiedenen Bereichen und in verschiedenen Extremen diskutiert. Vorgeschlagen wurde z.B. die Bachoffenlegung bis Clemens-August-Platz; eine Offenlegung bis zum Botanischen Garten; auch eine Offenlegung innerhalb des Botanischen Garten wurde als Option diskutiert.
  • Die Poppelsdorfer Allee wird in ihrer derzeitigen Gestaltung kritisch gesehen. Erhöhung der Biodiversität durch das Element Wasser mit Bezug auf Schwammstadt) und ergänzende Angebote für die Freizeit.
  • Für den Poppelsdorfer Platz wird eine Entsiegelung und Umgestaltung vorgeschlagen, mit dem Ziel ein „Stopper“ durch Aufenthaltsqualität und grüner Gestaltung vor dem Melbtal zu sein. Mit Bezug auf den dort verrohrten Melbbach Vorschlag für einen Wasserspielplatz.
  • Clemens-August-Platz im Zusammenhang mit dem LSG im Wingert denken, umgestalten und entsiegeln: Ziel „Stopper“ durch Aufenthaltsqualität und grüner Gestaltung vor dem Melbtal
  • Es wird vorgeschlagen den Naturlehrpfad Im Wingert fortzusetzen und zu dessen Gunsten die informellen Stellplätze im nördlichen Bereich rückzubauen. Eine Fortführung in das Melbtal wurde unter der Prämisse Besucherlenkung und Aufklärung über Naturzerstörung diskutiert.
  • Intensiv wurde das Thema „Besucherlenkung“ im NSG Melbtal besprochen. Hier wurde vorgeschlagen: Aufklärung über Folgen von verlassen von Wegen im Rahmen von Naturlehrpfaden, Rückbau von illegalen Wegen, stärkere Kontrollen.

Lupen „Freiraum im Kontext von Siedlungsentwicklung“ in Dottendorf (Feine Netze):
Die Diskussion dieser Lupe bezog sich verstärkt darauf, wie ein Raum für verschiedene Zielgruppen nutzbar wird. Besonders das Bedürfnis nach Gärtnern und Grünen Aufenthaltsräumen wurde deutlich. Gärtnern differenziert sich aus und spannt den Bogen von Kleingarten, Grabeland bis zum urban gardening.

  • die übergeordneten Klimaschneisen sollen freigehalten werden
  • versiegelte Plätze und Straßen klimaangepasst gestalten (Motto: aus Grau mach Grün!)
  • Grüne Begegnungsräume schaffen, auch gezielt nur für Jugendliche
  • Kleingartenanlagen und Grabeland soll visuell integriert werden, z.B. niedrige Abgrenzungen zu Rad- und Fußwegen (Begleiträume sichtbar machen, Aufenthaltsräume schaffen) Der bahnbegleitende Weg wurde hier als Grünzug diskutiert.
  • Gärtnern diversifiziert sich: Ein Kleingartenkonzept soll nicht nur die Kleingartenanlagen mitbetrachten, sondern alle Formen von Gärtnern
  1. Selbsterntegärten
  2. Urban Gardening
  3. Gemeinschafsacker
  4. Grabeland als Potential für Urban Gardening
  5. Mietergärten

Hier wird der Vorschlag einer Flächenmanager*in gemacht um die verschiedenen Formen des Gemeinschaftsgärtnerns zu koordinieren

  • Vorhandene Räume, die von Anwohner:innen genutzt werden, wie z.B. Wendehammer, sollen mit in die Freiraumbetrachtung mit einbezogen werden (Grau wird grüner Aufenthaltsraum)

Lupen „Klimaanpassung im verdichten Siedlungsraum“ in Beuel (Grüne Viertel):
Die Diskussion dieser Lupe bezog sich verstärkt darauf, wie ein verdichtetes Stadtquartier klimaangepasst umgestaltet werden kann. Zudem wurde Maßnahmen und Instrumente diskutiert, die sich positiv auf das Wohnumfeld auswirken. Umweltbildung im ‚Viertel‘ wurde als wichtiges Aufgabenfeld identifiziert.

  • Zukunftsbild für ein grünes Viertel aufzeigen
  • Prinzip der Schwammstadt im öffentlichen und privaten Raum vorsehen und umsetzen
  • Hitzebelastete Gebiete entsiegeln, mehr Bäume und Sträucher prioritär in Hitzeinseln pflanzen
  • Stadtbäume auf privaten Flächen fördern 
  • Private für Begrünung aktivieren;
  • Räume für Wildnis (freie Natur) als Bildungs- und Erlebnisräume im Siedlungsraum schaffen
  • Flächenbereitstellung für eigenständige Begründung durch die Bewohnerschaft (z.B. Baumscheiben)
  • Grüne Inseln im Viertel schaffen (Hochbeete, Sitzmöglichkeiten, Schattenplätze, Spiel- und Bewegungsorte)
  • Guided Tour: Was kann wie begrünt werden und was bringt das für Klima, Biodiversität, Schwammstadt
  • Urban Gardening in Hotspots verorten (z.B. Beueler Bütt als Vorzeigeprojekt entwickeln)

Instrumente/Prozesse:

  • Standards für Gebäudebegrünung einführen (Bauleitplanung)
  • Freiflächengestaltungsplan als Instrument der Qualitätssicherung einführen
  • Nachhaltigkeitscheck bei Neubebauung
  • Beratungsangebote für die Begrünung (Höfe, Dächer, Fassaden, Baumpflanzung) ausbauen; Fördermöglichkeiten bewerben

Insgesamt wurde festgestellt, dass neben der Betrachtung der Einzelmaßnahmen auch immer die Verknüpfung der Lupenräume mit dem Umfeld und damit der Blick über die Stadtgrenzen von Bonn wichtig ist.

Von Seiten der Beteiligten wurde das Interesse geäußert am weiteren Verfahren beteiligt zu werden.

Das Thema der erneuerbaren Energien gewinnt an Bedeutung und wird im Rahmen der Freiraumplanjung mit zu behandeln sein.